Von Sibylle Schavoir.
Die Bewohner der rue des Brasseurs in Namur haben dieser Tage in ihren Briefkästen und per mail eine merkwürdige Nachricht erhalten: Für Dreharbeiten der TV-Serie "Les Miserables", in die sich BBC 2 und die belgische Produktionsfirma Czar TV teilen, wurden sie gebeten, ihre Häuser teils zu „verkleiden“ oder zumindest etwas zu „verändern“. Mit dem gesamten Team, zahlreichen Statisten und Pferden werden vom 29. und 30. März die Bewohner der rue des Brasseurs in die Dreharbeiten von
Victor Hugo Epos
„Les Miserables“ eintauchen. Sie haben bereits vor einigen Wochen in Belgien begonnen - in Enghien, in Brüssel, in Verviers. Dann, in Namur, wurde die rue des Brasseurs vom Kamerateam genauestens begutachtet. Was muss an den Häusern, Laternen, Straßenschildern geändert oder gar entfernt werden, um ein typisches Bild des 19. Jahrhunderts wiedergeben zu können?
Es erscheint vielleicht merkwürdig, aber man findet eher in Belgien Straßen, die dem Paris des 19. Jahrhunderts ähneln als in Paris selbst.
“Der Grund liegt darin, dass man um 1852 im Zentrum von Paris breite Avenues à la Boulevard Haussmann geschaffen hat und somit die typischen kleinen Gassen des 19. Jahrhunderts verlorengingen“, erklärt Emmanuel Leraille, der die Bauarbeiten, Transformationen und Dekorationen der kleinen Straße leitet. „Die malerischen Straßen mit dem „look“ 19. Jahrhundert gibt es zwar, aber wir müssen sie dennoch dem entsprechenden Jahrhundert anpassen“.
Wie geht das vor sich?
Ein Team listet am Drehort genauestens auf, was an den umliegenden Häusern und dem gesamten Straßenbild verändert werden muss. Das bedeutet: Verkehrsschilder, Parkverbote, elektrische Kabel, Laternen, Graffitis müssen entfernt werden. Danach werden die Häuser unter die Lupe genommen werden.” Steht da eine Garage, die abgebaut werden muss? Müssen die Türen umdekoriert werden? Was muss mit den Briefkästen und den Klingeln geschehen? Sind die Fenster zu modern? Kein Detail darf vergessen werden. Zwei Tage benötigt das Team für die Umarbeiten, dann soll es losgehen mit den Dreharbeiten.
Ein Vorteil für die Dreharbeiten: die meisten Häuser gehören der „Régie Foncière de la Ville de Namur“ an, was bedeutet, daß die Régie der alleinige Ansprechpartner für die Genehmigung zu den Dreharbeiten ist. Ansonsten hätte jeder einzelne Hausbesitzer angesprochen werden müssen.
Übrigens ist es nicht das erste Mal, daß in diesem Stadtviertel von Namur gefilmt wird. Etliche Szenen für „La jeunesse de Karl Marx“ und „Visiteurs 3 – La révolution“ wurden in der kleinen rue des Brasseurs gedreht. In Namur ist die Geschichte hoffentlich noch lange gegenwärtig….
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