Seit Monaten finden an allen deutschsprachigen Sektionen der Europaschulen und der Internationalen Deutschen Schule die Lesewettbewerbe der diesjährigen Saison statt, in denen Schüler auf Klassen- und Schulebene um Bestleistungen wetteifern. Am 10. Februar trafen nun die Schulsieger im Goethe-Institut aufeinander, vor ganz großem Publikum: Dank des Österreichischen Kulturforums, das als Sponsor der Veranstaltung eigens Reisebusse organisiert hatte, konnten mehr als 150 Schülerinnen und Schüler der Einladung folgen, nach dem Motto ‚Komm doch einfach mit – Lesen ist immer ein Hit!’, wie eine Schülerin der Klasse P5 der Europaschule 4 (Laeken) anlässlich des Events dichtete.
Hochrangige Jury
Die Prominenz der Jury spiegelt dabei die große Beachtung wider, die das Ereignis in Brüssel findet. Erschienen waren Florence Lamand von der Deutschen Botschaft, Gesandte Mag. Bernadette Klösch vom Österreichischen Kulturforum Brüssel, Rudolf Wagner als Chefredakteur des Online-Magazins ‚Belgieninfo’, Angelika Schenk als Expertin für Unterricht am Goethe-Institut und Wolfram Fleischhauer als bekannter, in Brüssel ansässiger deutschsprachiger Autor und Schriftsteller.
Stolze Sieger
Den ersten Platz belegte Benjamin Ziegler von der Europaschule 3 (Ixelles), gefolgt von Julius Tietmeyer von der Europaschule 1 (Uccle), auf Rang 3 landete Alexandra Herrmann von der Europaschule 2 (Woluwé-Saint-Lambert) – herzlichen Glückwunsch! Nur knapp verpassten Rosina Schwab von der iDSB und Emanuel Friedrich von der Europaschule 4 (Laeken) die Podestplätze.
Die Sieger erhielten Büchergutscheine über 30, 40 und 60 Euro, die von der Deutschen Botschaft und vom Goethe-Institut gestiftet wurden.
Wer wollte, konnte diese sogleich einlösen: Sowohl die Gutenberg-Buchhandlung, als auch die Buchhandlung „Buchfink“, spezialisiert auf Kinder- und Jugendliteratur, waren mit Bücherständen präsent, die in der Pause und nach der Lesung von Scharen Leselustiger umlagert wurden.
Viele Lektüreanregungen
Lesen ist und bleibt eine Schlüsselqualifikation, auch und gerade in der heutigen Wissensgesellschaft, und Lust darauf zu machen, darum geht es in erster Linie bei diesem Unternehmen. Dazu gehört auch, Anregungen für die Lektüre zu liefern, und diesmal war für jeden Geschmack etwas dabei.
Eher Heiteres, wie das erfolgreiche Kinderbuch „Die Glücksbäckerei“, in dem es um ein altes Familienbackbuch geht, in dem so zauberhafte Rezepte wie Liebesmuffins und Wahrheitsplätzchen gesammelt sind – oder auch Törtchen, um verlorene Dinge wiederzufinden.
Aber auch Besinnlich-Philosophisches, wie der Bestseller „Wie man unsterblich wird“, in dem ein 11-jähriger, an Leukämie erkrankter Junge Fragen stellt, denen Erwachsene gerne ausweichen (Wo kommt man hin, wenn man gestorben ist?), bevor er eine Liste mit Wünschen aufstellt, die er gerne noch verwirklichen will.
In der zweiten Runde des Wettbewerbs stand dann mit Erich Kästners „Pünktchen und Anton“ ein wahrer Klassiker der Kinderliteratur auf dem Plan.
Und Begegnung mit einem ‚echten’ Autor
„Kennt ihr Michael Ende?“, fragt nach der Siegerehrung Wolfram Fleischhauer das Publikum. Und ja, natürlich kennt den bekannten Kinderbuchautor buchstäblich „jedes Kind“, dank so berühmter Werke wie „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, „Momo“ und „Die unendliche Geschichte“. „Ab und zu sitze ich in Rom mit meinem Verleger zusammen“, erzählt Fleischhauer, „spreche über meine Bücher und trinke ein gutes Glas Wein, oder auch zwei“. – „Ganz in der Nähe“, fährt er fort, „hatte auch Michael Ende ein Haus, und so kamen wir eines Tages auf die Idee, eine Fortsetzung der „Unendlichen Geschichte“ zu schreiben.“
Darin führt er seine Leser auf eine Reise nach Phantásien, um das in seiner Geschichte ein Streit ausgebrochen ist: Zwei Parteien ringen um die Existenz des Reiches. Während eine Fraktion das Land abschaffen will, ringt die andere darum, dass die Verbindung zwischen der Welt der Imagination und der Realität nicht zerstört wird. Wer wird den Kampf gewinnen?
Fleischhauer pendelt, als Dolmetscher für die Europäischen Institutionen, in denen es oft „so schrecklich nüchtern zugeht“, wie er sagt, und als Schriftsteller selbst ständig zwischen diesen beiden Welten. Was wäre das Leben ohne die Welt der Phantasie? Und was wäre die Literatur ohne die jungen Leser? Gewidmet hat der Autor das Werk übrigens seinem Sohn Simon, und wie es der Zufall will, sitzt dieser heute selbst im Publikum, er wird besonders stolz auf seinen Vater gewesen sein.
Bericht: Friedhelm Tromm
Foto: Annette Birk-Rickert
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