
Schockstarre in Boom
Von Thomas A. Friedrich
Das weltweit bekannte belgische Tomorrowland in der Nähe von Antwerpen gilt als Mekka der belgischen Sommerfestivalszene. Am Mittwochabend sahen sich Hunderte von Mitarbeitern der Organisatoren beim Vorbereitungstreffen unweit des Veranstaltungsgeländes einem Inferno gegenüber.
Die 160 Meter breite und 45 Meter hohe Main Stage wurde unter lautem Knattern – einem Feuerwerk gleich – und einer mächtigen weithin sichtbaren Rauchsäule ein Raub der Flammen. Die herbeieilenden Löschzüge aus Antwerpen und den Nachbargemeinden konnten trotz raschem Eintreffen vor Ort die vollständige Zerstörung der Hauptbühne nicht verhindern. Die Brandursache ist bisher ungeklärt. Am Donnerstagmorgen bot sich – mittels Drohnen-Filmaufnahmen dokumentiert – ein Bild der Verwüstung.
Bühnenkunstwerk und 3-D Gemälde wurden vollständig Raub der Flammen
Die Tomorrowland-Bühne präsentiert sich Jahr für Jahr aufs Neue als Kunstwerk. Die alljährlich wechselnden Aufbauten hatten für das Festivaljahr 2025 diesmal eine magische Eiswelt mit dem Fantasienamen Orbyz erschaffen. Die von Dutzenden Event-Künstlern geschaffene Dekoration der Hauptbühne als Herzstück des Mega-Festivals wies unter anderem auch 65 Springbrunnen und zwei Wasserfälle auf.
Auch ein monumentales 3-D-Gemälde, an dem hunderte Designer und IT-Spezialisten knapp zwei Jahre gearbeitet hatten, zerfiel, vom Wind angefacht, am späten Mittwochnachmittag innerhalb einer Stunde in Schutt und Asche
Kann das Festival auch ohne Hauptbühne noch stattfinden?
Die gute Nachricht kam bei der noch am Abend angesetzten Pressekonferenz: „Bei dem Inferno wurde niemand verletzt. Unsere Mitarbeiter stehen bereit“, sagte die langjährige Festival-Sprecherin Debby Wilmsen . Und fast trotzig und noch unter dem Schock der Ereignisse fügte sie hinzu: “Wir können unsere Vorbereitungen für das Tomorrowland-Festival also fortsetzen, denn die diesjährige Auflage wird stattfinden.” Ob dies tatsächlich der Fall sein wird und wie innerhalb eines Tages ein Alternativprogramm mit den rund 700 eintreffenden Künstlern, Bands und DJs möglich ist, erscheint fraglich.
Im Laufe des Donnerstags wollen die an der Organisation beteiligten Teams und verantwortlichen Behördenvertretern von Stadt und Region entscheiden, wie es weitergehen soll.
Debby Wilmsen erklärte gegenüber dem flämischen Fernsehsender VRT am Vorabend: „Es ist noch zu früh, um wirklich schon bekanntgeben zu können, wie ein mögliches Alternativprogramm aussehen könnte“.
Derweil strömen seit dem Morgen Tausende Fans aus aller Welt, am Flughafen Zaventem oder mit internationalen Zugverbindungen eingetroffen, zum Tomorrowland-Camping “DreamVille”, der wie geplant am Donnerstag seine Pforten öffnete.
Auf dem Campingplatz soll Donnerstagabend dennoch die Auftaktparty beginnen
Der Campingplatz befindet sich etwas abseits vom eigentlichen Festivalgelände und war von dem Brand nicht betroffen. Dort werden 38.000 Menschen erwartet, viele von ihnen seien längst unterwegs, meldete die Nachrichtenagentur Belga. Tomorrowland zieht Techno-Fans aus der ganzen Welt an. “All diese Leute werden wir empfangen”, sagte Wilmsen und versprach gleichzeitig, „ auf dem Camping wird heute auch wie immer die Party beginnen. Die Aufwärm-Events in Brüssel werden ebenfalls wie geplant stattfinden.“
Eifeler DJ berichtet im BRF-Radio vom Schock des Infernos
Der Eifeler Discjockey Killid, Dennis Gillessen, hat den Brand auf dem Gelände des Tomorrowland-Festivals am Mittwochabend aus nächster Nähe miterlebt. Er ist Teilnehmer der Tomorrowland-Academy und war gerade im Briefing für den nächsten Tag, als die Meldung vom Feuer an der Hauptbühne die Runde machte. Im BRF-Radiointerview schilderte er am Donnerstagmorgen, wie er die Ereignisse als Akademie-Teilnehmer erlebte.
“Die Academy ist in einer Eventhalle gegenüber des Festivalgeländes untergebracht. Dort waren die Teilnehmer zu jedem Zeitpunkt sicher”, erklärte Gillissen.
Trotzdem mussten alle Teilnehmer irgendwann die Örtlichkeiten verlassen. “Überall an den Straßen war alles abgesperrt von Tomorrowland-Mitarbeitern. Die Organisation ist wirklich Wahnsinn. Aber ich glaube, jeder war einfach geschockt. Man hielt zusammen, aber die Stimmung war bedrückt”, sagte der Eifeler Disjockey.
Der für Donnerstag geplante Auftritt der Academy-Teilnehmer wurde inzwischen in den Club “Carré” verlegt.
Informationen: https://update.tomorrowland.com/







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