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Im Naturschutzgebiet Doode Bemde

 

12,7 Kilometer, rund drei Stunden reine Laufzeit, leicht, weitgehend unbefestigt.

Startpunkt: An der Sint-Pieter en Pauwel-Kirche, Beekstraat oder Dorpsstraat, 3040 Neerijse (Huldenberg)

Erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Zug von Brüssel Central bis Löwen, De Lijn Bus 395 bis Neerijse Kerk, Dauer etwa eine Stunde

Knotenpunkte: Kirche von Neerijse, 213, 212, 103, 102, 101, 100, 19, 18, 17, 14, 13, 1, 515, 514, 513, 211, 210, Kirche von Neerijse

Von Michael Stabenow

Vor wenigen Wochen, als sich der Sommer 2023 noch von seiner knochentrockenen Seite zeigte, wartete das „heute journal“ des ZDF mit einem überraschenden Beitrag auf. Am Beispiel des südlich von Löwen gelegenen Naturschutzgebiets Doode Bemde wurde eindrucksvoll veranschaulicht, wie sich geschickt Überschwemmungen und Dürre trotzen lassen. Gezeigt wurden Bilder der eifrig mäandernden Dijle und der sie umgebenden, oft feuchten Flussauen. Grund genug, wasserdichte Wanderstiefel zu schnüren und sich wieder einmal in dem Naturschutzgebiet, auch ein wenig über dessen Grenzen hinaus, umzuschauen.

Ausgangs- und Endpunkt der 12,7 Kilometer langen Rundwanderung ist die Sint-Pieter en Pauwel-Kirche von Neerijse. Der neoromanische Bau verfügt über eine für die Region untypische Doppelturmfassade. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und zeugt von den romanischen Ursprüngen der Kirche. Ausreichend Parkplätze befinden sich oberhalb und unterhalb der Kirche. Wir beginnen unsere Rundwanderung in der Beekstraat. In der scharfen Kurve, gegenüber der östlichen Fassade und unterhalb des Cafés „Baratee“ biegen wir in östlicher Richtung auf einen schmalen Weg ein, der in einen unbefestigten Pfad übergeht.

Etwas unterhalb taucht der im 18. Jahrhundert errichtete, weißgetünchte Lindenhof auf. Er dient inzwischen als Anlaufstation für gealterte Pferde. Hinter dem Gehöft biegen wir nach rechts ab auf die leicht bergab führende Lindenhoflaan, die uns zum Knotenpunkt 213 führt. Linkerhand sehen wir dort das ebenfalls im 18. Jahrhundert erbaute Schloss von Neerijse. Eine Zeitlang diente es als Hotel- und Restaurantbetrieb, ehe es in einen Appartementblock umgewandelt wurde.

Am nachfolgenden Punkt 212 kommen wir in das rund 250 Hektar große Naturschutzgebiet Doode Bemde. Es wurde seit den achtziger Jahren ausgebaut und zeichnet sich durch eine große Vielfalt von Pflanzen und Tieren aus. Einzelheiten dazu finden sich in einer Beschreibung der Umweltschutzorganisation „Natuurpunt“ unter folgendem Link: Doode Bemde en Kliniekvijvers | Natuurstudiegroep Dijleland. In dem wasserreichen Gebiet, das von der in Wallonien entspringenden und in Richtung von Löwen fließenden Dijle durchzogen wird, haben sich auch wieder Biber angesiedelt.

Liebhaber von Knüppeldämmen können direkt zu dem an einer Brücke über die Dijle gelegenen Punkt 102 gehen und auf einem links gelegenen großen Teich mit etwas Glück Schwäne und andere Wasservögel sichten. Wir entscheiden uns jedoch für die am Punkt 212 rechts abgehende Route, die uns nach 1,4 Kilometern zum Punkt 103 führt. Nach einigen hundert Metern in südlicher Richtung geht es weiter nach Südosten auf einer erhöht liegenden ehemaligen Straßenbahntrasse. Sie verläuft durch feuchtes, baumbestandenes Gelände, dass von mehreren Wasserläufen durchquert wird.

