Von Sandra Parthie.
Nicht wenige haben die Lockdowns der vergangenen Monate zum Entrümpeln und Aufräumen genutzt. Dabei ist sicherlich vieles aufgetaucht, dass nicht mehr genutzt wird, aber dennoch völlig funktionsfähig ist.
Das Internet, von Facebook-Gruppen über Sharing- und Verkaufs-Apps, bietet auch für Brüsselerinnen und Brüsseler eine Reihe von Möglichkeiten, das nicht mehr Benötigte weiterzugeben statt wegzuwerfen. Damit erleichtert man nicht nur das eigene Gewissen und den eigenen Dachboden, sondern kann anderen damit eine Freude machen, während gleichzeitig weniger Müll erzeugt wird.
Ein neues Projekt macht derzeit in Brüssel von sich reden: das „Buy Nothing project“, bei dem auf lokaler Ebene via Facebook Angebote und Gesuche miteinander verbunden werden. Es funktioniert ganz einfach – man macht ein Foto von dem was man loswerden möchte oder sucht und postet es in der Facebook-Gruppe. Dabei sind den Wünschen keine Grenzen gesetzt – von Tennisbällen über Kinderkleidung bis hin zu Möbeln, ist alles dabei. Ein Nutzer berichtet, dass seine Suche nach einem Drucker innerhalb von 5min erfolgreich beendet wurde. Die Brüsseler Gruppe zählt bereits 6000 Mitglieder, die Chancen, im Netzwerk fündig zu werden, stehen also gut.
Es ist natürlich nicht der einzige Tausch- und Marktplatz im Internet. Es gibt beispielweise auch https://www.freecycle.org/, https://www.toutdonner.com/ oder https://jedonne.fr/. Aber das Projekt ist Ausdruck eines zunehmenden Nachhaltigkeitstrends auch auf privater Ebene und eines Bedarfs an nachbarschaftlichem Austausch – nicht nur von Materiellem, sondern auch von Hilfe, Unterstützung, Ratschlägen und Gemeinschaftsgeist. Weil man bei „Buy nothing“ gezielt nach Angeboten in der direkten Nachbarschaft suchen kann, besteht eine gute Chance, dabei auch die Wohnungs- oder Straßennachbarn -besser- kennenzulernen. Gerade Eltern stellen immer wieder fest, dass viel Spielzeug oder Kinderkleidung kaum genutzt wurde und nun sinnlos und überdimensional Stauraum einnimmt. Dabei ließe sich damit anderen eine Freude machen und das überflüssige Geschirr oder die Kinderbuchbibliothek fände auch ein neues zu Hause. So war es auch bei den amerikanischen Gründerinnen von „Buy Nothing“, die 2013 feststellten, dass innerhalb ihrer Nachbarschaft eigentlich alles vorhanden war und man nur wissen musste, wer was braucht oder sucht.
Im Endeffekt schont man nicht nur Ressourcen, sondern auch den eigenen Geldbeutel und tut was für die Gemeinschaft und die Umwelt.
Ein zukunftsweisender Trend, der gelebte Nachhaltigkeit, gegenseitige Hilfe und Unterstützung und damit die Gemeinschaft fördert und der den längst überfälligen Wandel unserer Konsumgesellschaft einläutet. Danke, Frau Parthie.