Tourismus, Wanderungen

Wanderungen rund um Brüssel

Von Michael Stabenow. 

Zwölf Kilometer durch die „Grüne Lunge“ Brüssels

Der Forêt de Soignes/Zoniënwoud, die „Grüne Lunge“ südlich des Brüsseler Stadtgebiets, verfügt über zahlreiche Spazierwege. Leider entpuppen sie sich wegen fehlender oder mangelhafter Wegmarkierungen für Ortsunkundige gelegentlich als Irrwege. Eine rühmliche Ausnahme bildet dieser, am Waldmuseum („Bosmuseum Jan van Ruusbroec“) in Groenendaal (Hoeilaart) beginnende und überwiegend durch Buchenbestände führende, 12 Kilometer lange Rundweg.

Genügend Parkplätze finden sich gegenüber dem Museum entlang der Bahnstrecke. Dort dem stets blau markierten Weg mit seinen Kilometeranzeigen bergab folgen und zunächst die Duboislaan überqueren. Der Weg führt in einem Bogen zuerst um ein ziemlich sumpfiges Gelände – den Teich „Keizer Karelvijfer“ – zum Schloss von Groenendaal. Wir lassen es rechts unterhalb liegen und laufen an zwei kleineren bis zu einem größeren Teich.

Der Weg folgt nun in südwestlicher Richtung einem Tal mit schmalen Wasserlauf und führt dann allmählich leicht bergauf. Nach einem kurzen Abschnitt auf der von Radfahrern und Spaziergängern gerne genutzten Lotharingendreef (Drève de Lorraine) erreicht man über einen schmalen Pfad den westlichen, an den Waterloose Steenweg (Chaussée de Waterloo) in Sint-Genesius-Rode (Rhode-Saint-Genèse) angrenzenden Westrand des Waldes. Vorbei an einem neuen großen Parkplatz geht es parallel zur Straße ein Stück Richtung Norden, ehe ein Weg im rechten Winkel wieder in östlicher Richtung abzweigt. Er führt beständig leicht bergab, überquert an der Grenze zum Brüsseler Stadtteil Uccle (Ukkel) wieder die Duboislaan und dann geht es einen breiteren Weg wieder bergauf. Nach einem längeren Stück biegt man nach rechts ab und überquert anschließend das ehemalige Trainingsgelände der südlich der Straße gelegenen und längst nicht mehr in Betrieb befindlichen Pferderennbahn von Groenendaal.

Eine Abzweigung nach links führt entlang der forst- und wasserwirtschaftlichen Forschungsstätte. Der Weg schlängelt sich durch das Gelände, bis zu den Überresten einer Riesenpappel mit dem schönen Namen „Dikke Eugène“. Sie hat vor einiger Zeit im stolzen Alter von 117 Jahren das Zeitliche gesegnet. Durch das kleine „Arboretum van Groenendaal“ mit seinen vielfältigen Baum- und Strauchsorten führt der Weg schließlich zum Waldmuseum und damit zum Ausgangspunkt der Wanderung zurück.

 

Zwei Plateaus und ein Weinberg – Rundweg in Piètrebais

(Länge: 8,8 Kilometer, Ausgangspunkt: Rue de la Procession, 1315 Piètrebais)

Offiziell beginnt dieser knapp neun Kilometer lange Rundweg an der Kirche Saint-Laurent. Da die dorthin bergauf führende Rue de la Procession sehr eng ist, empfiehlt es sich, das Auto bei der Hauptstraße Rue Marcel Louis abzustellen. Der Weg führt gegen den Uhrzeigersinn erst über ein Plateau mit schönen Ausblicken, dann durch ein Waldstück in südlicher Richtung auf ein weiteres Plateau und dann wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Eine detaillierte Beschreibung der Strecke findet sich unter folgendem Link: #191025 – Piètrebais, Bois de Beausart, Cocrou et Sart**** – Itinéraire à pied | RouteYou.  Sie ist dem Ortskundigen Pierre Becquart zu verdanken, der auch einiges zu Sehenswürdigkeiten entlang des Weges verrät.

