Von Jürgen Klute
Die Europäische Union hat einen neuen Klimabotschafter: Der aus Diksmuide in Westflandern kommende 46-jährige Belgier Andy Vermaut wurde kürzlich für ein Jahr zum Klimabotschafter im Rahmen des Europäischen Klimapaktes ernannt.
Seit vielen Jahren engagiert Vermaut sich für Klimaschutz und für eine nachhaltigere Landwirtschaft. Darüber hinaus ist Vermaut in Belgien als Menschenrechtsaktivist bekannt. Mit der Ernennung zum Klimabotschafter erfuhr sein langjähriges Engagement nun einen vorläufigen Höhepunkt. Bereits vor mehr als 15 Jahren begann Vermaut sein Engagement für Umwelt und für eine nachhaltige Zukunft unseres Planeten begann, als er die ersten belgischen Klima-Aktionscamps in Antwerpen, Lüttich, Löwen und Brügge mit organisierte.
Die Auszeichnung Klimabotschafter versteht sich nicht als ein Aufmerksamkeit verschaffendes Etikett. Das Amt des Klimabotschafters ist vielmehr mit einer konkreten Verantwortung für den Klima- und Umweltschutz verbunden. Zu Vermauts neuen Aufgaben als Klimabotschafter gehört vor allem, sich für eine Schärfung des vielfach noch mangelhaften Bewusstsein für die dringend nötigen Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen sowie Menschen und Organisationen dafür zu gewinnen, sich dem Europäischen Klimapakt anzuschließen.
Erwartet wird von den Klimabotschafterinnen und -botschaftern neben dem nötigen Engagement auch ein solides klimapolitisches Fachwissen, die Fähigkeit, wissenschaftliche Daten zu analysieren und zu verstehen sowie sie im Blick auf lokale und nationale Maßnahmen nutzen und vermitteln zu können. Sie müssen in der Lage sein, sich auf wissenschaftlicher Basis für die Erreichung der Klimaziele des Europäischen Klimapaktes stark zu machen. Ziel des europäischen Klimapakt ist es, eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für die Umsetzung des Green Deal der EU zu schaffen: Die Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber dem Stand von 1990 und bis 2050 klimaneutral zu werden.
Vermaut kommentierte seine Ernennung zum Klimabotschafter mit folgenden Worten: “Laut dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama ist der Klimawandel die größte Bedrohung für unseren Planeten. Ich stimme mit ihm überein. Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, die nicht von einer Person oder einem Land gelöst werden kann. Wir müssen alle zusammenarbeiten, und zwar über alle Parteigrenzen und Kontinente hinweg.” Der Klimawandel, betonte Vermaut, sei keine Frage des Glaubens, der Ideologie oder der politischen Überzeugung, sondern eine Frage von Leben und Tod, wie António Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, bereits mehrfach erklärt habe.
“Trotzdem können wir auch als Einzelpersonen Schritte unternehmen,” so der neue Klimabotschafter weiter, “um unseren eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern, indem wir zum Beispiel weniger Auto fahren, öffentliche Verkehrsmittel benutzen, mit dem Fahrrad fahren oder – wenn möglich – zu Fuß gehen, und unseren Energieverbrauch zu Hause reduzieren. Wir können auch politische Maßnahmen und Initiativen unterstützen, die saubere Energie und nachhaltigen Verkehr fördern, wie etwa Investitionen in öffentliche Verkehrsmittel und die Unterstützung von Projekten für erneuerbare Energien.”
Vermaut bekräftigte, dass er als Klimabotschafter entschlossen dafür eintreten wolle, dass das Bewusstsein für die Notwendigkeit der geplanten EU-Klimaschutzmaßnahmen geschärft wird und dass Menschen und Organisationen dem Europäischen Klimapakt beitreten und ihn auf diese Weise stärken. Der neue Klimabotschafter ist davon überzeugt, dass jeder Einzelne Verantwortung dafür trägt, Maßnahmen zum Schutz unseres Planeten zu ergreifen. In seiner neuen Funktion sieht er eine Chance auch selbst noch mehr als bisher dazu beizutragen.
Der europäische Klimapakt sei ein wichtiges Instrument im Kampf gegen den Klimawandel, unterstrich Vermaut, und er freue sich darüber, nun für ein Jahr in der herausgehobenen Funktion als Klimabotschafter an diesem Projekt mitwirken zu können. Vermaut sagte: „Ich mache das in Zusammenarbeit mit Haval Faris, Hussein Omar und Hiwa Khoshnaw, mit denen ich auch in der Menschenrechts-NGO PostVersa VZW aktiv bin. Wir stimmen mit Emmanuel Macron, dem Präsidenten Frankreichs, darin überein, dass wir keinen Planet B haben. Deshalb betrachten wir das Amt des Klimabotschafters sowohl als Herausforderung als auch als Chance, in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Interessengruppen zum nötigen politischen und sozialen Wandel beizutragen, um den Klimawandel gemeinsam zu bekämpfen.“
Vermaut wendete sich aber auch an politische Verantwortungsträger: „Ich möchte insbesondere dem Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, Frans Timmermans, dafür danken, dass er den ehrgeizigen Aktionsplan des Green Deals auf den Weg gebracht hat, mit dem Europa bis 2050 klimaneutral werden soll. Das ist ein sehr ambitioniertes Ziel und erfordert von allen hohe Anstrengungen. Ich bin mir bewusst, dass viele Menschen noch zögern. Denn die Erreichung dieses klimapolitischen Ziels ist besonders für all diejenigen eine große Herausforderung, die oft Mühe haben, finanziell über die Runden zu kommen. Deshalb,“ erläuterte Vermaut, “ist der Aspekt der sozialen Gerechtigkeit in der Klimapolitik für mich von großer Bedeutung. Die Regierung,” so sein Appell an die Politik, “muss diejenigen unterstützen und fördern, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage Schwierigkeiten haben, bei den nötigen Klimaschutzmaßnahmen mitzuhalten.”
Der Europäische Klimapakt wurde im Dezember 2020 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen. Gleichzeitig mit dem Start des Klimapaktes wurden auch die Funktion des Klimabotschafters eingeführt. Laut der Webseite des Europäischen Klimapaktes wurden bisher insgesamt 715 Klimabotschafter und -botschafterinnen ernannt. Der Pakt will zivilgesellschaftliche Organisationen und Bürgerinnen und Bürger, aber auch Unternehmen, Regionen und Städte motivieren, sich aktiv an dem von der Europäischen Union geförderten Klimaschutzprogramm zu beteiligen.
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