Das Land

Sommer, Schule und Flechten-Spaziergang

Wussten Sie schon, dass man anhand von Flechten die Luftqualität bestimmen kann? Flechten haben keinen natürlichen Filter, nehmen dadurch alle Schadstoffe direkt auf und sind deswegen mit die ersten Lebewesen, die bei schlechter Luft sterben. Daher eignen sie sich als Bioindikatoren für die Luftgüte.

Diese Erkenntnisse sammelte Paulina Lehnart, Schülerin in der 10. Klasse der internationalen Deutschen Schule Brüssel (iDSB), bei einem Praktikum.

Bei Belgieninfo berichtet sie, gemeinsam mit ihrer Lehrerin Frau Dr. Articus darüber:

Von Paulina Lehnart.

Eigentlich stand für die 10. Klasse der iDSB nach den Osterferien das Schulpraktikum auf dem Programm. Alle Schüler*innen hatten spannende Praktika gefunden, aber einige konnten, Corona-bedingt, das Praktikum doch nicht antreten. Die 10. Klasse war daher in der Woche nach den Osterferien gespalten: die eine Hälfte war im Praktikum, während die andere Hälfte den ganz normalen Unterricht besuchte. Aber ist der ganz normale Unterricht überhaupt möglich, wenn die Hälfte der Klasse weder präsent noch online anwesend ist? Zum Glück nicht! Sonst hätten wir nämlich nicht das Flechtenprojekt “Frühling der Wissenschaft” der Universität Louvain-la-Neuve mit Frau Dr. Articus im Biologieunterricht gemacht.

Flechten-Untersuchung auf dem iDSB-Schulhof

Dabei haben wir uns mit den, von der Universität zugesendeten, Materialien auf die Suche nach Flechten auf dem Schulhof gemacht. Nachdem wir, in Gruppen aufgeteilt, jeweils einen geeigneten Baum fanden, haben wir die Flechten an einem bestimmten Abschnitt des Stammes untersucht. Dabei haben wir nicht nur unser neu erworbenes Wissen über Flechten (eine Symbiose aus Pilzen und Algen) auf die Probe gestellt, sondern auch unser Wissen über Bäume, Biodiversität und unsere Französischkenntnisse (das Uni-Materialien war schließlich auf Französisch und für wallonische Schulen konzipiert).

Um das „Biopraktikum“ abzurunden, haben wir außerdem mit der Flechten-Expertin Lucie Pestiaux in Edinburgh per Teams gesprochen. Lucie ist Belgierin, studiert in Edinburgh Umweltwissenschaften und hat gerade als Abschlussarbeit einen Flechtenrundweg in der Brüsseler Innenstadt ausgearbeitet – den „Lichen Walk. In diesem Interview erfuhren wir viel über ihren Studiengang und ihre Entscheidung, über Flechten zu forschen.

Von Dr. Kristina Articus-Lepage.

Die wundersame Welt der Flechten

Suchen Sie nach einer Aktivität im Freien? Corona-sicher, gut für die Gesundheit, auf Englisch und dann noch lehrreich? Mit hübschem Design und digital erreichbar? Herzlich willkommen beim Flechtenspaziergang- „The Lichen Walk!“

Diese neue Outdoor-Attraktion wurde im Frühjahr 2021 eingeweiht. Sie basiert auf der Abschlussarbeit von Lucie Pestiaux, eine Belgierin, die in Edinburgh Umweltwissenschaften studiert.

In den Weihnachtsferien, aufgrund der Corona-bedingten Einreisebeschränkungen, in Brüssel hängengeblieben, wurde ihre ursprüngliche Arbeit von Edinburgh nach Brüssel verlegt. Und so kommen wir, statt der schottischen Metropole, in den Genuss eines Flechtenspazierganges.

Ziel des Projektes ist es, die Öffentlichkeit für diese kryptischen Mitbewohner zu begeistern. Der Flechtenspaziergang nimmt uns über vier Kilometer mit zu den schönen Parkanlagen Ambiorix Square, Park Cinquantenaire, Park Leopold und Park Royal. Hier wird jeweils, mittels Audiodateien, anhand einiger Flechten, die man an ausgewiesenen Bäumen findet, über die Überlebensstrategie und Ökologie von Flechten berichtet. Über eine interaktive Karte findet man zu den verschiedenen Stationen und ein Bestimmungsschlüssel sowie alle Dokumente können ebenfalls von der Webseite (lichenwalk.com) heruntergeladen werden.

Dieses Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen Lucie Pestiaux, Natagora, dem Naturalistenzirkel Belgien und der Universität Edinburgh. Das Wetter ist schön, Zeit zum Spazierengehen und um sich auf die Entdeckungsreise der Flechten zu begeben!

Foto 1: A. Hummelstein

Foto 2: Kristina Articus

Grafik: lichenwalk.com

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