Hinter der Kirche geht die Straße in einen unbefestigten Weg über, der auf das „Plateau de Beausart“ mit typischen ausgedehnten Getreidefeldern führt. Nach der – vorsichtigen – Überquerung der vielbefahrenen Nationalstraße N240 eröffnet sich ein weit nach Norden Richtung Flandern reichender Blick. Ehe der Weg auf die von Namur kommende Nationalstraße N91 stößt, biegt ein breiter Pfad nach links ab. Nach mehreren hundert Metern taucht rechts eine Kapelle mit Sitzgelegenheiten im Freien auf, die bei annehmbarem Wetter zu einer kleinen Rast einladen. Linkerhand liegt in einiger Entfernung das imposante Gut Château-Ferme de Beausart. Danach verläuft der Weg ein Stück am Waldrand entlang. An der Kreuzung, ehe auf beiden Seiten der Wald beginnt, nach links abbiegen und dem leicht kurvigen Weg folgen. Es ist darauf zu achten, im Wald zu bleiben und sich nach links zu orientieren, auch wenn an einer Stelle eine in freies Feld führende Abzweigung lockt.

Bevor man die Talsohle und den jenseits der Hauptstraße N240 gelegenen Weiler Cocrou erreicht, erblickt man zur Rechten einen – inzwischen in Brabant immer häufiger vorkommen – mehrere Hektar großen, bewirtschafteten Weinberg in bester Südhanglage. Nach der Durchquerung Cocrous in südlicher Richtung geht die Straße abermals in einen Feldweg über und führt länger bergauf durch den Wald.

Wir verlassen den jetzt nur noch rechterhand liegenden Wald und biegen auf dem westlich des Dorfes Hèze gelegenen Plateau nach links auf einen Feldweg ein, der uns schließlich an riesigen Rasenflächen vorbeiführt. Nachdem von rechts ein Weg einmündet, nehmen wir kurz darauf den nach links abzweigendem schmalerem Weg, der uns wieder – allmählich abfallend und schöne Ausblicke eröffnend – zur Hauptstraße Rue Marcel Louis und damit zum Ausgangspunkt des Rundweges zurückbringt.

 

Auf den Spuren von „Kaatsern“ und „Kaltblut“

(Länge: 14 Kilometer; Ausgangspunkt: Parkplatz an der „Hernestraat“ oder am „Plaats“, 1570 Tollembeek)

Wir begeben uns in den westlichen Zipfel des Pajottenlandes, ins Dorf Tollembeek. Das Auto kann entweder auf dem großen Parkplatz mit der obligatorischen Frittenbude an der „Hernestraat“ oder etwas weiter gegenüber der neogotischen Kirche Sint-Martinus stehenbleiben. Vom Platz mit dem Standbild „De Kaatser“ laufen auf der „Vollezeelestraat“ in nordöstlicher Richtung los.

Hinter der Brücke über das   Flüsschen Mark erreichen wir den Knotenpunkt 600. Hier biegen wir nach links auf einen Uferweg ein. Durch flaches Gelände führt er durch eine für das Pajottenland typische Landschaft – teils offen, teils durch hohe Bäume geprägt. Nach rund 1,5 Kilometern biegen wir am Punkt 608 rechts auf die  Straße „Nemerkendries“ ab. Linkerhand befindet sich ein Stückchen weiter einer auf das Jahr 1717 zurückgehende, der Heiligen Barbara geweihte kleine Kapelle.

Über die Punkte 609 und 629 gelangen wir in offenes Gelände. Der Weg steigt nun langsam zu der vor uns liegenden Hügelkette an. Auf der Höhe, nach dem Punkt 628 und knapp 100 Meter über dem Meerspiegel, eröffnen sich einige der schönsten Ausblicke der Provinz. Die Sicht reicht nach Westen tief in die Provinz Ostflandern hinein, nach Süden Richtung Hennegau und nach Norden über das wellige Pajottenland hinweg.

Über die Punkte 623,624 und 625 erreichen wir das Dorf Vollezele. Hier soll sich, wie wir einer am linken Straßenrand aufgestellten Tafel entnehmen, ein gewisser Remi Vanderschueren im Jahr 1869 niedergelassen haben. Aus der Kreuzung dreier einheimischer belgischer Rassen soll er die ersten Exemplare des heute nicht nur in Vollezele heimischen „Belgisch Kaltblut“, hierzulande vornehmlich als „Brabanter Zugpferd“ („Brabants trekpaard“) bekannt, gezüchtet haben.

Einige prächtige Vierbeiner können wir auf einer Weide bewundern, ehe wir den nördlichen Teil Vollezeles durchqueren. Am Punkt 626 biegen wir schräg nach links Richtung Punkt 633 in die „Coppenslaan“ ein – die Kennzeichnung am Knotenpunkt 626 ist leider etwas irreführend. Ehe es in einen schmalen Weg hineingeht, lädt eine Bank zur Linken zu einer kleinen Rast ein.

