Von Rudolf Wagner.
Der türkische Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan wütet gegen die Völkermord-Resolution des Deutschen Bundestages, aus Brüssel hat sich hierzu EU-Parlamentspräsident Martin Schulz in klaren Worten gegen Erdogan positioniert. “Parlamentarier dürfen nicht in die Nähe von Terroristen gerückt werden”, sagte er. Die belgische Politik hat sich an der aktuellen Auseinandersetzung mit Erdogan nicht beteiligt.
Warum auch? Belgien hat schon seit langer Zeit die Gewalt an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915 als Völkermord eingestuft, wenn auch nicht in einer regierungsamtlichen oder parlamentarischen Erklärung. Unterhalb des Tenbosch-Parks in der Gemeinde Ixelles/Elsene ist 1997 ein Mahnmal errichtet worden, das an die 1.500.000 Opfer des Völkermords erinnert.
Dieses Monument wurde auf dem Square Henri Michaux auf Initiative der armenischen Vereinigung in Belgien und nach Plänen der armenischstämmigen Architektin Isabelle Jakhian errichtet. Bei der zuständigen staatlichen Behörde wurde dazu offenbar keine städtebauliche Genehmigung eingeholt. Immerhin hatte der Rat der Gemeinde Ixelles das Vorhaben einstimmig abgesegnet.
Wer trägt die Verantwortung?
In einer Debatte des Parlamentes der Region Brüssel-Hauptstadt teilte der Regierungssprecher 2004 mit, dass dieses Denkmal niemals klassifiziert und in die Liste der zu schützenden Monumente aufgenommen wurde. Zuvor hatte ein Verbindungskomitee der türkischen Vereinigungen in Belgien die Zerstörung des Mahnmals gefordert und am 29. Mai 2004 in Brüssel eine Demonstration unter dem Slogan “Nieder mit den Völkermord-Vorwürfen” gestartet. Mehrere bekannte belgische Politiker sollen an der Demonstration teilgenommen haben.
Das Denkmal steht noch heute auf seinem Platz. Sollte es doch noch abgerissen, oder erhalten und überhaupt einmal restauriert werden können? Aus der oberen Baubehörde gibt es dazu die unmissverständliche Antwort: “Das geht uns nichts an. Im vorliegenden Fall muss die Gemeinde Ixelles handeln, denn das Mahnmal steht auf ihrem Gemeindegebiet.”
In der armenischen Kirche in der Rue Kindermans, etwa 200 Meter vom Mahnmal entfernt, wird jedes Jahr am 24. April eine Totenmesse für die Opfer des Völkermordes gelesen. Beim 100. Jahrestag 2015 verfolgten etwa 3000 Armenier die Zeremonie.
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