Von Michael Stabenow.
Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten und manchen Pannen scheint jetzt mehr Fahrt in die belgischen Corona-Impfungen zu kommen.
Die Gesundheitsminister der Föderal- und der Regionalregierungen haben am Mittwoch beschlossen, den Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astra-Zeneca nun auch für ältere Menschen, statt bisher nur für unter 56-Jährige, freizugeben. Sie stützen sich dabei auf die Empfehlungen von Virologen, die ihrerseits auf aktuelle Studien aus Israel und Großbritannien sowie auf Erkenntnisse der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der EU-Arzneimittelagentur (EMA) verweisen.
Überraschenderweise entschied sich die Ministerrunde jedoch nicht dafür, bei Impfungen mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer künftig bis zu fünf statt derzeit drei Wochen zwischen der Verabreichung der ersten und zweiten Dosis zu verstreichen zu lassen. Die Minister warten auf eine für kommende Woche angekündigte Klarstellung der EU-Arzneimittelagentur (EMA) dazu. Einen vollständigen Verzicht auf eine zweite Dosis, was zuletzt ebenfalls zur Debatte stand, soll es mangels wissenschaftlicher Belege für die Unbedenklichkeit eines solchen Vorgehens nicht geben.
Dennoch herrscht die Erwartung vor, dass es mit den Impfungen in Belgien jetzt erheblich schneller gehen kann. Aufgrund der inzwischen gestiegenen Liefersicherheit der Impfstoffe, entschieden sich die Minister für eine Reduzierung der auf Vorrat gehalten Dosen. Dadurch lassen sich kurzfristig mehr Menschen impfen.
Nach den inzwischen weitgehend abgeschlossenen Impfungen von Bewohnerinnen und Bewohnern sowie des Betreuungspersonals in Pflege- und Altersheimen sollen nun die nicht in Heimen lebenden, über 85-Jährigen geimpft werden; vornehmlich mit dem Astra-Zeneca Impfstoff. Ab Mitte März ist geplant, dass die rund drei Millionen über 65-Jährigen des Landes an die Reihe kommen.
Laut Angaben der Gesundheitsbehörde Sciensano sind inzwischen rund 845.000 Menschen geimpft worden. Etwas mehr als 320.000 Menschen – 2,8 Prozent der Gesamtbevölkerung – haben bereits die zweite Dosis erhalten, knapp 525.000 – 4,6 Prozent – lediglich die erste.
Da die EMA voraussichtlich Ende kommender Woche die Zulassung des Impfstoffs des amerikanischen Herstellers Johnson & Johnson empfehlen dürfte, könnte in Kürze auch ein Präparat zur Verfügung stehen, das nur einmal verabreicht werden muss. Belgien hat bei Johnson & Johnson insgesamt knapp 5,2 Millionen Dosen bestellt.
Zuletzt hatte es noch erhebliche Probleme bei der Organisation der Impfungen gegeben. Diejenigen, die bereits mit einer Impfung an der Reihe sind, haben in den letzten Tagen eine E-mail erhalten, mit einer Einladung zum Impfen. Dennoch blieben am Anfang der Woche einige Impfzentren erst leer, während sich am Mittwoch dann stundenlange Warteschlagen, beispielsweise vor dem Brüsseler Heysel-Impfzentrum, bildeten.
Am Freitag wird der Konzertierungsausschuss von Föderal- und Regionalregierungen abermals zusammenkommen. Da die Anzahl der Neuinfektionen im Wochenvergleich wieder um neun Prozent gestiegen ist, dürfte es noch nicht zu weitreichenden Lockerungen kommen. Möglicherweise wird entschieden, die Zahl der Menschen, die sich im Freien treffen dürfen, von bisher vier auf acht zu verdoppeln.
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