Die Ortsmitte mit dem im ehemaligen Rathaus untergebrachten „Museum des Brabanter Zugpferds“ lassen wir rechts liegen und überqueren beim „Café Dries“ am Punkt 633 die Hauptstraße in Richtung Punkt 632. Kurz darauf führt eine schmaler Weg steil hinauf auf die Höhe, ehe es wieder, zum Teil ebenfalls steil, zwischen Feldern wieder bergab geht. Hier eröffnen sich nach  Westen schöne Ausblicke auf den historischen Ortskern mit der in ihrer heutigen Gestalt aus dem 18. Jahrhundert stammenden Sankt-Paulus-Backsteinkirche.

Über die Punkte 642 und 641 geht es – nun flach – mehr als zwei Kilometer lang überwiegend durch Ackerland. Nach Überquerung der Hauptstraße – Richtung Punkt 643 – laufen wir auf einer nun asphaltierten Straße weiter. Anschließend biegen wir nach links in einen Feldweg ein, ehe wir am Punkt 649 wieder auf das Flüsschen Mark stoßen. Der von knorrigen Weiden gesäumte Uferweg führt zum Punkt 600 und von dort – nach links – zum Ausgangspunkt des Rundweges zurück.

Knotenpunkte: 600-608-609-629-628-623-624-625-626-633-632-642-641-643-600

 

Im Herzen der „Brabanter Ardennen“

(Länge: rund 13 Kilometer, Ausgangspunkt: Chapelle du Chêneau, gelegen am Anfang der „Rue du Roblet“, 1325 Longueville)

Der südöstlich von Wavre gelegene Landstrich gehört zu den fruchtbarsten Gegenden Belgiens. Für einen besonderen Reiz sorgt das Nebeneinander von Ackerland und oft bewaldetem Hügelland, das der Gegend auch die Bezeichnung „Brabanter Ardennen“ einbringt. Dieser rund 13 Kilometer lange Rundweg führt vom etwas verschlafen wirkenden Longueville zunächst in Richtung von Bonlez, von dort über das auf der Höhe gelegene Hèze sowie den weiter östlich gelegenen Ortsrand von Pietrebais zurück nach Longueville.

Ausgangspunkt ist, von Hèze mit dem Wagen kommend, die vor dem Ortseingang Longuevilles an einer Straßenbiegung gegenüber dem Friedhof gelegene und von ein paar hohen Bäumen gesäumte „Chapelle du Chêneau“. Es handelt sich um einen unter Denkmalschutz stehenden und in das 17. Jahrhundert zurückreichenden Kapellenbau aus Naturstein. Daneben lässt es sich bequem parken.

Wir nehmen die von Hauptstraße nach Süden führende Straße „Rue du Roblet“. Nach ein paar hundert Metern tauchen an beiden Seiten alte und neue Wohnhäuser auf. Rechts führt eine kleine Straße zu dem nach Voranmeldung zu besichtigenden Uhrenmuseum („Musée d´horlogerie“). Wie gehen noch ein Stück weiter und biegen dann rechts in den „Sentier du Champ des Robles“ ein, der nach einigen hundert Metern in den Wald hinein führt.

Der Pfad verläuft zunächst bergab und nach der Überquerung einer Kreuzung wieder nach oben, Nun findet man sich auf einem weiten Plateau inmitten von Ackerland wieder. Der Weg stößt auf eine asphaltierte breitere Straße. Wir nehmen hier den nach rechts abzweigenden schmaleren Betonweg. Dieser geht nach einigen hundert Metern in einen Feldweg über, ehe man ein größeres Waldstück erreicht.

Am Ausgang des Hohlwegs hat man wieder asphaltierten Boden unter den Wanderschuhen. Lohnend ist der Blick nach rechts auf schön wieder hergerichtete alte Häuser, die im Kontrast zu den schmucken neueren Villen zur Linken stehen. Die Straße führt weiter leicht bergab. Wir nehmen kurz darauf den nach rechts in den Wald abzweigenden Hohlweg „Chemin du Bois de l´Etoile“.  Hinter der Kuppe und einer Wegkreuzung liegt rechts weiter der Wald, während sich geradeaus und linkerhand schöne Blicke auf das Tal und den dahinter liegenden Höhenzug eröffnen.

