Von Heide Newson
Es muss ein anstrengender Tag für den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer gewesen sein, als er am 6. März mit seinem Kabinett in Brüssel tagte. Denn er jagte von einem Termin zum anderen.
Nach der Kabinettssitzung, an der die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen teilnahm und bei der der „European Chips Act“ im Mittelpunkt stand, ging´s zur Pressekonferenz in Sachsens Landesvertretung. Zwischenzeitlich hatte Kretschmer gerade mal Zeit für ein Croissant und einen Kaffee, dann eilte er mit dem gesamten Kabinett ins Hotel Plaza zur Unterzeichnung einer Absichtserklärung mit Repräsentanten von 12 Mikroelektronik-Standorten aus neun EU-Mitgliedstaaten, darunter Flandern. Aber von Müdigkeit keine Spur, Michael Kretschmer befand sich in einer optimistischen Aufbruchsstimmung.
Kein Wunder: Sachsen, insbesondere Dresden, ist ein führender Halbleiterstandort in Europa und kann im Rahmen des „European Chips Act“ einen großen Beitrag zur digitalen Souveränität der EU leisten. Dazu Michael Kretschmer: „Der steigende Wettbewerbsdruck auf globaler Ebene zeigt, dass es eine gemeinsame Stärke braucht, wenn wir als Europäische Union zukünftig in der Welt eine Rolle spielen wollen. Sachsen als Land der Hochtechnologien und Innovationen im Herzen Europas wird davon besonders profitieren.“
Aber Sachsen, will nicht nur profitieren, was er in Brüssel unter Beweis stellte und was gut ankam. Fakt ist, dass der Freistaat einen substantiellen eigenen Beitrag für europäische Synergien leistet. Dazu gehört die Initiative für die Allianz europäischer Halbleiter-Regionen, die jetzt mit Unterzeichnung der Absichtserklärung auf den Weg gebracht wurde.
Ziel der Allianz ist die gemeinsame Stärkung des Wachstums und die Erhöhung der Wettbewerbsanteile der europäischen Halbleiterindustrie gegenüber Standorten in den USA und Asien. Damit wird die Allianz einen aktiven Beitrag zur Umsetzung des EU-Chip-Gesetzes leisten.
„Ich begrüße die Initiative der Sächsischen Staatsregierung, eine Allianz mit zahlreichen europäischen Regionen zu schmieden, die für ihre Expertise in Forschung, Entwicklung und Innovation im Bereich der Mikroelektronik bekannt sind,“ so Jo Brouns, Wirtschaftsminister der Region Flandern und Mitunterzeichner der gemeinsamen Absichtserklärung. Mit 30 Jahren kontinuierlicher und steigender Investitionen habe die flämische Regierung dazu beigetragen, die Grundlagen für ein zukunftssicheres und widerstandsfähiges Halbleiter-Ökosystem in Europa zu schaffen. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit allen Regionen im Geiste einer echten paneuropäischen Partnerschaft. Zu den weiteren Partnern gehören das Baskenland, Bayern, Kärnten, Katalonien, die Steiermark, Südmähren, Nordbrabant, Overijssel und Piemont.
In seiner Ansprache begrüßte EU-Kommissar Thierry Breton die sächsische Initiative und ließ keinen Zweifel daran, dass sie seine Unterstützung finden wird. Die Gründung der Allianz soll voraussichtlich im ersten Quartal 2024 vollzogen werden. Nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung machte Sachsens Ministerpräsident seinem Ruf als charmanter und bodenständiger Gastgeber alle Ehre. Gefeiert wurde die vielversprechende Absichtserklärung während eines anschließenden Empfangs in einem Ambiente von Optimismus, Fröhlichkeit, Harmonie und Konsens, mit Vertretern der Partnerregionen, aus Industrie und Wirtschaft, internationalen Institutionen sowie den sympathischen Sachsen.
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