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„Anästhesie des Herzens“ – Humor pur im Goethe-Institut

 

Von Heide Newson

„Can we still take a joke?“ – „Yes, we can“, zumindest das Goethe-Institut in Brüssel, das in seinem Herbstprogramm unter dem Titel „Anaesthesia of the Heart“ (Anästhesie des Herzens) viel Humor in den Fokus stellt. Unter diesem Titel untersucht das Institut künstlerische Perspektiven auf Humor in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen.

Wie wir alle wissen, kann Humor als soziales Bindemittel wirken, aber in polarisierten Gesellschaften auch zu Ambivalenzen und Missverständnissen führen. Dass das Goethe-Institut mit“ Anaesthesia of the Heart“ den Humor als künstlerische Strategie in den Fokus rückt, deutet darauf hin, dass man sich dem Interesse an dieser Thematik bewusst ist, und versucht zu einem bereits sehr diversifizierten Programm, mehr unterhaltsame und leichter zugängliche Formate anzubieten. Auf solch ein Kulturprogramm mit spritzigen Inhalten, haben viele Besucher des Goethe-Instituts schon lange gewartet.

Queere, BIPoC oder indigene Künstlerinnen und Künstler legen dann gleich mit humorvollen Veranstaltungen los. An Beispielen zeigen sie, wie humoristische Kunst nicht nur Ausflucht aus einer hoffnungslosen Lage sein kann, sondern resilient und resistent machen kann. Fest steht, das die Lachmuskeln der Besucher „strapaziert“ werden, und das ist auch gut so. Nicht umsonst beschreibt der französische Philosoph Henri Bergson das Lachen als eine „Anesthésie momentanée du coeur“, als Flexibilität angesichts von Starre und als etwas zutiefst Menschliches.

„Humorvolle Äußerungen können allerdings auch das Gegenteil bewirken: Sie können ausgrenzen, verletzen und unterminieren. So kann man derzeit beobachten wie insbesondere neue rechte Bewegungen mit angeblich amüsanten Beiträgen im Internet, demokratische Prozesse untergraben.

Tatsache ist, dass Humor als Form des kulturellen Ausdrucks oft starke Ambivalenzen in sich trägt. Genau diese Spannungen werden im neuen Format des Goethe-Instituts ins Blickfeld gerückt. Dabei stellt sich im Goethe-Institut die Frage, ob Humor dazu beitragen kann, die Welt in ihrer Widersprüchlichkeit zu ertragen? Und was sagt uns Humor als kulturelle Strategie über die momentane Weltlage? Können wir in polarisierten Gesellschaften überhaupt noch scherzen? Und sollten wir diesen Fragen in der Kommunikation gerade wegen neuer Technologien wie der künstlichen Intelligenz, nicht umso mehr Beachtung schenken?

All diese Fragen werden im neuen Format auf humorvolle subtile, ausgewogene, intelligente und auf künstlerische hochwertige Art und Weise beantwortet.

Die multikulturellen Humor-Veranstaltungen als künstlerische Strategie zwischen Widerstand und Hoffnung finden vom Herbst 2025 bis ins Frühjahr 2026 statt und laden Kulturschaffende aus Kunst, Theater, Illustration, Literatur, Musik, Film, Wissenschaft und Philosophie ein, um gemeinsam das „Dilemma“ des Humors zu untersuchen.

Genaue Programmpunkte und Veranstaltungen werden auf der Webseite: „Anaesthesia for the Heart“ bekannt gegeben

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