Im „Ländle“ werden jedes Jahr rund 10 000 neue Bücher herausgegeben. Dies sind 12 % aller Neuerscheinungen in der Bundesrepublik Deutschland. Damit liegt Baden-Württemberg noch vor Bayern, in dem der Zahl nach deutlich mehr Verlage beheimatet sind. Eine Auswahl von über 1800 Büchern ist bis zum 7 Juni in der EU-Vertretung in Brüssel, Rue Belliard 60-62, zum Ansehen und zum Lesen ausgestellt. Ein Verkauf findet im Rahmen dieser „baden-württembergischen Buchwochen“ nicht statt.
Die Ausstellung ist in verschiedene Segmente gegliedert. Da gibt es zunächst die „Bücher aus Baden-Württemberg“, „Baden-Württemberg im Buch“ und die „Autoren aus Baden-Württemberg“. Eine Themenschau ist dem Thema „Europa“ gewidmet; dabei stehen jene EU-Staaten im Vordergrund, die in diesem Jahr die EU-Ratspräsidentschaft ausüben, nämlich Irland und Litauen im 2. Halbjahr. Schließlich werden die 23 Siegertitel aus dem Wettbewerb „Deutscher Fotobuchpreis“ präsentiert. Eine Sonderschau widmet sich dem Gesamtwerk des im Februar verstorbenen weltbekannten Kinderbuschautors Otfried Preußler. Seine Kinderbuchklassiker „Der Räuber Hotzenplotz, „Die kleine Hexe“, „Rübezahl“, „Das kleine Gespenst“ und „Krabat“ wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Bei der Eröffnung der Bücherschau würdigte der Leiter der EU-Vertretung, Johannes Jung, die langjährige Tradition des gedruckten Buches in seinem Bundesland. Die Stadt Stuttgart sei schon immer ein herausragender Verlagsstandort gewesen. Man denke nur an den berühmten Cotta-Verlag, der neben Friedrich Schiller auch die anderen Größen aus dem Land der „Dichter und Denker“ verlegt hat. Immerhin haben im Jahr 2010 die circa 320 Verlage in Baden-Württemberg einen Umsatz von rund 2 Milliarden Euro erzielt. Dies waren allerdings 500 Millionen Euro weniger als im Jahr zuvor.
Bücher als Teil des Glücks
Die Geschäftsführerin des Landesverbandes Baden-Württemberg des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Reinhilde Rösch, führt diesen Rückgang auf den scharfen Wettbewerb und auf die vielfältigen, meist billigeren Angebote der neuen Medien zurück. Als Beispiel nannte sie die E-Books, die Selfpublishing-Plattformen und die Open-Access-Angebote. Wenn aufwendige Produktionen und digitale Bücher nicht mehr durch den Verkauf finanziert werden könnten, sei die wirtschaftliche Existenz der Verlage und Buchhändler bedroht. Frau Rösch verwies auf die wichtige Rolle der Verlage als Mittler zwischen den Autoren und den Lesern.
Bei der Eröffnung einer Buchausstellung darf das Zitat einer wichtigen Persönlichkeit zum Thema „Buch und Lesen“ nicht fehlen. Frau Rösch konnte den Zuhörern in der Landesvertretung folgenden Ausspruch von Friedrich dem Großen übermitteln:
„Bücher sind kein geringer Teil des Glücks. Die Literatur wird meine letzte Leidenschaft sein.“
Egon C. Heinrich
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