Aktuell, Panorama

Die Hand an der Place Rouppe

Von Michael Stabenow

Irren ist bekanntlich menschlich. Wer dieser Tage zur Place Rouppe in der Brüsseler Innenstadt geht, steuert nicht unbedingt eines der Cafés mit Außenterrasse oder das altehrwürdige Feinschmeckerlokal „Comme chez soi“ an. Unbestrittener Blickfang ist derzeit das in der Mitte des Platzes auf einem Brunnen gegen 1850 vom Bildhauer Charles-Auguste Fraikin errichtete Standbild einer in ein langes helles Gewand gehüllten Frau. Als Kopfschmuck trägt sie eine Miniaturausgabe der Brüsseler Kathedrale St. Michael und St. Gudula, in der rechten Hand einen Lorbeerkranz. Ihr Blick ist offenkundig auf das damals vom liberalen Bürgermeister Nicolas-Jean Rouppe als Amtssitz genutzte Brüsseler Rathaus an der Grand-Place gerichtet.

So weit so gut – oder auch nicht. Wie wir dem niederländischsprachigen Magazin „Bruzz“ entnehmen, ist bei der Restaurierung des Werks ein peinlicher Irrtum unterlaufen (Standbeeld Rouppeplein verkeerd hersteld, vergissing wordt zo snel mogelijk rechtgezet | BRUZZ). 2017 war unter nach wie vor nicht ganz geklärten Umständen und übrigens nicht zum ersten Mal die Hand mit dem Lorbeerkranz abgebrochen worden und verschwunden. Sieben Jahre haben sich die Restaurierungsarbeiten hingezogen. Dann war es so weit – mit einem kleinen Schönheitsfehler, wie „Bruzz“ schreibt: „Die Restauratoren haben gleichwohl die fehlende Hand in die falsche Richtung gedreht.“

Tatsächlich reckt die stolze Frau nun den Lorbeerkranz wie eine Trophäe in die Höhe. „Das hatte der Bildhauer Charles-Auguste Fraikin im 19. Jahrhundert freilich nicht im Sinn“, erfahren wir in „Bruzz“. Tatsächlich hätte die Statue den Lorbeerkranz, wie ursprünglich, waagerecht halten müssen. Aus der Brüsseler Stadtverwaltung hieß es, Mitarbeiter einer externen Firma hätten irrtümlich die Hand in einer verkehrten Richtung angebracht; das Versehen solle „so schnell wie möglich“ behoben werden. Wie lange dies dauern wird? In Bruzz hieß es dazu lakonisch: „Das Viertel wird also wieder etwas warten müssen, bis das Standbild wieder in seiner ursprüngliche Glorie hergerichtet ist.“

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