Mitte Mai wird auch die internationale Deutsche Schule Brüssel (iDSB) wieder mit dem Schulbetrieb beginnen. Aber er wird anders sein als bisher, mit weniger Schülerinnen und Schülern, neuen Laufwegen und Abläufen.
Belgieninfo sprach mit Schulleiterin Bettina Biste über den Lockdown und die kommenden Lockerungen:
BI: Die Schule muss sich sowohl an belgische wie auch an deutsche Vorgaben halten. Wie sind Sie damit bisher klargekommen?
Biste: Was die Rahmenbedingungen zum Betriebsablauf angeht, gelten für uns die belgischen Vorgaben, also beispielsweise die Maskenpflicht für alle Schülerinnen und Schüler ab 12 Jahre oder die Aussetzung des Präsenzunterrichts seit März. Unsere Vorgaben im Bereich Bildungsinhalte und -abläufe kommen allerdings von der deutschen Kultusministerkonferenz (KMK). Das betrifft z.B. die Prüfungsregeln, die Leistungsmessung oder die Notenfindung. Bisher konnten wir den Maßnahmenmix gut in Einklang bringen.
BI: Stimmen Sie sich auch mit den belgischen, europäischen oder den anderen internationalen Schulen ab?
Biste: Ja, es gibt Konferenzen (natürlich online) mit den Verantwortlichen der anderen internationalen Schulen. Aber diese dienen eher dem Erfahrungsaustausch. Es bestehen schon große Unterschiede bei den Entscheidungen. Einige der internationalen Schulen werden beispielsweise bis nach den Sommerferien geschlossen bleiben. Auch was die Klassenstufen betrifft, die wieder in die Schule kommen können, gibt es keine einheitlichen Regelungen.
BI: Seit Mitte März sind nun alle im Fernunterricht. Was hören Sie von den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrerinnen und Lehrern dazu? Und wie stehen Sie mit ihnen in Kontakt?
Biste: Dankenswerterweise gehen alle mit großem Verständnis, zum Teil auch mit Neugier, an die Sache heran. Wir hatten ja keine Konzepte „in der Tasche“, wie man von einem Tag auf den anderen den Unterricht per Lernplattform und z.B. Zoomkonferenz organisieren könne und haben in den letzten Wochen alles komplett neu aufgebaut, Anregungen von allen Betroffenen aufgenommen und das „virtuelle Klassenzimmer“ entwickelt.
Wir kommunizieren unsere Entscheidungen z.B. zum Sicherheitskonzept oder den KMK-Vorgaben derzeit per Eltern- und Lehrerbrief und auch über die Website der Schule.
BI: Was haben Sie im Verlaufe der Zeit über das „virtuelle Klassenzimmer“ gelernt?
Biste: Es hat ein bisschen gebraucht, bis wir uns an die neuen Form gewöhnt haben. Auch, weil die Schülerinnen und Schüler sich plötzlich die heimische Arbeitsinfrastruktur auch mit den Eltern im Homeoffice teilen mussten. Anfänglich gab es z.B. viele Arbeitsblätter auszudrucken. Das haben wir mittlerweile deutlich reduziert, da es nicht zumutbar ist, in jedem Fach jede Woche Dutzende von Seiten „privat“ drucken zu müssen.
Und die Schülerinnen und Schüler haben, nach meinem Eindruck, einen großen Sprung im Bereich des selbständigen und selbstorganisierten Arbeitens und Lernens gemacht. Da nehmen wir einige Erkenntnisse mit in die Zeit nach der Krise.
Aber es ist und bleibt eine große Herausforderung für alle. Viel Informelles fällt weg – vom kurzen Erfahrungsaustausch mit der Kollegin im Lehrerzimmer bis hin zum gemeinsamen Entspannungskaffee – das sich auch mit virtuellen Treffen nicht auffangen lässt. Dadurch ist die Kommunikation aktuell aufwendiger und teilweise auch langsamer als sonst.
BI: Wann erwarten Sie denn eine Rückkehr zur Normalität?
Biste: Der Präsenzunterricht wird vor Ende des Schuljahres nicht wieder so anlaufen wie vorher. Wir müssen z. B. unsere Klassengrößen auf 14 Schülerinnen und Schüler reduzieren. D.h., es wird eine Art Schichtdienst mit Sonderstundenplänen eingeführt und eine Kombination aus Fern- und Präsenzunterricht für alle geben. Auch im neuen Schuljahr, ab September 2020, werden sicher die Hygiene- und Sicherheitsregelungen weiter gelten. Ich gehe davon aus, dass wir uns noch eine ganze Weile so organisieren müssen.
BI: Was fehlt Ihnen persönlich in dieser Situation am meisten?
Biste: Ganz klar – das Lebendige. Normalerweise ist die Schule voll mit unterschiedlichen Menschen, es herrscht eine ganz eigene, aktive Atmosphäre im Haus. Jetzt sind die Gänge dunkel, keine Räder in den Fahrradständern, der Pausenhof leer. Es fühlt sich einfach nicht richtig an.
Ich freue mich aber sehr über die vielen schönen Projekte, die engagierte Lehrerinnen und Schülerinnen in dieser Zeit trotz social distancing auf die Beine gestellt haben:
https://www.youtube.com/channel/UCWEslcQZXHH3mVCprsezFiA
BI: Danke für das Gespräch.
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