Aktuell, Ratgeber

Auf Sinnsuche mit dem Life-Coach

Von Sandra Parthie.

Es ist ja nicht nur die Corona-Krise, die bei der einen oder dem anderen dazu führt, über sich und seine Ziele im Leben nachzudenken.

Ein gewisses Bedürfnis nach Rat und Anleitung kennt wahrscheinlich jeder. Oft wendet man sich dafür an Freunde und Familie, im Arbeitsumfeld wohl auch mal an die Kollegin oder den Kollegen.

Aber was, wenn es sich um Themen oder Probleme handelt, die man mit diesem Personenkreis lieber nicht ansprechen will – sei es, weil dort die Fachkenntnisse fehlen, der beste Kumpel eben doch kein Beziehungsberater ist oder die Freundin eben nicht wirklich konstruktiv kritisiert? Wenn man sich irgendwie verändern will, aber nicht so recht weiß wie und wohin – es quasi für den Freundeskreis zuviel ist, aber für den Therapeuten nicht genug?

„Coaching“, also eine professionelle Beratung, Begleitung oder Unterstützung bei der individuellen Weiterentwicklung hat sich dafür, scheint es, in den letzten Jahren immer mehr etabliert.

Belgieninfo sprach mit Ulrike Schmülling, frisch-gebackene und zertifizierte Absolventin der “Nova Terra-Coaching-Schule”, deren Ausbildung und globale Standards bei der International Coaching Federation akkreditiert sind.

BI: Ulrike, Du bist hier in Brüssel in einer Unternehmensvertretung tätig. Was hat Dich veranlasst, eine Coaching-Ausbildung zu machen?

Ulrike Schmülling: Ich wollte etwas Neues lernen, etwas tun, das mich nicht nur intellektuell, sondern auch emotional herausfordert und wachsen lässt und wobei ich mich auf soft skills konzentriere. Und etwas, das ich mit Leidenschaft machen wollte, jenseits des Büroalltags und beruflicher Ziele.

BI: Und wie lief die Ausbildung dann ab?

US: Die Ausbildung zum Coach bei Nova Terra dauerte ein gutes Jahr. Ein komplettes Wochenende pro Monat hatte ich Präsenzveranstaltung, darüber hinaus lernt und übt man etwa einmal wöchentlich in Kleingruppen. Das Abschlussexamen ist vom Internationalen Coaching Berufsverband (ICF) anerkannt. Sobald ich 500 Stunden Praxiserfahrung im Coaching gesammelt habe, kann ich mich beim Internationalen Coachingverband als „Professional Certified Coach“ (PCC) akkreditieren lassen.

Im Prinzip ist „Coach“ keine geschützte Berufsbezeichnung. Daher sollte man schauen, dass die Ausbildung wirklich seriös ist. Ich habe mich deswegen für die Nova Terra-Schule hier in Belgien entschieden, da sie international bei der International Coaching Federation anerkannt ist und damit ein Gütesiegel hat. Beispielsweise gibt es immer einen Supervisor, den ich jederzeit bei Fragen kontaktieren kann. Ich wollte sicher gehen, dass ich meinen „Coachees“ eine gute Unterstützung anbieten kann und dafür braucht es eine verlässliche Ausbildung.

Ich habe dabei viel über mich selbst gelernt und einige „Aha-Momente“ gehabt, die mir die Augen öffneten. Man verändert sich während der Ausbildung. Ich bin insgesamt gelassener geworden und in vielen Situationen entspannter als früher. Außerdem bin ich stressresistenter, kann besser relativieren und bin mir meiner eigenen Fähigkeiten deutlicher bewusst. Ich erkenne auch klarer, was die Leute antreibt, kann besser auf sie eingehen.

BI: Was beinhaltet denn das Coaching? Mit welchen Themen oder Fragen kommen die Leute zu Dir?

