Von Heide Newson.
Fast 16 Jahre lang hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die Europapolitik mitbestimmt. Im Dezember 2005 kam sie zu ihrem ersten EU-Gipfel nach Brüssel, wo sie im Verlaufe der Jahre viele Verhandlungsnächte verbrachte, vermittelte und nach Lösungen rang. Am 15.Oktober besuchte sie wohl zum letzten Mal als Regierungschefin das Königreich Belgien, aber nicht, um wie gewöhnlich an Sitzungen des Europäischen Rates teilzunehmen. Geladen war sie vielmehr zu einer Audienz beim belgischen König Philippe, der ihr im Königspalast in Laeken das Großkreuz des Leopoldordens überreichte, die höchste Auszeichnung die das Königreich Belgien zu vergeben hat.
Derweil warteten nationale und internationale Medienvertreter im Egmont Palast, wo vom belgischen Militär zu Ehren der Kanzlerin eine Ehrenparade abgehalten wurde, auf das Eintreffen der Kanzlerin. Nostalgie und Wehmut machten sich breit, als erst die deutsche und dann die belgische Nationalhymne erklang. Dabei spürte man, wie eng und freundschaftlich das Verhältnis beider Länder ist, wozu Angela Merkel während ihrer Amtszeit einen großen Teil
beigetragen hat. Beim gemeinsamen Pressetermin mit Angela Merkel unterstrich das auch Premierminister Alexander De Croo: „Liebe Angela, ich glaube, Brüssel gehört zu den Städten, die Sie während ihrer Amtszeit am meisten besucht haben, meistens um an Sitzungen des Europäischen Rates teilzunehmen. Aber wir haben auch enge, starke Bindungen zwischen unseren Ländern.”
“Ich glaube”, so De Croo weiter, “ich darf stellvertretend für Millionen von Belgiern und auch für Millionen von Europäern sprechen: Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihre Führungsqualität über die letzten Jahre und Jahrzehnte.“ Weiter sprach er über Merkels Menschlichkeit, ihre Empathie, Geduld, Entschlossenheit, ihren kühlen Kopf um stets Lösungen zu präsentieren. Als Zeichen der Dankbarkeit, Freundschaft und tief empfundenem Respekt wolle man sie am Abend noch davon überzeugen, dass Brüssel viel mehr zu bieten habe, als lediglich die europäische Konferenzstadt zu sein, und mehr als nur Pommes Frites.“ Danach ergriff Angela Merkel das Wort. Sie empfinde es als eine sehr große Ehre, dass der König sie heute empfangen und ihr den Leopoldsorden überreicht habe. “Ich nehme das auch als eine Anerkennung der tiefen Verbundenheit unserer beiden Völker, die ja angesichts der Geschichte nicht selbstverständlich ist, sondern die ich auch als Geschenk empfinde.“ Im bilateralen Gesprächs mit Alexander De Croo unterstich die Kanzlerin, dass man die aktuellen politischen Herausforderungen in den Blick genommen habe. Stark könne man sein, wenn man innovativ und technologisch “vorne” sei. Als Beispiel nannte sie Belgiens pharmazeutische Industrie, ebenso wie die Forschungskapazitäten im Bereich der Mikroelektronik. Auch die technologischen Herausforderungen des Klimaschutzes gelte es zu bewältigen. Fragen der Rechtstaatlichkeit, Fragen der Migration, Engagement in Afghanistan standen ebenso zur Debatte.
Dass sie den so ganz anderen Tag hier in Brüssel genoss unterstrich sie mit den Worten „ Alles in allem ein ganz, ganz herzliches Dankeschön für diesen besonderen Tag hier in Brüssel, der für mich natürlich ganz speziell ist. Dafür wirklich herzlichen Dank.“ Lächelnd und sichtlich gerührt, verließ sie dann das Rednerpult.
Fotos: Heide Newson
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