
Noch keine Klarheit über das Schicksal des früheren belgischen EU-Kommissars, gegen den seit 2023 wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelt wird.
Von Michael Stabenow
Im Dezember vergangenen Jahres, wenige Tage, nachdem der inzwischen 67 Jahre alte Didier Reynders sein Amt als EU-Justizkommissar aufgegeben hatte, war er plötzlich in die Schlagzeilen geraten. Die Brüsseler Staatsanwaltschaft bestätigte damals, dass sie seit längerem wegen des Verdachts der Geldwäsche gegen den früheren belgischen Spitzenpolitiker ermittle.
Wie belgische und internationale Medien im Dezember berichteten, soll der Politiker Lose der Nationallotterie im Wert von rund 200.000 Euro erworben sowie rund 800.000 Euro an Bargeld bei seiner Bank eingezahlt haben. Reynders ließ damals durch seinen Anwalt die Vorwürfe zurückweisen und hüllt sich dazu seither in Schweigen. Auch die Ermittlungsbehörden haben sich seither nicht mehr zu dem Fall geäußert.
Dass die Mühlen der belgischen Justiz aber weiter mahlen, darauf lassen die einen oder anderen Hinweise aus jüngster Zeit schließen. Ende August berichtete die Zeitung „Le Soir“, dass die Justiz frühere und derzeitige Spitzenmanager der belgischen Zweigs der niederländischen ING-Bank ins Visier genommen habe. Reynders und seine Frau hätten zwischen 2008 und 2018 Beträge von insgesamt 700.000 Euro auf ein ING-Girokonto eingezahlt. Die Bank habe dies erst 2023 der zuständigen belgischen Geldwäschebörde mitgeteilt.
Die Gelder stammten, so soll es Reynders erklärt haben, aus dem Handel mit Kunstwerken. Nach 2018 soll der Politiker, wie Le Soir und andere Medien berichteten, Gewinne aus Einsätzen bei der Nationallotterie auf sein ING-Konto eingezahlt haben.
Anfang September tauchte der Name des Poltikers, der inzwischen nicht mehr Mitglied der französischsprachigen Liberalen (MR) ist, im Zusammenhang mit wieder aufgenommen Ermittlungen gegen einen russischen Oligarchen wegen Geldwäsche auf. Wie der Sender RTBF berichtete, waren diese Ermittlungen 2016 „mangels Beweisen“ eingestellt worden.
Nachgegangen waren die Ermittlungsbehörden damals dem Verdacht, ob ein von dem russischen Milliardär im Brüsseler Stadtteil Uccle offenbar mit dem Zweck der Förderung japanischer Kunst gegründeter Verein ohne Erwerbszweck namens „Association Bruno Lussato et Marina Fédier“ dazu gedient habe, Geld aus kriminellen Tätigkeiten zu waschen. Der frühere belgische Finanz- und spätere Außenminister Reynders habe, so berichteten verschiedene Medien, an zahlreichen Veranstaltungen des Vereins teilgenommen und werde zu dessen „Freundeskreis“ gezählt.
Der Direktor des Vereins sei, so heißt es, ein früherer persönlicher Berater von Reynders. Schon im Juli hatten die RTBF und andere belgische Medien von Durchsuchungen bei einem mit Reynders bekannten Antiquitätenhändler in Brüssel berichtet. Solange sich die Ermittlungsbehörden, aber auch Reynders, zu den Vorwürfen nicht ein weiteres Mal äußern, lässt sich über den Fortgang der Ermittlungen gegen den Mann, der jahrzehntelang im Scheinwerfer der belgischen, aber auch der europäischen Politik gestanden hat, nur mutmaßen.
Didier Reynders by Arno Mikkor (EU2017EE) CC BY 2.0 DEED via FlickR







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