Nun gibt es auch in Flandern eine Pegida-Bewegung. Sie nennt sich Pegida Vlaanderen oder Vlativa – „Vlaanderen tegen de islamisering van het avondland“. Am Montag, dem 26. Januar, wollte sie erstmals auf die Straße gehen. Die Demo wurde von Antwerpens Bürgermeister Bart De Wever aus Sicherheitsgründen verboten. Aber Pegida Vlaanderen hat schon einen neuen Anti-Islam-Marsch angekündigt. Was ist ihre Ideologie, wer sind die führenden Köpfe?
Die Bewegung Pegida Vlaanderen wurde am 15. Januar gegründet, acht Tage nach den Anschlägen gegen die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris. Innerhalb weniger Tage hat sie sich zu einem Sammelbecken flämischer Islamfeinde entwickelt. Die Trittbrettfahrer der deutschen Anti-Islam-Bewegung Pegida geben sich unverhüllt rassistisch und faschistisch. Das hat bereits in der ersten Woche des Bestehens der Bewegung zu 7200 Facebook-„Likers“ geführt.
Pegida Vlaanderen hat ihre Wurzeln in der rechtsradikalen Partei Vlaams Blok (seit 2004 Vlaams Belang) und in der 1976 gegründeten Organisation „Voorpost“, die für einen Staat namens „Reichsniederlande“ eifert, einer muslimfreien Verschmelzung Flanderns mit Holland. Fünf Tage lang war denn auch der ehemalige Voorpost-Militant Hans Dubois Sprecher von Pegida Vlaanderen, dann wurde er aus unklaren Gründen von Wim van Rooy abgelöst. Van Rooy (67) studierte Germanistik und war Journalist u.a. beim flämischen Kulturrradiosender „Klara“. Bereits 2009 outete er sich als Islam-Hasser. Sein Duktus ist womöglich noch menschenverachtender als der seiner deutschen Gesinnungsgenossen.
„Muslime sind Menschen wie alle anderen Menschen – allein, durch die Ideologie, die Mohammed im Koran formulierte, sind sie konditioniert, um Nicht-Muslime feindlich zu begegnen“, schrieb der Antwerpener van Rooy in der Tageszeitung „De Standaard“. Es gebe nicht nur einen gewalttätigen Dschihad, sondern auch einen verborgenen: einen, der das westliche Unterrichtswesen, die Kultur, die Finanzwelt und die Justiz unterwandere. „Die islamistischen Verbrechen, die im vergangenen Jahrzehnt im Westen stattgefunden haben, sind kein isoliertes Phänomen, sondern das Resultat einer schlüssigen Theorie, die ebenso alt ist wie der Islam selber.“ Und van Rooy schlussfolgert: „Im Islam gibt es keine Menschenrechte.“
Mit ihrer ultrarechten und rassistischen Ideologie liegt Pegida Vlaanderen auf einer Linie mit dem Vlaams Belang, der bei der letzten belgischen Parlamentswahl zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft ist. Flugs schwang sich der entthronte ehemalige Parteichef und VB-Kammerabgeordnete Filip Dewinter aufs Pegida-Pferd. Das Verbot der für den 26. Januar geplanten Demonstration sei eine Schändung des Prinzips der Meinungsfreiheit. „Diese Niederlage ist eine Folge der Islamisierung unserer Stadt“ (Antwerpen, Anm. der Red.). Dewinter war sich auch nicht zu schade, am 22. Januar den Koran in der Kammer der Volksvertreter als „Quelle allen Unheils, eine Lizenz zum Töten“ zu bezeichnen.
Ob diese Allianz der Wirren eine Zukunft hat, wird sich erweisen. Und auch, wie Antwerpens Bürgermeister Bart De Wever auf den angekündigte nächsten Demonstrationsantrag von Pegida Vlaanderen reagieren wird. Denn dann befindet er sich in einer Klemme: Er kann sich nicht mehr auf die Terroralarmstufe 3 berufen, die zunächst noch für ganz Belgien gilt. Die Terrorwarnung, die in Antwerpen mit der Bewachung jüdischer Schulen und Synagogen durch schwer bewaffnete Soldaten einhergeht, wurde von der Regierung zunächst bis zum 9. Februar verlängert.
Autor: Marion Schmitz-Reiners
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