Der Weg führt weiter bergab – rechts lockt eine Bank zum kurzen Verweilen. Bei der Einmündung auf die asphaltierte Straße gehen wir ein paar Schritte nach rechts und gleich anschließend nach links auf den schmalen, bergab in den Wald führenden schmalen Pfad „Sentier de Hèze“. Rechterhand liegt ein größeres Anwesen mit ehemaligen Fischteichen. Nach Überquerung des Bachs „Glabais“ führt der Pfad wieder aufwärts. Wir nehmen die erste legale Möglichkeit nach links (nicht den davor gelegenen, abgesperrten Weg). Nun geht es durch den Wald einige hundert Meter bergauf, ehe links Felder auftauchen. Rechts befindet sich ein wohl erst kürzlich entstandenes, zumindest aber kräftig aufgemöbeltes Holzhaus.

Den nachfolgenden Bauernhof lassen wir links liegen und laufen in Richtung des Orts Hèze auf dem Weg weiter, der nach einem flachen Stück bergab führt und zunächst in einen Kopfsteinpflasterweg übergeht. Nach dem Passieren von ein paar Wohnhäusern biegen wir nach der Überquerung des kleinen Bachs „Ry de Hèze“ nach rechts auf die flache „Rue du Résidial“ ab. Kurz darauf nehmen wir die links steil nach oben führende Kopfsteinpflasterstraße „Rue Gilles Dagneau“. Sie führt an einer Reihe – vor allem  – älterer Bauten vorbei zur Hauptstraße „Avenue Félix Lacourt“.

Wir gehen nach rechts und folgen dieser Straße bis zum Ortsausgang. An der an linken Straßenseite gelegenen kleinen Kapelle „Saint-Sang“ biegen zunähst scharf nach links kurz drauf am Bauernhof mit dem Gartencenter „Quick gazon“ wieder nach rechts ab. Wir folgen dem Weg in östlicher Richtung. Linkerhand befinden sich riesige Grasflächen.  Wir folgen dem Weg immer weiter geradeaus, bis er auf einen Feldweg mündet, auf dem wir nach links in nordöstlicher Richtung weiter gehen. Er verwandelt sich nach einer Weile in einen von Bäumen und Büschen gesäumten Hohlweg.

Schließlich erreichen wir nach einem längeren, seicht bergab führenden Stück wieder Häuser und stoßen auf eine größere Straße („Rue Marcel Louis“). Wir biegen nach rechts ab und gehen ein Stück auf der Straße in Richtung des Dorfes Pietrebais weiter. Links zweigt – zu erkennen an einer blauen Markierung – etwas später ein Feldweg ab, den wir nehmen und der in einigem Abstand zu der Straße ebenfalls in einem Bogen nach rechts verläuft.

Wir kommen wieder an die Straße, die nun „Rue Fond du Village“ heißt. An dem nachfolgenden Plätzchen befinden sich rechts zwei Informationstafeln. Wir nehmen am oberen Ende des Platzes  den rechts abbiegenden schmalen asphaltierten Weg, der, wie das rechteckige blaue Schild verrät, nicht zuletzt Rad- und Traktorfahrern, Reitern und Fußgängern vorbehalten ist. Dort befindet sich ein erster langer Pfahl mit der Aufschrift „Transincoutoise“ und einem in einem langen Drahtgestell angehäuften grauen Steinen.

Nun geht es bergauf in südlicher Richtung auf ein Plateau mit großen Feldern, vorbei an einem zweiten „Transincourtoise“-Pfahl. Am dritten Pfahl kommen wird en eine Weggabelung, an der es sowohl geradeaus wie auch nach rechts auf zwei, von Rad- und Traktorfahrern bevorzugten Betonspuren weitergeht. Wir entscheiden uns für die rechte Variante, die nach einer Weile in einen unbefestigten Feldweg übergeht und an einem 1974 aufgestellten Wegkreuz vorbeiführt. Das Gelände wird allmählich etwas welliger. Nach der Durchquerung eines Waldstücks gelangen wir auf die asphaltierte „Rue de la Station“.

Nach einer großen Scheune und einem Bauernhof erreichen wir den nördlichen Ortsrand von Longueville. Hinter einem großen weißen Haus biegen wir rechts in die kleine „Ruelle des Bois“ ein, die nach gut 150 Metern im rechten Winkel nach links weiterverläuft und mit schönem, aber von Wanderern nicht unbedingt geschätztem Kopfsteinpflaster in die Hauptstraße einmündet. Dort gehen wir nach rechts und erreichen nach einigen Minuten wieder die „Chapelle du Chêneau“.

 

Fotos: Michael Stabenow

 

 

 

 

 

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