Garten und Tiere

Das große Aufräumen

Capture d’écran 2014-05-10 à 12.14.01Auch dieser Winter, der – für belgische Verhältnisse – lang schien und uns viel Kälte und späten Schnee bescherte, nähert sich langsam seinem Ende. Heraus aus der Stube, ran an Besen, Rechen und Gartenschere: Es ist höchste Zeit, den Garten aufzuräumen und die letzten noch ungestutzten Sträucher in ihre Grenzen zu verweisen, bevor sie mit Macht auszuschlagen beginnen. Dazu gehören Rose und Hortensie.

Es dauerte genau einen Tag und eine Nacht, und weg war sie, die ganze weiße Pracht! Reimt sich sogar, aber dennoch, ich vermisse die milde Schneedecke im Garten, die alles so harmonisch formte. Als kleine Reminiszenz (Foto weiter unten) noch eine Impression aus verschneiten Tagen. Seitdem der Schnee getaut ist, findet sich die Gärtnerin konfrontiert mit den letzten Überbleibseln des Herbsts, mit den Folgen der stürmischen Tage Ende Januar, und auch mit dem, was die Vögel beim Futterkonsum so auf der Terrasse hinterlassen. Also, den Besen aus seiner Ecke und ein wenig Ordnung schaffen!

Vorwitzige Rosen

Auch wenn die Aussichten für die nächsten zwei Wochen nicht Besorgnis erregend sind – Nächte mit nur wenigen Grad unter null – so ist doch Vorsicht geboten mit übermütigen Aktionen. Aber jedes Jahr ist anders, es gilt, aufmerksam zu bleiben und den gesunden Gärtnerverstand walten zu lassen.

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Daraus resultiert, dass ich eine Arbeit, die in wirklich frühen Wintern einige Wochen später angesagt ist, vorgezogen habe: Ich habe die vorwitzig ausschlagenden Strauchrosen in Form geschnitten. Falls auch Sie solche wuchsfreudige Exemplare Ihr Eigen nennen, wie beispielsweise die bekannte „Queen Elisabeth“, die unbeschnitten drei Meter und höher werden kann, dann greifen Sie ein.

Sie schneiden die  Zweige soweit zurück, dass an noch saftigen Trieben ungefähr auf Hüfthöhe zwei oder drei Augen stehen bleiben. Veranstalten Sie bitte kein Gemetzel nach der früher üblichen Methode des Rückschnitts auf drei Augen über dem Boden! Es ist der aktuelle Austrieb an langen dünnen Zweigen, der beseitigt werden muss. Nur dann treibt die Rose aus schlafenden Augen an starken Zweigen aus.

Notwendiges Stutzen

Capture d’écran 2014-05-10 à 12.14.23Ende Februar ist der behutsame Rückschnitt der ausgeblühten Hamamelissträucher möglich, achten Sie auch auf lange gerade Triebe, die unterhalb der Veredlungsstelle sprießen. Radikaler geschnitten werden können jene Gewächse, die auf dem diesjährigen Holz blühen. Typisch sind die Spiersträucher, dazu gehören aber auch Hortensien, die mit dem Nachnamen „paniculata“ oder „arborescens“ (hierhin gehört die beliebte „Annabella“) heißen. Kürzt man sie jetzt fast bis auf den Boden, erhält man sehr große Blüten. Behält man einen Grundstock von 60-80 cm übrig, entwickeln sich kleinere Blüten, die aber nicht so regenschwer werden.

Einen Monat später sind Sommerflieder (Buddleja), und diejenigen Hartriegelsorten (Cornus alba und C. sericea), die ihrer farbigen Zweige wegen gezüchtet werden – aber nur sie! – Kandidaten für solche Behandlung. Letztere geben bei mir im Garten momentan ein ansehnliches Farbschauspiel. Den Preis für die beste Nebenrolle erhält hier die ganzjährig attraktive Skimmia, eine wichtige Stütze des Wintergartens.

