Von Sven Parthie.
Die „Verschwindende Wand“ ist zurück in Belgien: Die interaktive Installation wurde am 24. Juni im Bürgergarten des Europäischen Parlaments eröffnet. Das Kunstprojekt, das unter dem Motto „Europa erleben, erfühlen, erfahren“ steht, will die sprachliche Vielfalt sowie den Ideenreichtum Europas erlebbar machen und dabei Grenzen wenigstens symbolisch überwinden.
Bei der Eröffnungszeremonie betonte die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley MdEP, die verbindende Wirkung der europäischen Kultur, die gerade in und nach einer Krise wie der Pandemie dazu beitrage, sich nicht allein zu fühlen, sondern vielmehr Teil von etwas ‚Größerem‘ zu sein. Die Analogie zum Verschwinden der Berliner Mauer sei für sie als Deutsche sehr nahe liegend und berührend. Ebenso wie Barley sah auch Martin Kotthaus, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland beim Königreich Belgien, in der Installation ein Stück wiedergewonnener Normalität. Die Installation zeige, „dass das gemeinsame Europa mehr ist als nur eine Überschrift“. Die Leiterin des Goethe-Instituts Brüssel, Dr. Elke Kaschl Mohni, stellte heraus, welche enorme Bedeutung die Zugänglichkeit der Kunst auf dem Rückweg in die Normalität zukomme, nachdem man durch diese dunklen Zeiten gegangen sei. Damit könne die Kunst den Menschen ein Stück Hoffnung geben. Christos Doulkeridis, Bürgermeister der Gemeinde Ixelles, bezeichnete die Installation als ein „besonderes Geschenk, das zeige was wir gemeinsam in den dunkelsten wie in den besten Momenten schaffen können“.
Das gemeinsam vom Goethe-Institut und dem Europäischen Parlament organisierte und durch die deutsche Botschaft beim Königreich Belgien unterstützte Kunstprojekt kehrt damit zum dritten Mal nach Belgien zurück, nachdem es im Jahr 2020 bereits in Brüssel und Antwerpen zu Gast war und anschließend auf Europatour in neun weiteren europäischen Staaten ging. Das Kunstprojekt basiert auf Zitaten, die in vier Sprachen auf ca. 6000 Holzklötzen eingraviert wurden und die Anfang 2020 in vom Goethe-Institut initiierten europaweiten lokalen Wettbewerben gesammelt wurden. Die Besucher interagieren dabei in doppelter Weise: Sie betrachten das Kunstwerk und lesen die Zitate, um sich dann ein oder zwei der Holzklötze mitzunehmen und die Wand damit langsam „verschwinden“ zu lassen. Sie ist im Bürgergarten der Europäischen Parlaments frei zugänglich. Auf den Holzklötzen finden sich neben Gedanken von Goethe, Hannah Arendt, Camus oder Vaclav Havel auch Filmzitate, Sprichworte oder Popkulturelles. Ein sehr aktuelles Zitat der bekannten belgischen Schriftstellerin Rachida Lamrabet ist auch zu finden: „Ich hoffe sehr, dass wir aus dieser Krise als denkende Wesen erwachen“.
Die Installation bleibt den Sommer über im Bürgergarten solange frei zugänglich, bis die „Wand“ verschwunden und alle Zitatblöcke entnommen worden sind.
Bürgergarten des Europäischen Parlaments
Der Bürgergarten liegt auf dem Gelände des Wiertz-Museums in der Rue Vautier 62, 1050 Ixelles. Neben dem Museum und der Installation veranstaltet das Europäische Parlament auch regelmäßig Konzerte im Pavillon des Gartens, zu denen der Eintritt frei ist. Der Garten ist und die Installation sind bis Ende August von 08.00 Uhr bis 20.50 Uhr frei zugänglich. Nähere Informationen:
https://www.europarl.europa.eu/visiting/de/exhibitions/brussels/disappearing-wall
https://www.europarl.europa.eu/visiting/de/visitor-offer/brussels/citizens-garden
https://www.europarl.europa.eu/visiting/de/events/brussels/citizens-garden-concerts
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