Von Jorik Fidler und Marco Muilwijk.
Spaziergänge, Rundfahrten und andere langweilige touristische Angelegenheiten gibt es ja schon genug. Für den reinen Genussmenschen sind die regionalen Erzeugnisse Belgiens aber viel interessanter. Mit Vergnügen haben wir einige geschmackvolle Leckerbissen aus der Regio Tongeren für Sie ausprobiert.
La Cress
La Cress ist ein Bier auf der Grundlage von Wasserkresse. Was für eine komische Idee, Wasserkresse benutzen beim Bierbrauen! Na ja, das Bier ist in Tongeren entstanden, und die Ideen von den Einwohnern der ältesten Stadt Belgiens sind wohl öfter komisch. In Tongeren findet jedes Jahr ‘Bier Anders’ statt. Das ist eine Art Bierfestival, wo fast alle bekannten, aber vor allem weniger bekannten Biersorten ausgestellt werden. Bei der letztjährigen Edition dieses Bierfestivals, traf ein Wasserkresseproduzent einen älteren Mann. Dieser Mann behauptete, dass man in der keltischen Zeit Wasserkresse benutzte, um dem Bier einen bitteren Geschmack zu geben. Das war für den neugierigen Wasserkresseproduzenten ausreichend, um sich selbst an die Arbeit zu machen. Und so hat etwas Gutes angefangen. Das Ergebnis ist ein blondes Bier. Natürlich haben wir La Cress für Sie ausführlich getestet. Eiskalt ist dieses Bier selbstverständlich am besten. Der Geschmack ist mild, aber leicht würzig. Diesen Geschmack erhält das Bier dank den Samen der Wasserkresse. La Cress ist aber so mild, dass es fast als ein Weißbier zu kategorisieren wäre. Ein würziges Weißbier, halten Sie das für möglich? Probieren Sie selbst mal.
(Red.) Dies ist ein Beitrag aus unserer Serie: “Sprachschüler schreiben für Belgieninfo”. Wir haben absichtlich die Texte nur geringfügig korrigiert, um die Verfasser zu ermutigen, in ihren Bemühungen für die deutsche Sprache nicht nachzulassen. Zugleich beglückwünschen wir sie für ihre Kenntnisse und Fähigkeiten. Weiter so!
Loonse stroop
Tongeren ist eine Stadt in Hespengau. Und wer Hespengau sagt, sagt Obst. Hespengau ist die größte Obstregion Westeuropas. Für den Naturliebhaber ist Hespengau ein wahres Paradies. In dieser Region gibt es zahlreiche Rad- und Wanderrouten, Rundfahrten, und vieles mehr. In Borgloon, einer Stadt, die an Tongeren grenzt, macht man Sirup mit selbstgezüchtetem Obst. Dieser Sirup ist absolut empfehlenswert, es gibt keinen Vergleich mit den Sirupen, die man im Supermarkt kaufen kann. Der Sirup besteht aus 60% Birne und 40% Apfel. Der Geschmack hat aber einen Hauch von Rosinen. Trotzdem ist es gar nicht so süß, wie man erwarten könnte. Das betrachten wir als positiv.
Caëderkukskes
Gehen wir zurück nach Tongeren. Auch zum Essen hat man in Tongeren viele regionale Erzeugnisse. Denken Sie z.B. an die ‘Caëderkukskes’. Das sind Kuchen, deren Name auf den Dodecaëder anspielt. Das ist ein Objekt, das aus der römischen Zeit stammt, und das man vor einigen Jahren im Boden unter Tongeren entdeckt hat. Es ist bis heute ein mysteriöses Objekt, denn niemand weiß, wozu es benutzt wurde. Der originelle Dodecaëder wird heutzutage im galloromanischen Museum in Tongeren ausgestellt. Kokosraspel ist kundig im Kuchen vermischt.
Es ist dem Butterkeks ähnlich, aber fester. Lecker zum Tee!
Tongerse Moppen
Wie in fast allen touristischen (und weniger touristischen) Städten gibt es in Tongeren auch ein typisches Gebäck. So wie Aachen seine Aachener Printen hat, Berlin seinen Berliner, hat Tongeren seine Tongerse Moppen. Die Kuchen sehen aus wie kleine Brötchen und kleben unheimlich zusammen. Dunstschwaden von Anis schlagen uns beim Öffnen entgegen, wodurch wir uns in Griechenland wähnen. Die Kuchen sind steinhart und den Anisgeschmack hat man zwei Stunden nach dem Essen immer noch im Mund. Die Schachtel war viel schöner als der Inhalt. Nein, Tongerse Moppen sind nicht gerade das Gelbe vom Ei.
Hesbania
Gehen wir noch einmal zurück in die Hespengau. Auf der anderen Seite Tongerens befindet sich Riemst. Hier wohnen drei Freunde, die alle große Bierliebhaber sind. Zusammen besuchen sie viele Bierkostproben, und eines Tages kam einer der Freunde auf die wunderbare Idee, selbst ein Bier zu brauen. Die drei Männer fingen begeistert an, und November 2014 war es endlich so weit: Hesbania war geboren! Aber warum Hesbania? Hesbania ist Lateinisch für Hespengau, und auch der lokale Fußballverein der drei Männer heißt ‘Hesbania Genoelselderen’. Es war also nicht an den Haaren gezogen, das Bier ‘Hesbania’ zu nennen. Genauso wie La Cress soll man Hesbania möglichst kalt trinken. Sobald das Bier die Zunge berührt, erfährt man eine Explosion von Spekulatius-Gewürzen, Kräutern und Gewürzen. Alles fließt aber in einer außerirdischen Einheit von Geschmack zusammen: Bier, gutes Bier. Hesbania ist ohne Zweifel die Apotheose der regionalen Erzeugnisse Tongerens.
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