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Inspektion und Inspiration

Neben den oben erwähnten unkritischen Schnittmaßnahmen besteht bei nicht allzu widriger Witterung Gartenarbeit momentan im aufmerksamen Beobachten der Anlage. Zum einen tut die frische Luft dem stubenhockenden Gärtner wohl und ganz nebenbei sind eventuelle Missstände schnell entdeckt und behoben. Durch den Maulwurf aus dem Boden gehobene Stauden oder Blumenzwiebeln – eine ganze Kolonie Krokusse lag bei mir obenauf – oder ein herabgebrochener Ast, der wertvolle Pflanzen unter sich begräbt, früh entdeckt bleibt der Schaden eher gering.

Für dieses Jahr nehme ich mir vor, den guten Rat meiner Leib- und Magenautorin Vita Sackville-West zu befolgen und einen Gartenkalender oder auch nur ein Heft mit in den Garten zu nehmen, um beim Rundgang Notizen wünschenswerter Änderungen zu machen. Nützlich sind auch kleine Zeichnungen einer verbesserungswürdigen Situation, hierzu muss man keine Künstlerin sein. Aus eigener leidvoller Erfahrung weiß ich: Die besten Ideen sind schnell wieder Schall und Rauch, wenn sie nicht aufgeschrieben wurden.

Immer wieder Vita

Das vor einigen Jahren wieder aufgelegte Büchlein „In de tuin“ der besagten Autorin (leider nur auf Englisch und Niederländisch erhältlich) dient mir regelmäßig als Quelle für meine eigenen Artikel. Ich nutze es ohne Skrupel, denn Vitas Rat ist einfach gut.

Und bevor mich jemand unvollständiger Zitate zeiht: Ich bekunde hiermit und ein für alle Mal: Fast alles wirklich Schlaue, das ich an Sie weitergebe, habe ich in einem ihrer Bücher gelesen. Manches ist mir derart in Fleisch und Blut übergegangen, dass mir erst bei neuerlicher Lektüre klar wird, dass ich mich einmal mehr bei der großen Engländerin mit dem bewegten Leben bedient habe.

Eine kleine Episode: In besagtem Büchlein beschreibt sie auch das Vorhaben, einen weißen Garten anzulegen, vermutet aber, dass es zum Scheitern verurteilt sein wird. Glücklicherweise hatte sie Unrecht und der weiße Garten von Sissinghurst in Kent ist eine der berühmtesten Pflanzungen der Welt geworden!

Erfreuliches

Zwei weitere Anregungen der berühmten Gartendame: Ausgeblühte Hyazinthen und Narzissen – Sie wissen schon, die kleinen Töpfe, die in jedem Gartenzentrum massenhaft zum Verkauf stehen – kann man nach Entfernen der Blütenstände an kühlem Ort weiterwachsen lassen und im Frühjahr in den Garten pflanzen. Zwar werden sie im folgenden Jahr keine schweren Prachtexemplare von Blüten hervorbringen, doch auch filigrane Blüten haben ihren Charme. Und gerade bei den Mininarzissen hat es bei mir schon ansprechend funktioniert.

Den zweiten guten Rat habe ich dieser Tage befolgt: Ich bin durch den Garten gestreift, um ein Sträußchen von teils stark duftenden Noch- und Schonblühern zu pflücken. Erstaunlich, was da alles zusammenkommt! Also, gehen Sie selbst in den Garten auf Entdeckungsreise, vielleicht erspähen auch Sie verborgene Schätze, oder zumindest einige Schneeglöckchen.

 

Text und Fotos: Heidrun Sattler


Heidrun Sattler ist begeisterte Gärtnerin und im Vorstand der Koninklijke Tuin- en Landbouwmaatschappij (tuinpunt), wo sie unter anderem die Verbindung zur Muttergesellschaft Groei&Bloei in den Niederlanden koordiniert.

Fotos von und aus dem Garten der Autorin

Erstveröffentlichung am 01. Februar 2013

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