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“Bayern ist über beide Ohren in Europa verschossen“

Von Heide Newson

m 16. April begrüßte Bayerns Europaminister Eric Beißwenger rund 400 Gäste, darunter EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie der Vorsitzende der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament Manfred Weber, zum traditionellen Aufstellen des Maibaums in der Bayerischen Landesvertretung in Brüssel.

Der Brüsseler Himmel war düster und wirkte bedrohlich, der starke Wind wehte aus allen Richtungen, und dabei regnete es aus Kübeln. Und ausgerechnet an solch einem Tag sollte der Maibaum in der Bayerischen Vertretung aufgestellt werden. Durch eine E-Mail wurde bestätigt, dass die Veranstaltung bei jedem Wetter stattfindet. „Die Aufstellung des Maibaums im Innenhof, Ansprachen und Empfang im Innern,“ so hieß es. Und genau so war es. Gegen 12 Uhr strömten die geladenen Gäste, mit Regenschirmen bewaffnet, in die bayerische Landesvertretung. Aus Sicherheitsgründen wurde nur eingelassen, wer den obligatorischen QR Code besaß. Der 16 Meter lange Baum, der aus dem Allgäu, der Heimatregion des Europaministers stammte, lag im strömenden Regen im Innenhof. Von zahlreichen freiwilligen Helfern war er aus dem Ortsteil Berg der Gemeinde Fischen nach Brüssel transportiert und gut bewacht worden. Denn das Stehlen eines Maibaums gehört zur Tradition.

Es ist kaum zu glauben, aber wahr. Als Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in der Bayerischen Landesvertretung eintraf, legte der Dauerregen eine etwa halbstündige Pause ein. Neben Minister Beißwenger wurde sie von einem blauen Himmel und einigen Sonnenstrahlen begrüßt. „Die Bayern müssen einen guten Draht zum Wettergott haben,“ so eine Lobbyistin, die dem Wetter dann doch nicht traute und in die Innenräume ging, wo in Begleitung von Alphornbläsern die zum Teil sehr lustigen Festreden gehalten wurden.

Es sei ihm eine besondere Ehre, in der schönsten Vertretung Brüssels Ursula von der Leyen, Manfred Weber und die zahlreich erschienenen Gäste begrüßen zu können, schmunzelte Bayerns Europaminister zufrieden. Weiter sagte er, dass das Aufstellen des Maibaums für Europas Kommissionspräsidentin eine Premiere sei, und dass die bayerische Tradition auch in Brüssel zur Tradition geworden sei. Er erinnerte daran, dass Markus Söder diese als ehemaliger Europaminister im Jahr 2008 ins Leben gerufen habe. Keinen Zweifel ließ er daran, dass er an diesem Brauchtum hängt, das erstmals im 13. Jahrhundert schriftlich dokumentiert wurde. Und dass der Maibaum dann noch aus seiner Heimatregion, dem Allgäu, stammte und trotz aller meteorologischen Widrigkeiten ohne Zwischenfälle in Brüssel eingetroffen war, erfüllte ihn mit großem Stolz. Auch auf die bevorstehende Europawahl, die größte Wahl weltweit, stabile Verhältnisse in Europa, Verteidigungspolitik, extremistische Strömungen oder die Arbeit der Landwirte, die er sehr schätze, ging er in seiner Rede ein. Und dass sich alle auf Schmankerl aus dem Allgäu, Alphornbläser, Maibockbier, eine Brüsseler Premiere, Tanz und Blasmusik freuen dürften, kündigte er an.

Ich freue mich bei ihnen zu sein, ich bin das erste Mal bei der Aufstellung des Maibaums dabei, aber nicht das erste Mal in der Bayerischen Landesvertretung“, sagte Ursula von der Leyen in ihrer kurzen Rede. Umgeben von der stimmungsvollen Blasmusik, wenngleich ohne Kaiserwetter, wie sie meinte, schien sie diese Maibaum- Premiere vollauf zu genießen. So einen Maibaum aufzustellen, habe ja seinen Grund. So was mache man ja nur, wenn man jemanden möge und eine gemeinsame Zukunft habe. Und je prachtvoller und größer der Maibaum sei, umso besser sei die Zukunft. Und dass sich Europa und Bayern mögen, und sie an einer gemeinsamen Zukunft keinen Zweifel hat, war offensichtlich. Sie habe ja den prachtvollen Maibaum im Innenhof bereits gesehen. „Bayern ist über beide Ohren in Europa verschossen,“ konstatierte sie sodann, und hatte die Lacher auf ihrer Seite. Von der Leyen sprach von einem prächtigen Paar, das wisse, was es wert sei. Und über die Zusammenarbeit des prächtigen Paars hatte sie nur das Beste zu berichten. Sie erwähnte ihren Besuch in Garching, im Max-Planck Institut, und lobte Bayerns saubere und sichere CO2-neutrale Energie.

Mit viel Muskelkraft und kräftigen Männern wurde dann im Innenhof bei stürmischem Wind der Maibaum aus dem schönen Allgäu hochgezogen. Und das gelang den geschulten „Maibommbüebe Bearg“ sowie der exzellenten Organisation des Ersten Bürgermeisters Bruno Sauter vorzüglich und ohne Zwischenfälle. Nach dieser anstrengenden und wohl nicht ganz ungefährlichen Arbeit wurde das Maibaumfest mit zünftiger traditioneller Blasmusik, einem frisch gebrauten Maibockbier, Speis und Trank, und vor allem einer einzigartigen typisch bayerischen Atmosphäre und Stimmung zünftig gefeiert. Und jetzt ragt der Maibaum aus Fischen im Innenhof der Bayerischen Landesvertretung voller Stolz in die Brüsseler Skyline.

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