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Hätten Sie’s gewusst? Die wundersame Geschichte des Dufflecoats

 

Von Sibylle Schavoir.

Wer kennt ihn nicht, den dreiviertellangen kuschelig warmen Mantel mit den großen Holzknöpfen, der breiten Kapuze und den bequemen Taschen? Ja, ich spreche vom Dufflecoat, und ich muss zugeben, ich habe schon lange nicht mehr an ihn gedacht. Ein Artikel in einer Hamburger Zeitung erinnerte mich an ihn. Der Artikel berichtete, dass ein „nobles“ Hamburger Kleider Geschäft den „50. Geburtstag seines“ Dufflecoats feierte.

50 Jahre soll er nur alt sein? Das erschien mir merkwürdig. Ich erinnere mich noch gut an den Mantel, den beliebten Dufflecoat, den ich schon zu meiner Schulzeit in Berlin trug. Und das ist etwas länger als 50 Jahre her. Gekauft hatte meine Mutter den Mantel in einem Kleidergeschäft am Kurfürstendamm. Nun wollte ich der Sache auf den Grund gehen und die Geschichte des Dufflecoats erfahren. Was ich dabei entdeckte, erstaunte und erfreute mich gleichzeitig, denn der Dufflecoat – man höre – hat seinen Ursprung in Belgien. Und dies ist seine Geschichte:

Duffel ist der Name einer kleinen Stadt südlich von Antwerpen. Erwähnt wurde Duffel erstmals 1677. In dem Bericht wurde nicht die Stadt Duffel erwähnt, sondern ein Stoff namens Duffel. Es sei ein „grober Wollstoff, mit dichtem flauschartigem Flor oder filzähnlichem Fries“. Genäht und verarbeitet wurde der Stoff von Frauen aus Duffel, deren Männer auf Fischfang gingen. Sie waren draußen, bei jedem Wetter, bei Regen, Sturm, Kälte Hagel und Schnee. Für sie war der wollige Übermantel ein ideales Kleidungsstück. Er hielt warm und war bequem.

Der Mantel aus dem Städtchen Duffel wäre wohl nicht berühmt geworden, hätte nicht der britische Schneider John Partridge den Wollstoff entdeckt. Für ihn war der warme Wollstoff wie geschaffen, um daraus wetterfeste Mäntel für die britischen Seeleute herzustellen. Basierend auf der Kleidung der Fischer von Duffel, dem schlichten Übermantel mit Kapuze, passte der englische Schneider den Mantel den Bedürfnissen britischer Seeleute (Matrosen der Royal Navy) an. So kam es, dass der Mantel aus Duffel Einzug in die militärische Garderobe im 1. und 2. Weltkrieg hielt. Er schützte und wärmte die Soldaten. Die unverkennbaren Details des Mantels waren wie geschaffen für die Matrosen, die oft unter schwierigsten Bedingungen im Einsatz waren. Mühelos konnten die Seeleute die Kapuze über ihre Mütze ziehen und, ohne die Handschuhe ausziehen zu müssen, konnten sie die großen Holzknöpfe am Mantel öffnen und ihren Kompass, Fernrohr, Pfeife in die Taschen stopfen. Doch bald schon trugen nicht nur die Seeleute den Mantel, sondern auch in der Infanterie war er beliebt. Selbst der britische Feldmarschall Bernard Montgomery trug ihn, was viel zu seiner Beliebtheit unter den Soldaten beitrug. Der Dufflecoat kam in Mode.

Und ist es bis heute geblieben. Der Schnitt hat sich zwar etwas geändert, sich der Mode angepasst, die Silhouette ist schmaler geworden, aber die Kapuze, die großen Knöpfe und bequeme Taschen sind geblieben. Und gerade das ist es, was den Dufflecoat ausmacht. Er ist bequem, warm und trotzdem auch noch schick. Er wird wohl nie aus der Mode kommen….

Foto: Dufflecoat für britische Soldaten

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