US: Der Inhalt des Coachings richtet sich nach dem Bedarf des zu Coachenden oder „Coachees“. Er gibt das Ziel vor. Ich fungiere vor allem als „Spiegel“, biete einen sicheren Rahmen, schaffe ein Vertrauensverhältnis. Die Startfrage ist dann „Woran willst Du arbeiten?“ Wenn das Ziel klar ist, dann geht es darum den Weg zu definieren, immer wieder nachzusteuern, wenn der Coachee droht, die Richtung zu verlieren. Manchmal ergibt sich nach 1-2 Gesprächen, dass das genannte Ziel gar nicht das eigentliche ist. Das es ein verstecktes Anliegen gibt, das der Klärung bedarf.

Die Themenpalette ist quasi endlos – von Unterstützung beim Umgang mit neuen Aufgaben im Beruf, über Burnout-Vermeidung bis hin zu Veränderungen im privaten Bereich.

BI: Wie läuft das Coaching dann ab? Was ist anders als beim Psychologen?

US: Im Durchschnitt kommt man beim Coaching auf ca. 5 Sitzungen miteinander. Am besten in Form von persönlichen Treffen, denn da lässt sich auch zwischen den Zeilen lesen und man kann gut auf die Körpersprache achten. Aber es geht auch prima über Skype. Es muss natürlich eine grundsätzliche Bereitschaft für Veränderung da sein. Als Coach bietet man Sicherheit, Vertrauen, fängt auf und schaut hinter die Fassade. Das alles muss der Coachee auch zulassen und evtl. auch erstmal Berührungsängste überwinden.

Als Coach bin ich kein Therapeut, der Ratschläge gibt, sondern eher ein Wegbegleiter und Sparringspartner. Und ich gehe davon aus, dass der Coachee psychisch stabil ist und damit imstande, sein Problem anzugehen und seine Wünsche zu realisieren. Ich bin meinem Coachee gegenüber empathisch, aber ich bleibe immer außerhalb der „Geschichte“ und damit unbefangen und objektiv. Aber ich muss den Coachee aus seiner Komfortzone holen können, damit er neue Wege einschlagen kann. Ich halte ihm einen Spiegel vor, versuche herauszuarbeiten, was die angestrebte Veränderung behindert, zeige Verhaltensmuster auf, die der vielleicht selbst so noch nicht erkannt hat.

Methodologisch sind es in der Regel Gespräche. Unterstützend können alle möglichen situativen Übungen eingesetzt werden – Bewegung, Malen, Schreiben, Meditation.

BI: An wen richtet sich Dein Angebot hier in Brüssel?

US: Ich bin ja selber Expat in Brüssel und Teil der „EU Bubble“. Daher liegt meine Expertise vor allem in diesem Kontext – dem Veränderungsmanagement in einem multikulturellen Umfeld. Meine Schwerpunkte sind das Karrierecoaching, berufliche Umorientierung oder wie man herausfordernde Situationen und Konflikte meistert.

Und in Zeiten von Corona habe ich mit einer internationalen Gruppe von Coaches eine Initiative ins Leben gerufen und habe ein Angebot für alle erstellt, die bis zum 30. Juni einen Termin bei uns buchen möchten:

Wir bieten bis zu drei kostenlose Coaching-Sessions für diejenigen, die direkt von der Corona-Krise betroffen sind. Menschen, die zum Beispiel mit Jobverlust und beruflicher Unsicherheit kämpfen, denen Einsamkeit und Isolation zu schaffen machen oder die, im schlimmsten Falle, jemanden aufgrund von Covid19 verloren haben.

Wir bitten unsere Coachees aber, einen Beitrag nach ihrem Ermessen für eine Organisation ihrer Wahl zu spenden, die sich für dem Kampf gegenüber Corona verschrieben hat oder Opfer unterstützt. Weitere Infos und Anmeldung hier: https://www.plan-ce.com/plancorona

BI: Liebe Ulrike, vielen Dank für das interessante Gespräch.

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