Von Michael Stabenow. Die abflauende Omikron-Welle ermöglicht in Belgien erhebliche Lockerungen im privaten und beruflichen Alltag der Menschen. So dürften vom 18. Februar an Cafés und Restaurant wieder länger als bis Mitternacht Gäste empfangen. Es können dann auch wieder mehr als sechs Personen an einem Tisch Platz nehmen. Erstmals seit Monaten dürfen Nachtclubs und Diskotheken wieder die Pforten öffnen.
Großzügigere Regeln gelten dann ebenfalls für Kinos, Theater und Konzertsäle. Bei Veranstaltungen in Innenräumen mit mehr als 50 Teilnehmern (bei Außenveranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern) muss das sogenannte Covid-Safe-Ticket (CST) mitgeführt werden. Die Bescheinigung, die sich auch auf der gängigen Covid-Safe-App findet, soll als Nachweis einer vollständigen (doppelten) Impfung, einer Genesung oder eines negativen PCR- oder Antigentests dienen.
Bei den Auflagen für Reisen orientiert sich Belgien an den kürzlich aktualisierten EU-Vorgaben (Reisen in der EU: 2G oder 3G? Es bleibt kompliziert… – Belgieninfo). Schließlich dürfen fortan wieder mehr als zwei Menschen gemeinsam Einkäufe tätigen.
Die Lockerungen ergeben sich aus dem Ende Januar beschlossenen sogenannten Corona-Barometer. Damit wurden Schwellenwerte bei Klinikeinweisungen und Anzahl der Patienten auf Intensivstationen eingeführt. Aus ihnen ergeben sich grundsätzlich automatisch Lockerungen oder auch Verschärfungen der Schutzvorkehrungen. Zudem sollen aber die Bewertung auch andere Faktoren wie mögliche Folgen für die Wirtschaft oder auch das gesellschaftliche Wohlbefinden einfließen können.
Dies erklärt, warum der aus den Spitzen der Föderal- und Regionalregierungen zusammengesetzte „Konzertierungsausschuss“ am Freitag den Übergang vom roten zum orangefarbenen Code beschlossen hat. Die Zahl der Intensivpatienten bewegt sich zuletzt mit rund 400 genau in der Mitte der für diese Einstufung vorgesehenen Bandbreite von 300 bis 500 Patienten.
Dagegen lag die Zahl der in die Krankenhäuser mit dem Corona-Virus eingewiesenen Patienten mit zuletzt rund 300 pro Tag doppelt so hoch wie der für den orangefarbenen Code vorgegebene Grenzwert von 150 Patienten. Sollte sich der bei Neuinfektionen zuletzt festgestellte günstige Trend mit Rückgängen von 44 Prozent im Wochenvergleich in Kürze auch bei den Klinikeinweisungen zeigen, dann könnte der Schwellenwert in der zweiten Monatshälfte erreicht werden.
Die Äußerungen von Premierminister Alexander De Croo nach der Sitzung des Konzertierungsausschusses verdeutlichten, wie hoch die Erwartungen in Wirtschaft und Gesellschaft an die Regierungen nach gut zwei Jahren zum Teil drastischer Entbehrungen zuletzt geworden sind. „Die vergangenen Monate sind besonders mühsam gewesen“, sagte der liberale Politiker. Er warnte jedoch davor, bei aller Erleichterung über den Übergang in eine „neue Realität“ nicht zu leichtsinnig zu werden. Das Virus sei nicht verschwunden. „Lasst uns frühere Fehler nicht wiederholen. Es handelt sich noch immer nicht um eine gewöhnliche saisonale Grippe“, sagte De Croo.
Zwei Entscheidungen trafen die Regierungsvertreter, die nicht in direktem Zusammenhang mit dem Corona-Barometer stehen. So entfällt nach der kommenden Schulwoche die derzeit für alle sechs bis zwölf Jahre alten Kinder geltende Maskenpflicht. Zum anderen soll Schluss sein mit der Verpflichtung an vier von fünf Werktagen in der Woche zuhause zu arbeiten
Statt eines Zwangs, künftig an drei Tagen in den eigenen vier Wänden zu arbeiten, soll künftig das „Homeoffice“ empfohlen werden. Inwieweit die „Empfehlung“ beherzigt wird, bleibt abzuwarten. So legen die zuletzt im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr gemeldeten Staus den Verdacht nahe, dass die bisher geltende Pflicht zu vier Tagen Telearbeit pro Woche nicht rigoros eingehalten worden sein dürfte.
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