Kultur

Theater öffnen vorsichtig und mit kreativen Konzepten

Von Madeline Lutjeharms.

Der Kultursektor wäre nicht der Kultursektor, wenn er sich nicht bemühen würde, kreative Lösungen in Zeiten von Pandemie und Publikumsbeschränkungen zu finden. Im Allgemeinen fällt dabei auf, dass bei den Theaterprogrammen viel mit kleinen Stücken, Performances und Tanz gearbeitet wird.

So hat die „Koninklijke Vlaamse Schouwburg (KVS)“ die Saison mit einem Stück mit nur zwei Schauspielern, Bruno Vanden Broecke und Valentijn Dhaenens, eröffnet. Die Aufführung findet zudem draußen, direkt hinter dem Theater statt. Die beiden Schauspieler hatten das sehr erfolgreiche Stück namens „Jonathan“ in der theaterlosen Zeit gemeinsam geschrieben. Es thematisiert die Verhältnisse und das einsame Sterben in den Wohn- und Pflegezentren während der Corona-Zeit. Ein palliativer Pflegeroboter, Jonathan, und der Mann, dessen Mutter von dem Roboter gepflegt wurde, tauschen sich aus. Die Aufführung wird Mitte April 2021 wiederholt.

Das „Kaaitheater“ begann die neue Saison wie üblich mit dem TheaterFestival. Es fand in der ersten Septemberhälfte an mehreren Spielorten statt, zunächst mit einer Wiederholung der wichtigsten Theaterereignisse der letzten Saison, die Mitte März abrupt eingestellt werden musste.

Dazu gehörte beispielsweise das Stück “Dear Winnie”, das von der KVS mit dem „Noord Nederlands Toneel“, dem flämischen Autor Fikri El Azzouzi und dem Regisseur Junior Mthombeni produziert wurde. Es ist eine Ehrung von Winnie Mandela-Madikizela als führender Aktivistin im Anti-Apartheitskampf und anregendem Vorbild. Das Stück beschäftigt sich mit der Frage, warum Winnie nur wenig Gehör fand. Es besteht aus Kollagen vieler Szenen, wobei gesprochen, getanzt und gesungen wird. El Azzouzi hat auch Erlebnisse aus dem Leben der neun farbigen bzw. schwarzen Schauspielerinnen miteinbezogen. Eine von ihnen z.B. war 3 oder 4 Jahre alt und hatte Angst vor “Zwarte Piet”. Ein Weißer, der sich so viel Mühe gibt, sein Gesicht zu schwärzen, das verstand sie nicht. Das Publikum war begeistert und zeigte das mit langen Beifallsbekundungen.

Das Stück wurde teilweise auf Niederländisch, teilweise auf Englisch gebracht, mit gelegentlichen Ausflügen in afrikanische Sprachen und Afrikaans. Dabei wurden die Übersetzungen auf eine Fläche über der Bühne projiziert. Derartige projizierte Übersetzungen haben sich in Brüssel inzwischen eingebürgert. Auch das Théatre National nutzt sie. Das „Kunstenfestivaldesarts“ bringt manchmal sogar bewusst Schauspiele, die ganz in einer hier nur von Wenigen beherrschten Sprache gebracht werden, so dass das Publikum völlig auf die Übersetzung ins Englische, Französischs und Niederländische angewiesen ist.

Der Theaterbesuch unter Corona-Bedingungen folgt natürlich eigenen Regeln. So war die Bar des KVS vom ersten Stock ins Erdgeschoss verlegt worden, das gut besuchte Café selbst war draußen vor dem Theater. Bevor man in den Saal darf, müssen erst noch die Hände desinfiziert werden. Einmal drinnen, hat man freie Platzwahl. Freie Reihen sind nicht vorgehen, aber immer ein Sessel Distanz. Der Besuch in Kleingruppen, der berühmt-berüchtigten „Blase“, ist möglich.  Natürlich herrscht, wie überall in Brüssel, Maskenpflicht. Am Ende verlässt man den Saal Reihe für Reihe.

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