Von der Küste zurück nach Brüssel war die Bahn proppevoll. Nach der Abfahrt aus Gent meldete sich der Zugbegleiter mit einer Ansage in gebrochenem Niederländisch (der Schaffner war frankophon), wonach die erste Klasse der zweiten Klasse gleichgesetzt werde; man könne sich kostenfrei umsetzen. Wie bitte? Nicht alle verstehen Niederländisch. Niemand bewegte sich. Laut der unantastbaren belgischen Sprachgesetze dürfen die Ansagen in der Bahn nur auf Niederländisch stattfinden, wenn der Zug in Flandern fährt. Kollegen, die sich wohlwollend wagten, Englisch zu benutzen, bekamen einen Tadel, erläuterte der Zugbegleiter später. Französisch ist in der Wallonie dran, Deutsch ab Eupen. Es ist doch sehr lehrreich, mit der belgischen Bundesbahn zu fahren!
Ein so typischer Fall für Belgien. Auch die schriftlichen Annoncen unterliegen diesen Gesetzen. Da sich der Zug zwischen Brüssel und Lüttich immer um die Sprachgrenze schlängelt, fährt man mal nach Liege, mal nach Luik oder in umgekehrter Richtung mal nach Louvain, dann wieder Leuven, oder auch Gent/Gand, sehr verwirrend für Fremde. Übrigens eine löbliche Ausnahme, diesmal auf der Autobhn: in der Provinz Lüttich traut (!) mn sich, immer nur Aachen zu beschildern, da dies nicht den belg. Gesetzen untergeorndet ist