Von Carolin Fröhlich und Helena Smendek.
Passend zum Weltkindertag am 20. November verschaffen sich auch in Brüssel Kinder und Jugendliche mit ihren Anliegen und Sorgen über den Klimawandel Gehör. Die “Earth Speakr” App, ein digitales, partizipatives Kunstwerk des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson macht ein Kinderrecht nutzbar. Die App ermöglicht es jungen Menschen zwischen sieben und 17 Jahren ihre Anliegen gegenüber politischen Entscheidungsträgern vorzubringen. Ein Kinderrecht auf das sich das Projekt fokussiert hat.
Earth Speakr ist weltweit verfügbar und sammelt Stimmen zu Problemen, aber auch zu Lösungsansätzen im Umfeld der Kinder. Um den Umgang mit der App zu trainieren werden europaweite Veranstaltung angeboten – so auch in Brüssel.
Earth Speakr – Workshop in Brüssel
Kinder aus einer Hausaufgabengruppe des Kinder- und Jugendzentrums „Le Foyer des Jeunes de Molenbeek“ in Brüssel besprachen an drei Terminen die Klimakrise und erprobten den Umgang mit der App. Die Kinder im Alter von acht bis 15 Jahren erstellten Collagen, schrieben kurze Texte zu Problemen in ihrer Umwelt und erweckten die selbst erstellten Bilder und Objekte in der Nachbarschaft schließlich mit „augmented reality“-Funktionen der App zum Leben.
Schluss- und Höhepunkt bildete diesen Monat ein virtuelles Treffen mit der Deutschen Botschaft und Mitarbeitenden des Goethe-Instituts Brüssel. Der Ständige Vertreter des deutschen Botschafters, Herr Volker Timmermann, diskutierte mit den acht jungen, ebenso kreativen wie kritischen Menschen in einem Corona- bedingt hybriden Veranstaltungsformat. Anfangs eher zurückhaltend –für viele war es die erste Telefonkonferenz ihres Lebens- wurden die Kinder im Laufe der Veranstaltung zunehmend mutiger und teilten gerne ihre Ansichten und Ergebnisse aus der Workshopreihe. Neben Themen wie Wasser- und Lebensmittelverschwendung beschäftigte die Kinder vor allem der Verkehr in der Stadt. „Ich liebe es, Fahrrad zu fahren. Aber es gibt zu viele Autos“, sagt ein Earth Speakr aus Brüssel. Als Stadtkinder aus Molenbeek wünschen sie sich vor allem einen Ort, wo sie sorgenfrei spielen können. Mit eigenen Worten erklärten sie, warum Wälder und Grünflächen für die Biodiversität wichtig seien und warum es für sie notwendig sei, Umweltverschmutzung zu vermeiden.
Spielerisch-künstlerische App als Megaphon für junge Stimmen
Künstler Olafur Eliasson und sein Team erwarten von ihrem Kunstprojekt, unter dem Hashtag #ListenToTheFuture, dass es hilft, die politisch-gesellschaftliche Partizipation der Generationen umzudrehen: die „Jungen“ bekommen die proaktive Rolle des Sprechens –die „Alten“ dürfen vorerst nur zuhören. Über Earth Speakr ist die Generation von morgen dazu angehalten, ihre Stimme für die Zukunft unseres Planeten zu erheben und nachzufragen: Was muss sich ändern? Was macht uns Angst oder Sorge? Was sind wir bereit selbst zu tun? Wie können wir Jungen Einfluss nehmen und mitdiskutieren?
Kinder formulieren klare Standpunkte für das Klima
Pünktlich zum Weltkindertag am 20.11.2020 machen die am Workshop beteiligten Kinder und Jugendlichen aus Molenbeek so von einem der zehn wichtigsten Kinderrechte Gebrauch: von ihrem Recht auf Meinungsfreiheit und Beteiligung.
Im Workshop haben sie einen klaren Standpunkt zum Klimawandel und auch für ihre Rolle bei seiner Bekämpfung entwickelt: Sie wollen zum einen Strom sparen, das Fahrrad benutzen und lokale Lebensmittel konsumieren. Und ihnen ist Bildung wichtig, um später selbst einmal innovative Ansätze finden zu können. Sie wollen versuchen, an ihren Schulen eine Art Umweltbotschafterinnenrolle zu übernehmen.
Aber nicht nur sich selbst, sondern insbesondere auch die Erwachsenen sehen die Kinder in der Verantwortung für die Zukunft des Planeten. Diese sollten sich ihrer Meinung nach öffentlichkeitswirksam engagieren und die Dringlichkeit des Vorgehens gegen die Klimakrise sowie ihr Interesse daran gegenüber der Politik deutlich machen und damit als „Speakr“ einer ungehörten Generation dienen.
Hoffentlich hören möglichst viele Verantwortliche die vielstimmigen Earth Speakr-Botschaften der jungen europäischen Generation und handeln schnell – der Planet hat es nötig! Die Deutsche Botschaft jedenfalls findet die Idee der Schülerinnen und Schülern als Umweltbotschafter an ihren Schulen zu agieren so gut, dass sie sich dazu ein Follow-Up vorstellen kann – vorausgesetzt, es ist in der nächsten Zeit aufgrund der aktuellen Lage möglich.
Foto 1: ©LilloMendola
Foto 2: © Le Foyer
Foto 3: © Bertrand Vandeloise
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