Von Margaretha Mazura.
Im Jahr 2000 war Brüssel Kulturhauptstadt. Ein bleibendes Ereignis wurde damals aus der Taufe gehoben: die Zinneke-Parade. Der Hintergrund lag und liegt im kosmopolitischen Lebensbereich, den Brüssel Einwanderern, Zuwanderern, Expats, Eurokraten und Touristen bietet, ein Zusammenleben auf urbanem Raum, das der Kreativität Tür und Tor öffnet. Seit damals findet dieses Stadtfest alle zwei Jahre statt und wird entsprechend vorbereitet.
Zinneke, das leitet sich von der “kleinen Senne” ab, dem Fluss, der sich unterirdisch-unsichtbar durch Brüssel schlängelt. Ursprünglich lag Brüssel im Senne-Tal. Rund um das Wasser wurden Papier- und Kornmühlen gegründet, Gerber und Bierbrauer ließen sich nieder. Die kleinen Gassen-Mäander bildeten das Zentrum, Gässchen, die man heute noch um die “Halles” im Zentrum findet. Zinneke wurden aber auch die Bewohner rund um die Senne (Zenne auf Flämisch) genannt, und – Straßenköter, die ums Wasser herumstreunten. In diesem mittelalterlichen Ambiente nahm die Verschmutzung zu und Cholera breitete sich aus, so dass die Stadtväter Ende des 19. Jahrhunderts beschlossen, den Fluss zu überdecken.
Auf der Schwelle zum 21. Jahrhundert wurde diese “Mixité” der Siedlungen wieder heraufbeschworen und zur Zinneke-Parade transformiert, ein Kulturereignis für Bewohner, Künstler und Zuseher gleichermassen. Man verzichtet auf Motoren, elektrische Verstärker und will das wahre multikulturelle Abtauchen aller. Dafür planen, üben, proben 24 “Zinnoden” ein ganzes Jahr lang. Das sind Gruppen, die sich vom Thema inspirieren lassen und in gemeinsamen Workshops ausarbeiten. Das Thema für 2016 lautet: FRAGIL, also zerbrechlich: Die Veranstalter verstehen darunter das “Gleichgewicht der Welt”, das die unbestreitbare Anmut von Fragilität, nicht deren zerstörerische Schwäche in den Mittelpunkt stellt. Man darf gespannt sein, wie “zerbechlich” die 24 Gruppen die Parade gestalten werden.
Am Samstag, dem 21. Mai um 15.00 Uhr ist es soweit. Der Parcours zieht sich durchs Stadtzentrum, und findet seinen Höhepunkt bei der Börse/Boulevard Anspach, wo sich um 17.30 alle Zinnoden einfinden. Das Publikum hat dabei Gelegenheit, über das Thema 2018 mitzuentscheiden.
Warum allerdings die Zinneke Webseite anrät, Kameras und Smartphones zu Hause zu lassen, um “voll aktiv dabei sein zu können”, ist im Zeitalter der omnipräsenten Digitalkommunikation nicht ganz nachvollziehbar.
Praktische Hinweise:
Wann? 21. Mai 2016, 15.00 bis 17.30 Uhr
Webseite: http://www.zinneke.org
Parcours 2016 zum Runterladen: http://www.zinneke.org/sites/www.zinneke.org/IMG/pdf/zinneke_parade_plan_site_2016_05_09_3-2.pdf
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