Von Heide Newson
Jahrelang liefen die Verhandlungen zwischen Belgien und China. Jetzt ist es soweit. Das chinesische Kulturzentrum in Brüssel ist startklar, führte bereits eine Reihe von Veranstaltungen durch und rückt zunehmend in den Mittelpunkt des belgischen Kulturgeschehens. „Wir möchten einer breiten Öffentlichkeit in Belgien die chinesische Kultur, Kunst und Bildung näherbringen und heißen all unsere Freunde herzlich willkommen“, so Xu Jingyi, Pressesprecherin, gegenüber Belgieninfo. Ziel sei es, den kulturellen Austausch, das gegenseitige Verständnis und die freundschaftlichen Beziehungen sowie die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern zu fördern.
Das Chinesische Kulturzentrum, das sich in einem prestigeträchtigen, altehrwürdigen Haus aus dem Jahr 1861 befindet und zuvor von der Dexia Bank als Training Center genutzt wurde, ist eine kulturelle Einrichtung und heutige Immobilie der Volksrepublik China. Auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern, verteilt über vier Stockwerke, können sich numehr alle Interessenten umfassend in der Rue Philippe Le Bon, im Herzen des EU-Viertels, über die Kultur Chinas informieren. Neben Ausstellungen, Lesungen, Vortragsreihen und Konzerten werden künftig ebenso Filme sowie hochkarätige Theaterauffungen mit chinesischen Künstlern präsentiert und Sprachkurse gegeben.
Bereits am 16. September hatte die stellvertretende chinesische Ministerpräsidentin Liu Yandong zusammen mit Belgiens Außenminister Didier Reynders das Kulturzentrum eröffnet. Sie bezeichnete es als wichtige Frucht des „People-to-People“-Austauschs zwischen China und Belgien sowie der Europäischen Union. Und ein strahlender Reynders erklärte, dass beide Staaten ihre Beziehungen durch eine noch engere Zusammenarbeit in diversen Bereichen, insbesondere über die Kultur, auf eine neue Stufe bringen könnten.
Wenn Reynders strahlt
Obwohl ein Termin den anderen jagte, nahm er sich viel Zeit für seine chinesischen Freunde. Von der Eröffnungsausstellung, die zwei große Künstler, den Belgier Hergé sowie den Chinesen Zhang Chongren, in den Mittelpunkt der Eröffnungsfeier rückten, war er begeistert. Kennengelernt hatten sich die beiden im Frühjahr 1934 an der Brüsseler Akademie der Schönen Künste, wo der junge Zhang studierte. Schnell entwickelte sich eine tiefe Freundschaft, die bis zu ihrem Lebensende hielt. Zhang führte Hergé in die chinesische Geschichte, Kunst und Kultur ein. Und als Zeichen seiner Dankbarkeit verewigte Hergé in seinem Werk „Der blaue Lotos“ einen jungen Chinesen, der auf Tim trifft und sein Freund wird. Nach seinem Studium ging Zhang nach China zurück. Nach vierzig Jahren gab es dann in Brüssel das große Wiedersehen der beiden mittlerweile berühmten Künstler. Dass „Tintin“ in China fast genau so bekannt ist wie in Belgien, hat die Comic-Figur dieser Freundschaft zu verdanken.
Aber nicht nur Tintin ist im „Land des Lächelns“ ausgesprochen beliebt. Als König Philippe und Königin Mathilde im Juli in Begleitung von Vertretern aus Politik und Wirtschaft sowie Außenminister Didier Reynders eine Woche durch China reisten, waren die sonst eher zurückhaltenden Chinesen vor Enthusiasmus und Jubel kaum zu halten. Der königliche Staatsbesuch wurde zum großen Erfolg. Belgische Unternehmen konnten lukrative Verträge unterzeichnen, während das beliebte Königspaar im Städteplanungs-Museum von Wuhan, dem Stolz Chinas, die vielseitige Kultur Chinas hautnah erlebte.
Modenschau
Belgische Gäste, vornehmlich aus der Modebranche, konnten jüngst eine faszinierende Modenschau erleben. Und auch in diesem Haute-Couture Bereich drängen die Chinesen an die Weltspitze. Unübersehbar war die Wucht des chinesischen Wandels, wovon sich belgische Modemacher überzeugen konnten. Von der ehemals nüchternen uniformen Einheitskleidung aus rauhen Stoffen keine Spur mehr. Seide, exquisite Materialien und faszinierende Farben gaben den Ton an. Dabei bestachen junge chinesische Designer durch exotische Formen und Farben sowie schlichte Eleganz. Kein Wunder, dass die Haute-Couture Mode verstärkt ihren Einzug in internationale Nobel-Boutiquen und auf Laufstege findet. Besonders reizvolle Kreationen zeigte Grace Chen, in China sowie in den Vereinigten Staaten eine Berühmtheit. Grace lernte ihr Handwerk in China sowie in den Vereinigten Staaten. Ihr Modelabel garantiert einen faszinierenden Modemix aus Klassik und einem glamourösen sowie ausbalancierten orientalischen Luxusstil.
„Einfach umwerfend, ein absoluter Hit“, so das Urteil der belgischen Fachpresse. Tatsache ist, dass China das hochwertige Modedesign schon längst als neuen Erfolgsfaktor erkannt hat, und dabei ist, in der Textilbranche seinen schlechten Ruf als Kopierweltmeister abzulegen. Qualitätsprodukte erobern verstärkt die Märkte. Und Kreationen mit dem Gütesiegel von Grace Chen sind international stark gefragt. Promis wie Oprah Winfrey, Sharon Stone, die Frau des chinesischen Premierministers, um nur einige zu nennen, lassen sich von ihr einkleiden. Auf meine Frage, wieso sie keine chinesischen Models, sondern belgische auf den Laufsteg schickte, meinte sie, dass ihre Mode ja international sei und belgische Mannequins ein attraktives Aushängeschild für ihre Kreationen seien.
Im geselligen Ambiente diskutieren
Gleichwohl verfügt das chinesische Kulturzentrum über einen Lesesaal mit einer Teebar als Ort der Kommunikation und der Informationsvermittlung für alle, die sich für die chinesiche Kultur, Geschichte, Philosophie und Sprache interessieren. Hier kann in einem geselligen Ambiente mit gebürtigen Chinesen über jedes erdenkliche Thema diskutiert werden. Und passend zum jeweiligen Sprachniveau werden Sprachkurse von kompenten Lehrpersonen durchgeführt,
Nach dem Motto „auch die Liebe zu China geht durch den Magen” sollen künftig Kochkurse (belgische) Sinne ansprechen. Wir wollen, so die Pressesprecherin, umfassend über unsere reichhaltige Kultur und das moderne China informieren. Und das macht das Kulturzentrum mit großen Gastfreundschaft.”
Info: Rue Philippe le Bon 2, 1000 Brüssel
Tel 32(0) 270044020
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