Von Michael Stabenow.
Noch steht die Zulassung von Impfstoffen gegen das Coronavirus in der Europäischen Union aus. Die Planungen für die Impfung laufen jedoch auf vollen Touren. In Belgien soll es die ersten Impfungen Anfang Januar geben, wie der flämische Gesundheitsminister Wouter Beke am Donnerstag auf einer Pressekonferenz bekanntgab. Zugleich versprach er, auch in seiner Funktion als derzeitiger Vorsitzender der Konferenz der Gesundheitsminister von Bundestaat und Regionen, dass die Sicherheit bei der Vergabe der Impfstoffe absoluten Vorrang genießen werde.
Der belgische Stufenplan sieht vor, zunächst die Bewohner von Alters- und Pflegeheimen und das dort tätige Personal zu impfen. In einem zweiten Schritt sollen die in Krankenhäusern tätigen Ärzte, Pfleger und sonstige „an vorderster Front“ der Corona-Bekämpfung Beschäftigte an die Reihe kommen. Die Impfungen sollen zunächst in den Pflege- und Wohnheimen sowie in den Krankenhäusern stattfinden.
Die anschließend geplante Impfung anderer Gruppen ist lokalen Einrichtungen, 140 an der Zahl, vorgesehen. Im städtischen Raum werden auch große „Impfzentren“ eingerichtet. An dritter Stelle in der Impfreihenfolge kommen die übrigen Beschäftigten in Krankenhäusern und im Gesundheitswesen dran. Erst an vierter Stelle folgen dann die über 65-Jährigen, wobei zunächst die ältesten Jahrgänge an die Reihe kommen sollten.
An fünfter Stelle folgen 45- bis 64-Jährige Menschen, soweit sie spezifische Risikofaktoren aufweisen. Dazu zählen zum Beispiel Diabetes, Herz- und Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck sowie stark Übergewichtige in dieser Altersgruppe mit einem BMI-Index von mindestens 30. Als sechste Gruppe, die einen gewissen Vorrang genießen soll, werden Beschäftigte benannt, die „lebensnotwendige“ Aufgaben in der Gesellschaft und für die Wirtschaft erfüllen. Wer genau darunter fällt, ist noch nicht im Detail geklärt.
Belgien hat für seine knapp über 11 Millionen Einwohner insgesamt 22,4 Millionen Impfdosen bestellt, da man davon ausgehen muss, dass in einer Mehrheit der Fälle zwei Impfungen erforderlich sind. Belgien hat sowohl den Impfstoff des vom deutschen Unternehmen Biontech gemeinsam mit dem amerikanischen Pharmakonzern Pfizer entwickelten und im flämischen Puurs produzierten Impfstoffes bestellt, als auch die Mittel des Londoner Pharmakonzerns AstraZeneca und des amerikanischen Herstellers Moderna. Während die Impfstoffe dieser drei Anbieter offenbar auch in der EU kurz vor der Zulassung stehen, dürfte sich das entsprechende Verfahren bei zwei anderen möglichen Impfstoff-Lieferanten noch ein Stück in die Länge ziehen. Fünf Millionen Dosen soll der amerikanische Konzern Johnson&Johnson mit seiner belgischen, bei Turnhout ansässigen Tochtergesellschaft Janssen Pharmaceutica, weitere 2,9 Millionen Dosen das Tübinger Biopharmaunternehmen Curevac liefern.
Wie lange es dauern wird, bis in Belgien genügend Menschen den für den erfolgreichen Kampf gegen die Corona-Pandemie als notwendig erachteten Impfschutz erhalten haben, ist noch unklar. Fachleute, wie der Antwerpener Mediziners Pierre Vandamme gehen davon aus, dass dafür 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sein müssen. Belgiens Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke sagte am Donnerstag im Fernsehsender VRT, dies hänge entscheidend von der Belieferung mit Impfstoff ab. „Ich befürchte, dass wir uns ein ganzes Jahr damit beschäftigen müssen“, sagte der sozialdemokratische Politiker. Experten erwarten, dass bis zum kommenden Sommer weniger als die Hälfte der Bevölkerung eine Impfung erhalten wird.
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