Von Heide Newson
Nieselregen, Nebel, kalte und kurze Tage: Wenn es draußen ungemütlich wird, ist es toll, sich ins Nass eines geheizten Schwimmbads zu stürzen, dabei in die Geschichte einer historischen Brüsseler Badeanstalt einzutauchen und ganz stilvoll seine Bahnen zu ziehen.
Seit September 2019 war das im Jahr 1904 erbaute Hallenbad der Gemeinde Ixelles geschlossen, jetzt öffnet das älteste Prachtstück der Region Brüssel-Hauptstadt nach einer kompletten Renovierung zum Jahresende wieder seine Pforten. Die Eröffnung war eigentlich schon vor zweieinhalb Jahren vorgesehen. Aber wegen Covid und bautechnischer Herausforderungen dauerten die umfangreichen Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten doppelt so lange wie geplant.
„Das Hallenbad wurde im Jahr 1904 eigentlich für die Arbeiterklasse errichtet,“ sagt Mouad Doumer, der die Renovierungsarbeiten beaufsichtigt. Und tatsächlich befindet es sich nicht gerade in der smartesten und angesehensten Wohngegend von Ixelles. Im Gegenteil. Das Schwimmbad liegt etwas entfernt von den idyllischen Ixeller Teichen, versteckt in einer Seitenstraße der tristen Rue Gray, in der Rue de la Natation 10, inmitten von einfachen Wohnhäusern. Erst wenn man das Schwimmbad betritt, bemerkt man, in was für ein Juwel man eintaucht. Majestätisch war das Interieur schon vor den Renovierungsarbeiten, es war halt nur in die Jahre gekommen. Die Kapitelle aus Verbundguss, die Stucksäulen und das Metallgerüst sind die letzten Überbleibsel der typischen Struktur der allerersten Hallenbäder. In diesem architektonischen Prachtstück zog ich jahrelang meine Runden, bis es dann geschlossen wurde. Aber jetzt habe ich „mein“ geliebtes Hallenbad wieder ganz in meiner Nähe. Und noch ein historisches dazu, das zum Glück unter Denkmalschutz steht.
Das Becken ist 29,20 Meter lang und 14,40 Meter breit mit einer Wassertiefe von 3,25 Metern. Die Wassertemperatur beträgt 27 Grad und die Hallentemperatur angenehme 29 Grad. Eine imposante Glasdecke sorgt für ausreichend Licht.
Das faszinierende an diesem Projekt, so Doumer, sei die Tatsache, dass das Schwimmbad so wie zur Zeit seiner Entstehung gestaltet wurde. „Wir stützten das Design auf ein Foto aus dem Jahr 1940, auch was die Umkleidekabinen anbetrifft. Da es unter Denkmalschutz steht, konnten wir nicht irgendetwas machen, sondern mussten strenge Vorschriften einhalten.“ Trotz dieser Auflagen wurde dem imposanten Hallenbad ein modernes Gesicht verpasst, was Nachhaltigkeit, hochwertige Hygienestandards oder Mobilität, besonders für Menschen mit Behinderung, angeht. Jetzt muss das Becken nur noch mit Wasser gefüllt werden, dann kann das Schwimmvergnügen für Kids und jede andere Altersklasse wieder beginnen.
Und das werde noch im Dezember geschehen, so hieß es. Jeder käme hier wie anno dazumal voll auf seine Kosten, und das in den prachtvollen Innenräumen eines historischen Gebäudes, das stets nicht nur ein Ort der Erholung war. Das soll es wieder werden und die Besucher gleichwohl in die Vergangenheit eintauchen lassen. Sie alle können sich auf eine Zeitreise zurück ins Jahr 1904 begeben, und das zu durchaus vertetbaren Eintrittspreisen. Ich muss dann nicht mehr ins Hallenbad nach Etterbeek ausweichen, sondern kann in meiner gewohnten Umgebung wieder fröhlich meine Bahnen ziehen.
https://www.ixelles.be/site/222-Piscine
Beiträge und Meinungen