Von Sandra Parthie.
Seit Anfang der Woche können auch die Kleinsten wieder zum Kindergarten und in die Vorschule. Belgieninfo war am Eröffnungstag vor Ort bei der internationalen deutschen Schule Brüssel.
Im Einbahnstraßensystem, durch zwei Eingänge und mit gestaffelten Ankunftszeiten werden die Kleinen und Kleinsten in den Kindergarten der idSB gebracht. Nachdem die belgische Regierung zunächst den Kindergarten-, Vorschul- und Grundschulbetrieb erst nach den Sommerferien wieder aufnehmen lassen wollte, entschied sich der Nationale Sicherheitsrat kurz vor Pfingsten spontan um und sprach sich für eine Wiedereröffnung am 8. Juni aus.
Was für Kindern und Eltern eine gute Nachricht war, stellte die Kindergarten- und Schulleitung dann doch vor eine große Aufgabe: innerhalb kurzer Zeit musste ein neuer Stundenplan her, der bisherige Notbetreuungsmodus mit 18-20 Kindern beendet und eine Umstellung auf den neuen „Normalbetrieb“ mit 125 Kindern organisiert werden.
Tetris für Fortgeschrittene
Der Kindergarten mit den 2-6jährigen hat einen minutiösen Ablaufplan erstellt – von den Pausen- und Hofzeiten für die sieben Gruppen bis hin zu Abhol- und Bringezeiten, bei denen auch berücksichtigt wird, dass Geschwisterkinder im selben 15min-Zeitraum ankommen bzw. gehen können.
Einmal angekommen, gibt es für die Grundschülerinnen und Grundschüler eine Einführung in die neuen Vorgaben. Das neue Hygiene- und Sicherheitskonzept wird von einer Betreuerin mit jeder Gruppe einzeln, mit Spiel- und Videounterstützung erklärt und geübt. Dazu gehört natürlich das Abstandhalten und das gründliche Händewaschen. Die Gruppen werden sich nicht mischen dürfen. D.h., nicht nur die neuen Wege im Haus sind gekennzeichnet, auch auf dem Pausenhof flattern Markierungsbänder zur Trennung der Spielbereiche, damit sich die „Kontaktbubbles“ nicht überkreuzen. Essen und Getränke müssen die Schülerinnen und Schüler selber mitbringen und am Platz essen, da eine schulische Essensausgabe im Moment nicht gestattet ist.
Doch trotz aller Beschränkungen – die Kinder freuen sich riesig, wieder in die Schule kommen zu können und ihre Freunde, aber auch Betreuerinnen und Lehrerinnen wiederzusehen und sich als Gruppe wiedererleben zu können. Grundschulleiterin Constanze Schwarzer berichtet, dass man beim Lehrstoff voll im Soll sei und dass niemand sitzenbleiben wird. Wo sich Eltern oder Kinder unsicher fühlen, können sie aber entscheiden, das Schuljahr zu wiederholen. Für die Zensurenvergabe werden die Noten aus dem ersten Halbjahr genommen und eine Übersicht dessen erstellt, was die Kinder in der Zeit des Lockdowns als Lehrstoff durchgenommen haben.
Die Schule hat in der Zeit des Lockdowns viel geleistet – von Online-Lerninhalten bis hin zur Kommunikation mit Eltern und Schülerschaft. In den Wochen seit Mitte März wurden nicht weniger als 26 Elternbriefe verschickt, Zoom-Elternabende abgehalten und eine durchgängige Präsenz und Erreichbarkeit von Sekretariaten und Schulleitung sichergestellt. Die Arbeitsplätze für Betreuer und Lehrer wurden mit Plexiglastrennwänden ausgerüstet, Masken und Visiere aus Deutschland organisiert.
Die Waage zwischen Flexibilität und Sicherheit halten
Nun beginnt ein neuer Alltag und Schulleiterin Biste bittet Eltern und Schüler um Verständnis, Mitarbeit und Solidarität und erwartet, dass sich alle an die Regeln halten. Dazu gehört, dass die Kinder nur in die Schule geschickt bzw. gebracht werden, wenn sie gesund sind, dass die Abhol- und Bringezeiten eingehalten werden, und dass Toleranz dafür herrscht, dass auch die Schule nicht alle Eventualitäten vorhersehen kann und „learning by doing“, inklusive etwaiger Regeländerungen, das „neue normal“ ist.
Schulleiterin Biste war beeindruckt vom hohen persönlichen Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Lockdown- sowie in der Neustartphase, die oft damit konfrontiert waren, schnell gute Lösungen für neue Situationen und Herausforderungen zu finden. So sah sich beispielsweise Marion Montgomery, die stellvertretende Leiterin des Kindergartens, dem Problem gegenüber, dass die Kleinen nur noch mit Betreuung die Toilette benutzen dürfen, was selbst bei einer kleinen Kindergruppe schnell dazu führen kann, dass sich Betreuerinnen fast ganztägig zur Überwachung des Händewaschens und sonstiger Hilfestellungen in der Toilette aufhält. Da das keine effiziente Nutzung von Arbeitszeit und -kraft ist, machte sie aus dem individuellen kurzerhand ein „Gruppengeschehen“ und sorgte so für einen koordinierteren Tagesablauf.
Anmeldungen noch möglich
Die Schule weist darauf hin, dass aktuell noch Plätze für Neuanmeldungen verfügbar sind. Aufgrund von Corona konnten einige Familien nicht wie geplant nach Brüssel kommen. Daher gibt es jetzt die Chance für lokale Familie sich für das kommende Schuljahr anzumelden.
Im Gegensatz zu einigen lokalen belgischen Schulen wird der Unterricht, ob in Präsenz – oder Fernvariante auf jeden Fall garantiert.
Facebook-Seite der idSB https://www.facebook.com/idsb.eu/
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