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Nordische Einstimmung auf den Advent: Baltic Sea Philhamonic am 14. November im Flagey

Von Reinhard Boest

Ein ganz besonderes Musikerlebnis wird am 14. November im Studio 4 des Veranstaltungszentrums Flagey geboten. Zum ersten Mal tritt das “Baltic Sea Philhamonic” Orchester in Brüssel auf, im Rahmen einer Tournee, die es unter anderem auch nach London, Paris, Utrecht, Nürnberg, Köln und Luzern führt.

Das Orchester wurde 2008 auf der Insel Usedom als Baltic Youth Philharmonic gegründet. Es hat sich schnell einen Namen gemacht und ist mit berühmten Dirigenten und Solisten nicht nur Stammgast beim alljährlichen Usedomer Musikfestival, sondern tritt in den großen Konzertsälen auf, darunter regelmäßig auch in der Hamburger Elbphilharmonie.

K. Järvi © Franck Ferville

Im Orchester spielen unter der Leitung seines Mitbegründers Kristjan Järvi junge Musikerinnen und Musiker aus allen zehn Ostsee-Anrainerstaaten zusammen (Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Norwegen, Polen, Russland und Schweden). Der 51jährige Järvi stammt aus einer estnischen Musikerfamilie, die 1980 in die USA ausgewandert ist; auch sein Vater Neemi und sein Bruder Paavo sind weithin bekannte Dirigenten (Paavo leitet die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen). Das Baltic Sea Phiharmonic sieht sich selbst als ein Orchester, dessen Mitglieder “mühelos geografische und historische Grenzen überwinden”, und so als eine Bewegung, die Menschen zusammenbringt. Mit innovativen Impulsen aus dem Norden will es “das traditionelle Orchestermodell weiterdenken und Neues wagen”.

So spielt das Orchester das gesamte Programm ohne Noten auswendig und mit einer eigenen Choreografie; mit dem Verzicht auf Pausen soll das Publikum in einen kontinuierlichen Klangstrom eintauchen. Dadurch wird jedes Konzert zu einem einzigartigen Erlebnis.

Im Mittelpunkt des Programms “Nutcracker Reimagined” steht Tschaikowkys berühmtes Ballett “Der Nussknacker” nach dem Märchen von E.T.A. Hoffmann (Nussknacker und Mäusekönig). Järvi hat Tschaikowsky’s Musik in sinfonischer Form neu arrangiert und durch eigene Kompositionen ergänzt. “Nutcracker Reimagined” ist der dritte Teil einer Trilogie von Adaptationen der Ballettmusiken Tschaikowskys, nach Schwanensee und Dornröschen.

Olga Scheps

Ein weiteres Highlight ist das berühmte Klavierkonzert des Norwegers Edvard Grieg mit der in Köln lebenden Solistin Olga Scheps. Zusammen mit den anderen Stücken – des Esten Arvo Pärt und des Finnen Jean Sibelius – entsteht ein märchenhaftes Ambiente, das auch auf die kommende Weihnachtszeit einstimmt (der “Nussknacker” spielt bekanntlich am Weihnachtsabend…).

“Wenn das Konzert beginnt, wollen wir das Publikum in einen traumhaften Zustand versetzen”, sagt Järvi; “und nach einem unglaublichen Musikerlebnis sollen die Zuhörer verändert aufwachen, als ob sie sich neu erfunden hätten”, erläutert der Dirigent.

Ein Erlebnis im phantastischen Ambiente des Studio 4, das man nicht verpassen sollte.

Studio 4 © Johan Jacobs

Tickets gibt es zwischen 10 und 20 Euro – ein Bruchteil dessen, was man für dasselbe Konzert einen Tag später in der Kölner Philharmonie oder für andere Konzerte in Brüssel zahlen müsste. Möglich ist das durch die Unterstützung des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Die Landesvertretung knüpft damit auch an die langjährige Tradition der “Rentrée-Konzerte” der Neubrandenburger Philharmonie an, die 2020 leider ein Opfer der Corona-Krise geworden ist.

Konzertprogramm “Nutcracker Reimagined”

Kristjan Järvi
Ascending Swans basierend auf Sibelius Lobgesang aus Schwanenweiss

Peter Tschaikowsky
Nussknacker. Dramatische Sinfonie arrangiert von Kristjan Järvi (Auszüge)

Edvard Grieg
Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16

Arvo Pärt
Schwanengesang

Edward Elgar
“Nimrod” aus Enigma-Variationen op. 36

 

 

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