Von Hajo Friedrich
Das europaweit hoch angesehene „Théâtre Royal de la Monnaie“ bietet auch in der kommenden Saison ein anspruchsvolles und innovatives Opern- und Konzert-Programm. Den die beiden kommenden Spielzeiten übergreifenden Slogan „There will be fate“ – die angebliche Unabwendbarkeit des Schicksals – wolle die Monnaie kreativ interpretieren, sagte der Direktor und Künstlerische Leiter, Peter de Caluwe, am Dienstag (28. März) anlässlich der Vorstellung des Programms für die neue, im September beginnende Saison 2023/24.
„Das Schicksal wird eingreifen!“ – in diesen vier Worten sieht der Monnaie-Intendant gleichermaßen die „göttliche“ Vorsehung und die „menschliche“ Handlungskraft enthalten. Dieser doppelte Gedanke ziehe sich wie ein roter Faden durch das neue Programm.
Da darf Richard Wagners Ring nicht fehlen. Seinen zahlreichen Anhängern bietet die Monnaie in den beiden nächsten Spielzeiten den vollständigen Zyklus des „Ring des Nibelungen“. Unter der Regie von Romeo Castelucci und Alain Altinoglou am Dirigentenpult startet die Tetralogie Ende Oktober mit dem „Rheingold“; im Januar 2024 folgt „Die Walküre“.
„Kassandra“ heißt eine Weltpremiere zum Saisonauftakt im September – ein Auftragswerk der Monnaie an ihren ehemaligen Generaldirektor Bernard Foccroule. Statt der mythologischen, „dem Schicksal unterworfenen“ Kassandra bietet uns die Oper die Klimaaktivistin Sandra. „Wir wollen damit in der Umweltdebatte einer lyrischen Stimme Gehör verschaffen und unsere eigenen grünen Ambitionen zum Ausdruck bringen“, sagte de Caluwe.
Eine Oper schlicht in ihrem zauberhaften Glanz erscheinen zu lassen – das soll abermals Rimski-Korsakows phantastische Erzählung vom Zaren Saltan. Sie läuft im Dezember dieses Jahres. Die von Dmitri Tcherniakov inszenierte Oper hatte mit ihren cartoonartigen Trickfilmsequenzen sowie farbenprächtigen Kostümen und Bühnenbildern bereits 2019 auch international für einen großen Erfolg der Brüsseler Oper gesorgt.
Das Gegenteil dieses Märchens ist Benjamin Brittens Rätseloper „The Turn of the Screw“ (Regie: Andrea Breth). Diese Oper konnte die Monnaie 2019 pandemiebedingt nur online anbieten. Sie wird nun im Mai 2024 auf die Bühne gebracht. Zuvor, im April 2024, kommt eine Flüchtlingsgeschichte, das Opernprojekt „Ali“ des Multimediakünstlers Grey Filastine.
Weiter auf dem Programm stehen die über zwei Abende verteilten Frühwerke von Giuseppe Verdi – „Nostalgia“ und „Rivoluzione“. Es soll die menschliche Neigung zeigen, Ideale der Jugend aufzugeben und sich an etablierte Werte zu klammern, heißt es im Programmheft. Zum Abschluss der Saison bietet die Monnaie im Juni 2024 eine neue von Kazushi Ono dirigierte Produktion von Giacomo Puccinis Turandot (Regie: Christophe Coppens). Damit soll auch an den 100. Todestag des Italieners erinnert werden. Puccini starb am 29. November 1924 in Brüssel.
Reichhaltig ist auch wieder das von Musikdirektor Alain Altinoglu geplante Konzertprogramm. So kündigt die Monnaie zum Beispiel – parallel zu Wagners Ring – das gesamte symphonische Werk von Gustav Mahler sowie Robert Schumanns „Rheinische“ an.
Familien – bitte merken: am 4. Februar 2024 dirigiert Altinoglou wieder ein Familienkonzert: Sergej Prokofjews „Peter und der Wolf“.
Mehr Informationen über das Programm der Monnaie und Tickets über die Website: www.lamonnaiedemunt.be/fr
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