Von Margaretha Mazura.
Weiss, rosa, gesprenkelt, tiefrot – es gibt sie in allen Farben und Schattierungen von Rot und Weiß. Nur das seltene Gelb bleibt dem südasiatischen Raum vorbehalten. Die Kamelie ist neben dem Rhododendron die beliebteste Strauchart im Landschaftsgarten – nicht nur in England. Im Park Tenbosch in Ixelles ist die Kamelie seit vielen Jahren beheimatet und beginnt Mitte Februar, ihre Pracht zu entfalten.
Wer bei noch winterlichen Temperaturen zu Hause bei einer Tasse Tee sitzt und vielleicht die Musik von Verdis La Traviata genießt, ahnt nicht, wie sehr sich diese Genüsse des Geschmacks- und Gehörsinns dem des visuellen im Park annähern, denn ihr gemeinsamer Nenner heisst Kamelie.
Georg Joseph Kamel aus Brno in Mähren, Teil des böhmischen Königreichs, das im 17. Jahrhundert zum Habsburgerreich gehörte, wurde als Jesuitenpater nach Manila geschickt, wo er seine Naturkundekenntnisse zu phamazeutischen Zwecken verwendete. Er gründete die erste Apotheke der Philippinen und braute Heilmittel aus Pflanzen und Kräutern, die er an Arme umsonst austeilte. Ein Jahrhundert später ehrte ihn der grosse Namensgeber der Naturwissenschaften, Carl von Linné, indem er den blütentragenden Pflanzen der Theacea Familie den Namen “Camellia” gab. Europa kannte Kamelien nur von chinesischen Stofftapeten und Porzellan. Doch seit die erste Kamelie 1730 nach England gebracht worden war, fand sie sofort Liebhaber und Züchter. Diese Sorten stammen alle von der Unterart “Camellia japonica” ab, während die “Camellia Sinensis” ihren Siegeszug unter dem Namen ihrer getrockneten Blätter antrat: Tee.
Konkurrenz zur Rose
Die Schönheit der weissen Blüte stellte sie bald in Konkurrenz zur Rose. Die Kamelie hat aber einen Vorteil: sie blüht zu einer Zeit, in der andere Blumen noch vom Sommer träumen, zwischen Februar und April. Das romantische 19. Jahrhundert nahm sich der Blüte an, sie wurde in Dekolletés, Knopflöcher und Frisuren gesteckt, wohl auch in jene der Marie Duplessis, die Alexandre Dumas Sohn als Vorbild seiner “Kameliendame” diente. Diese Herz-Schmerz-Geschichte rührte Generationen zu Tränen, die nach der Dramatisierung des Romans und nachfolgender Vertonung durch Giuseppe Verdi als “La Traviata” bis heute fließen.
Zurück zu den Kamelien: Wer sich in sie verliebt und Garten und Terrasse damit verschönern möchte, sollte Folgendes berücksichtigen: Kamelien lieben Kühle, aber keinen Frost und keinen Wind. Im Brüsseler Klima sind sie in der Erde winterfest, aber nicht im Topf. Kamelien lieben leicht säurehaltigen Humus-Boden, aber mögen keinen Kalk. Zimmerwärme mögen sie gar nicht.
Praktische Hinweise:
Der Tenbosch-Park ist von 8 bis 17.30 geöffnet (allerdings ausnahmsweise vom 22. bis 26.2. geschlossen). Die Kameliensträuche befinden sich hauptsächlich im oberen Teil, in Richtung Chaussée de Vleurgat.
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