Während in Amerika und England der Beruf des Einbalsamierers schon seit langem ausgeübt wird, scheint er bei uns noch recht neu. Doch Monsieur Alain Koninckx belehrt uns eines Besseren. Er ist Sekretär der Union Professionnelle des Embaumeurs diplomés und Mitglied des «British Institutes of Embalmers», arbeitet im Laboratoire d’anatomie des facultés universitaires «Notre Dame de la Paix de Namur» und hat als zweiten Beruf den des Thanatopraktikers, des Einbalsamierers.
Es gibt viele Menschen in Belgien, die sich für das Einbalsamieren ihrer Verstorbenen entscheiden, und wiederum viele äußern bereits testamentarisch den Wunsch, nach dem Tod einbalsamiert zu werden. Bis zu 200 Verstorbene werden Alain Koninckx jährlich zum Einbalsamieren anvertraut.
Es gibt zwei verschiedene Behandlungsarten, erklärt der Thanatopraktiker. Entweder die chemische oder die der Plastination. Bei der ersten wird der Leichnam mit konservierenden Mitteln behandelt, die in den Körper injiziert werden. Bei der zweiten wird Silikon in den Körper gespritzt, was ihn gegen jede Art von äußerlichen Angriffen unempfindlich macht. Letztere Technik ist langwierig und aufwendig. Erfinder der Plastination ist Gunther von Hagen, der mit seiner Ausstellung «Körperwelt» (Foto) Massen von Besucher anlockte und weiterhin anlockt.
Balsam bedeutet Linderung
Im Wort einbalsamieren steckt das Wort Balsam. Balsam ist ein dickflüssiges Gemisch aus Harz und ätherischen Ölen und wird als Linderungsmittel in der Medizin verwendet. In der Natur und insbesondere für den Baum gilt der Balsam als Heilmittel für die Wunden der Blätter. Balsamieren bedeutet einschmieren, konservieren, mumifizieren. Der Wunsch, dem Verstorbenen etwas Gutes anzutun, ihn zu pflegen und einzucremen hat nichts Oberflächliches an sich. Das Einbalsamieren ist ästhetisch und hygienisch. Die Hinterbliebenen finden Trost, wenn sie vom Toten Abschied nehmen, der so aussieht, wie sie ihn in Erinnerung behalten möchten. So, wie er eben immer war.
Der Beruf des Thanatopraktikers hat in Belgien Zukunft. Die Universität von Namur bietet hierfür eine Ausbildung. Viele Jugendliche haben sich bereits für diesen Beruf entschieden. Kostenpunkt für das Einbalsamieren: Man muß mit 200 bis 300 Euro rechnen.
Sibylle Schavoir
Ich finde es interessant, dass man sich auch einbalsamieren lassen kann. Mir war nicht bekannt, dass es verschiedene Behandlungsarten gibt. Ich weiß noch, dass meine Tante sich dafür entschieden hat. Die ganze Familie konnte sich deswegen von ihr verabschieden. Das war sehr schön.