Aktuell, Wirtschaft

Soll man noch in Brüssel in Immobilien investieren? Ja! Aber wo?

Von Christine Seeber.

Die Zinsen auf Sparguthaben sind historisch niedrig und werden es wohl noch eine Weile bleiben. Nicht einmal die Inflation ist abgedeckt, so dass es zu realen Verlusten kommt. Ähnliches gilt für Staatsanleihen: Wählt man “sichere” Ausgabeländer wie Deutschland, Österreich, Niederlande, etc. dann hat man reale negative Zinsen. Das Aktiengeschäft ist per Definition mit höherem Risiko behaftet und es gehört neben viel Wissen, permanentem, zeitintensiven Beobachten der Märkte noch eine ordentliche Proportion Glück zum wirtschaftlichen Erfolg dazu. Das sind wohl die Hauptgründe dafür, dass so viele BelgierInnen in Immobilien investieren. Versüßt wird das Ganze durch ein sehr eigentümerfreundliches Steuer- und Mietrecht.

Aber wo soll man sein Geld platzieren? Welche Gemeinden versprechen die höchsten Renditen?

Lassen sie mich ein paar grundsätzliche Überlegungen anstellen, die ich mit Ihnen teilen möchte. Vorauszuschicken ist, dass ich mich hier auf die “Investitionen” konzentriere und von der Annahme ausgehe, dass das persönliche Wohnbedürfnis durch ein Eigenheim bereits gedeckt ist:

1. Brüssel ist nach wie vor eine wachsende Stadt (ca. 0,6 % p.a. oder ca. 66.000 Einwohner p.a. mehr) und es entwickelt sich schneller als Flandern (plus ca 0,4 % p.a.) und die Wallonie (plus minus 0% p.a.). Jede(r) vierte wohnt erst 5 Jahre in dieser Stadt.

2. Brüssel beherbergt viele EU- und internationale Einrichtungen. Damit einhergehend kommen viele Unternehmen und Organisationen, die mit diesen zusammenarbeiten und ihre Europageschäfte von hier abwickeln. Es zieht also nach wie vor viele meist hochbezahlte ArbeitnehmerInnen nach Brüssel, die oft nur befristet in der Stadt logieren.

3. Brüssel ist im Umbruch begriffen. Die letzten Wahlergebnisse haben die Ökoparteien weiter beflügelt und wir können damit rechnen, dass der eingeschlagene Kurs der “sanften Mobilität” (Stichwort good move http://goodmove.brussels/fr/) mit Ausbau der Fahrradinfrastruktur, Förderung des öffentlichen Verkehrs, Hinausdrängen des motorisierten Individualverkehrs etc. anhalten wird. Die Standortwahl wird dadurch noch wichtiger.

4. Die Jungen verbleiben immer länger im elterlichen Haushalt. Meist aus ökonomischen Gründen wird der Auszug hinausgeschoben. Dann wird zuerst oft in einer Wohngemeinschaft ein Zimmer gemietet, um in späterer Folge ein Eigenheim je nach finanziellen Möglichkeiten zu suchen.

5. Dadurch steigt auch die Größe der Haushalte in Brüssel im Gegensatz zu den anderen belgischen Regionen (von 2 auf 2,15 in den letzten 20 Jahren und sie soll 2,28 im Jahr 2060 erreichen). Natürlich spielen auch die vielen Haushalte der Immigranten mit ihrer höheren Geburtenrate eine Rolle.

Investitionsobjekte

Diese Beobachtungen spielen eine zentrale Rolle bei der Auswahl eines Investitionsobjektes, neben der wichtigsten Frage, wie viel Geld man/frau anlegen möchte. Unschwer ist zu erraten, dass Brüssel keine monochrome Einheit ist, sondern die Stadtviertel sehr unterschiedlich sind. 

Will man wenig Risiko eingehen, so empfiehlt es sich auf Teile des Zentrums und den Osten und Süden der Stadt zu setzen, die schon jetzt eine hohe Lebensqualität aufweisen. Zudem beherbergen sie oben beschriebene Institutionen. Damit einher gehen passende Schulen, Geschäfte, Sportclubs, Personennahverkehr etc. Die erzielbaren Renditen sind gut, die Preise leicht steigend. Typische Vertreter dieser Kategorie sind Woluwe-St-Pierre, Woluwe-St-Lambert, Etterbeek, Auderghem, Watermael-Boitsfort, Uccle, Ixelles sowie Teile von Brüssel-Stadt, Schaerbeek und St. Gilles.

Diversität, Buntheit, Coolness und Flair

Die Neuankömmlinge suchen sehr oft auch nach Ausgehmöglichkeiten, Diversität, Buntheit, Coolness und Flair. Ihr Aufenthalt ist zeitlich begrenzt und sie kommen alleine, daher fühlen sie sich in den typischen “residential areas”, die von Familien bevorzugt werden, nicht wohl. Hier stehen Ixelles und St. Gilles ganz oben auf der Wunschliste, neben Gebieten um St. Catherine, den Kanal und den Südbahnhof. Diese potentiellen Mieter suchen nach 1- und 2-Zimmerappartements mit ebenso vielen Badezimmern und einer modernen Ausstattung. Die Mietverträge sind meist nicht länger als 3 Jahre. Die Wertsteigerungen der Anlageobjekte sind gesichert und tragen zu einer höheren Rendite bei. Einmal hier, wollen die Bewohner bleiben und versuchen, in dieser Umgebung etwas zu kaufen.

Der Norden und Westen von Brüssel fällt in eine andere Kategorie. Jedoch werden die an den Süden und Osten angrenzenden Gebiete schon jetzt in deren Bann gezogen. Je weiter man/frau sich aber davon entfernt, desto mehr finden wir eher weniger verdienende BürgerInnen. Auch sie sind gute Mieter und Käufer, aber das Ganze spielt sich in einer niedrigeren Preisklasse ab. Zu berücksichtigen ist der niedrigere Kaufpreis der Objekte und das Wertsteigerungspotential. Mutige sollten daher auch auf diese Stadtviertel einen Blick werfen.

Bitte berücksichtigen Sie dennoch immer die 3 Hauptkriterien für die Auswahl einer Immobilie:

1. Location! 

2. Location!

3. Location!

Ihre Risikobereitschaft, Ihre finanziellen Möglichkeiten und die Dauer des Investments spielen ebenfalls zentrale Rollen, um zu einem guten Ergebnis zu kommen. Lassen Sie sich dabei von einer Expertin beraten (z.B. von mir😊) Das rentiert sich für Sie auf jeden Fall. Fehlinvestitionen kommen Sie teuer zu stehen!

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