Noch vor wenigen Wochen konnte man in der flämischen Presse Belgiens folgende Überlegung lesen: wäre es nicht gut (super), wenn Opa und Oma hinten im Garten, in der Ecke, künftig in einem Container wohnen würden? Sie bräuchten nicht ins Altersheim und wären immer in der Nähe ihrer Kinder.
Diese müssten allerdings tagsüber arbeiten gehen. Die Eltern wären also in ihrem Container über Stunden alleine! Aber das macht ja nichts. Sie wären wenigstens nicht im Altersheim. Und abends kämen die Kinder ja auch nach Hause. Zwar sind sie dann müde von dem anstrengenden Arbeitstag, aber Oma und Opa sind dann ja auch müde und gehen schnell schlafen.
Ja, ist die Idee nicht wirklich großartig? Erstaunlicherweise gab es wenig Reaktionen auf diesen Artikel. Der wallonische Minister der Sozialbewegung «action sociale», Maxime Prévot, hat zu dem Artikel in der flämischen Zeitung Stellung genommen. Für ihn schafft die Unterbringung alter Eltern im Container ein «humanes» Problem .
«Alte und körperlich vielleicht abhängige Menschen im Garten unter «Aufsicht» der Kinder in einem Container unterzubringen, bedeutet doch nur, sie irgendwie abzuschieben. Mir stellt sich da die Frage: Ist es wirklich das, was wir für unsere Eltern oder Großeltern wollen?» Im Gegensatz zu dem flämischen Projekt vom Wohnen der Alten im Container zieht der wallonische Minister die Option vom Wohnen «chez soi» (bei sich zu Hause) vor. Und dies so lange wie irgend möglich. Dafür wird ein Budget freigestellt. Es soll für den Umbau in altersgerechte und vor allem barrierefreie Wohnungen dienen. Die Senioren könnten so in ihren eigenen vier Wänden beruhigt alt werden und hätten zusätzlich Anrecht auf häusliche Pflege.
Bruxelles aime ses Aînés – Brüssel liebt seine Alten
Um sich dem Thema der Senioren besonders zu widmen, startet Brüssel unter dem Motto «Brüssel liebt seine Alten» ab dem 30. September 2015 die «Woche der Senioren». Die Senioren werden im Mittelpunkt des Interesses der belgischen Hauptstadt stehen und (fast) alles wird sich um sie drehen.
Wir wissen es ja inzwischen, wir leben länger. Und das ist eine wahre Herausforderung für die Zukunft. Brüssel ist seit 2010 von der Weltgesundheits-Organisation zur «ville amie des aînés» (Stadt der Freunde der Senioren) auserkoren worden. Und wer dieses Label trägt, hat sich gegenüber den Senioren verpflichtet. Brüssel will sie am gesellschaftlichen Leben teilhaben lassen und sie aktiv einbeziehen.
Eine Woche nur für die Senioren
Der 1. Oktober ist der internationale Tag der Senioren. Seit 2007 organisiert Brüssel um dieses Datum herum, beginnend mit dem 30. September bis zum 4. Oktober, die verschiedensten Veranstaltungen und Straßenfeste überall in der Hauptstadt. Im Rathaus eröffnet eine Oper die Festlichkeiten, Ausstellungen künstlerisch begabter Senioren können besucht werden, Vorträge betreffend das Leben der Senioren in unserer Stadt werden gehalten, es wird einen Treffpunkt für Senioren geben, eine Surprise Party Sixties sowie Tänze der sechziger Jahre. Am letzten Tag gibt es ein Mega Fest im Europa Viertel am Square Ambiorix, wo die Senioren noch einmal zeigen können, wie aktiv sie am Leben der Hauptstadt teilnehmen.
Besuche zu den Festlichkeiten sind gratis, bedürfen aber einer vorherigen Anmeldung.
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