Am Punkt 103 haben wir das waldige Stück verlassen und finden uns am westlichen Ufer der Dijle wieder. Wir folgen dem mäandernden Flusslauf in nördlicher Richtung und kommen nach rund einem Kilometer zum bereits erwähnten Punkt 102 und der Brücke über die Dijle. Wir bleiben weiter westlich des Flusses und gehen durch eine Wiesenlandschaft weiter zum 1,1 Kilometer entfernten Punkt 211.

Kurz zuvor sehen wir an einer Linksbiegung die Mündung des von Südwesten, ursprünglich dem Zoniënwoud/Forêt de Soignes kommenden Flüsschens Ijse in die Dijle. Wir überqueren die Ijse und laufen weiter in nördlicher Richtung zu dem rund einen Kilometer entfernten Punkt 513. Nun wird die Doode Bemde – soweit das überhaupt geht – noch naturbelassener: Überreste umgestürzter Bäume erstrecken sich über stehendes Gewässer – wohl sehr zur Freude der hier heimischen Wasservögel und Amphibien.

Links führt ein Weg über eine Brücke und hinauf zu einer kleinen Vorgelschutzhütte. Durch die Schlitze eröffnen sich schöne Ausblicke auf den mehr als 15 Hektar großen Teich Langerodevijver. Mit viel Expertenwissen und etwas Glück, je nach Tages- und Jahreszeit, lassen sich hier nicht nur gängige Schwäne, Gänse oder Enten, sondern auch seltene Exemplare von Eisvögeln, Rohrdommeln oder Rallen erblicken.

Hinter dem Punkt 512 kommen wir, wieder entlang des westlichen Ufers der Dijle, durch eine auch als Weideland für Rinder genutzte Wiese, ehe wir am Ortseingang von Korbeek-Dijle am Punkt 514 in südwestlicher Richtung zum Punkt 512 weiter laufen. Er befindet sich rund 600 Meter entfernt an der von Löwen kommenden Hauptstraße. Wir biegen aber unmittelbar danach wieder nach links und erreichen durch waldiges Gelände wieder Punkt 513 und das Naturschutzgebiet.

Weil es so schön war, legen wir die ein Kilometer lange und zum Punkt 211 führenden Strecke ein zweites Mal zurück – nur dieses Mal in umgekehrter Richtung und mit der Gelegenheit, vom Aussichtspunkt der Vogelschutzhütte beim zweiten Versuch mehr Glück als zuvor zu haben. Am Punkt 211 zweigen wir nach rechts ab und folgen dem Wasserlauf der Ijse, die wir einige hundert Meter später überqueren. Nach insgesamt 1,1 Kilometer kommen wir oberhalb des Schlosses und des „B&B Baron´s House“ zum Punkt 213.

Am Punkt 210 biegen wir nach links ab – es sei denn, wir gehen zunächst noch ein Stückchen geradeaus (in Richtung von Punkt 209) und werfen dort noch einen Blick auf die barock anmutende Fassade der an der Einmündung zur Hauptstraße stehenden Kapelle Onze-Lieve-Vrouw ten Pui. Vom Punkt 210 aus geht es ein kleines Stück weiter in Richtung des Punkts 213. Wo die Route dorthin nach links abzweigt überqueren wir die Lindenhoflaan, laufen wir abermals am Lindenhof vorbei und erreichen nach gut drei Stunden reiner Laufzeit wieder den Ausgangspunkt der Rundwanderung.

Neben dem Café „Baratee“ gibt es zwei weitere Gastwirtschaften in Neerijse: die an der Dorpsstraat gelegene rustikale „Baron´s Brasserie“. Großer Beliebtheit erfreut sich auch die unweit und unterhalb der Kirche an der Beekstraat stehende „Brouwerij De Kroon“. Sie wartet, wie der Name vermuten lässt, mit selbst gebrauten Bieren auf, bietet aber auch – demnächst wieder – ein breiteres Sortiment an Speisen.  Nach derzeitiger Planung soll die Gastwirtschaft, die bei schönem Wetter mit Tischen und Sitzplätzen im Innenhof lockt, voraussichtlich Mitte Oktober oder etwas später wieder ihre Pforten öffnen.


Foto-Galerie

Alle Fotos: Michael Stabenow

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