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Eine Woche für Deutsch in Belgien

Foto: Deutsche Botschaft Brüssel

Von Jürgen Klute

Deutsch ist seit 1963 die dritte offizielle Sprache Belgiens. Die Deutschsprachige Gemeinschaft (DG), die in den ostbelgischen Kantonen St. Vith und Eupen, das zugleich Hauptstadt der DG ist, ihr Zuhause hat, umfasst mit rund 80000 Angehörigen allerdings nur einen kleinen Teil der gesamten belgischen Gesellschaft. Um die Aufmerksamkeit stärker auf Deutsch als dritte belgische Amtssprache und auch auf die anderen deutschsprachigen Länder Europas zu richten, findet seit ein paar Jahren regelmäßig im Herbst die „Woche für Deutsch“ statt.

Diese Ausgabe ist nicht auf Ostbelgien begrenzt, sondern hat das gesamte Königreich im Blick. Vom 6. bis zum 12. Oktober 2025 wird die Veranstaltungsreihe von einer Fülle von Organisationen ausgerichtet. Dazu zählen die Deutsche Botschaft Brüssel, das Goethe-Institut, die DG, der Belgische Germanisten- und Deutschlehrerverband (BGDV) und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). Weitere Partner sind das Deutschcafé Antwerpen, das KULTURforum Antwerpen, der Belgische Rundfunk (BRF), die Botschaften Liechtensteins, Luxemburgs, Österreichs und der Schweiz (die so genannten DACHL-Länder), zahlreiche Schulen sowie alle belgischen Hochschulen, an denen Deutsch als Fach studiert werden kann. Herausgekommen ist ein buntes Kaleidoskop an Aktivitäten, Veranstaltungen und Programmen rund um die deutsche Sprache.

Der Auftakt zur bisher vierten „Woche für Deutsch“ fand am 6. Oktober im voll besetzten Beethovensaal der Deutschen Botschaft in Brüssel statt. Es gab zunächst Grußworte des Botschafters Martin Kotthaus, der Leiterin des Goethe-Instituts, Julia Sattler, sowie des Präsidenten des Belgischen Germanisten- und Deutschlehrerverbands (BGDV), Torsten Leuschner.

Anschließend zog die mehrfach ausgezeichnete Künstlerin Anne Folger das Publikum offenbar mit entwaffnendem Humor und virtuosem Klavierspiel in ihren Bann. Wie nach dem Auftritt zu hören war, habe Folger zum Schmunzeln, Staunen und Nachdenken über Sinn und Unsinn des Lebens eingeladen. Wie sie dem Publikum verraten habe, verreise sie gerne und lasse sich auch gerne in die Lüfte tragen. Außerdem habe sie den Zuschauerinnen und Zuschauern anvertraut, dass sie Regentropfen auf Fahrgastformularen und Bonuspünktchen auf Tagträume sammele.

Mit Wortwitz und Sprachspielen habe Folger den Blick auf Singlebörsenfrust, Psychotests, ein Fiasko in einem Paderborner Hotelzimmer, eine verstörende ICE-Fahrt mit vielen Störgeräuschen und ebenso vielen Verspätungen gerichtet. Andere wären vielleicht an diesen kleinen und großen Widrigkeiten des Alltags verzweifelt. Anne Folger habe jedoch auch diesen Unbilden eine humorvolle Pointe abgewinnen können – selbst die skurrilsten Alltagssituationen verwandele sie meisterhaft in kabarettistische Bravourstücke. So vermittele sie ansteckende Lebensfreude und übertöne jedes Mosern, Granteln, Jammern und Meckern mit einem musikalisch-fröhlichen Gegengewicht in grandioser musikalischer Bandbreite von Klassik über Pop bis zu eigenen Kompositionen.

Ein weiteres Highlight des Abends war das Beauty-Tutorial von Influencerin DoReMi mit „Paint it Black“ in den Tönen von Schostakowitsch und Brahms.

Botschafter Martin Kotthaus verwies auf die Bedeutung der deutschen Sprache und erläuterte: „Mehr als 130 Millionen Menschen weltweit sprechen Deutsch, in Belgien ist es die dritte Landessprache. Die aktuelle Trendanalyse des Auswärtigen Amtes zu Deutsch als Fremdsprache zeigt: Deutsch ist vor allem als Sprache für Beruf und Karriere weltweit gefragt und hoch im Kurs! Deutschlernen lohnt sich also! Aber wir wollen vor allem zeigen: Deutsch lernen macht auch Spaß und erschließt neue Horizonte. Eine Woche voller neuer Erfahrungen und Erlebnisse erwartet die Menschen in Belgien.“

Zu dem, was die Menschen noch bis zum 12. Oktober erwartet, gehört eine Vielzahl von Veranstaltungen und Aktionen für Groß und Klein, wie Filmvorführungen, Lesungen, sogenannte Poetry Slams, Stadtrundgänge, Vorträge und Austauschforen.

Etwas Besonderes in diesem Jahr ist ein exklusives Speed-Dating mit den Botschaftern der deutschsprachigen Länder. Es findet am 8. Oktober um 16.30 Uhr in der Deutschen Botschaft statt.

Diese vielfältigen Aktivitäten und Veranstaltungen – online oder in Präsenz – zielten darauf, so war  in der Deutschen Botschaft erläuternd zu hören, Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden in Belgien eine Woche lang die Gelegenheit zu geben, die deutsche Sprache in all ihrer Vielfalt auf lockere Art und Weise zu entdecken. Dabei sei es unerheblich, ob man gerade angefangen habe, Deutsch zu lernen, Vorkenntnisse mitbringe, Profi sei oder Deutsch als Muttersprache beherrsche.

Alle seien bei der „Woche für Deutsch“ willkommen und würden aktiv einbezogen, hieß es in der Botschaft. Diese besondere Woche sei als Mitmach-Woche gedacht und konzipiert. Sie lebe vor allem von der Kreativität, der Neugier und dem Interesse junger Menschen. Lehrerinnen und Lehrer, ergänzten die Veranstalter, unterstützten das Partnernetzwerk dabei, indem sie gemeinsam mit ihren Klassen Projekttage entsprechend ihren Interessen und Bedürfnissen gestalteten. Eine Vielzahl von Begleitangeboten für alle, die in Belgien mit Deutsch zu tun hätten, böte Lehrenden und Lernenden Raum für Begegnung, Fortbildung, Fachdiskurs und Netzwerken.

Das komplette Programm ist auf der Webseite der “Woche für Deutsch” zugänglich.


Von links nach rechts: Botschafter Martin Kotthaus, Julia Sattler, Torsten Leuschner, Anne Folger | Fotos: Deutsche Botschaft Brüssel

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