Garten und Tiere

Was bedeuten gelbe Rosen?

Von Heidrun Sattler.

Nach der überwältigenden Rhododendronblüte der letzten Wochen macht es fast den Eindruck, dass mein belgischer Garten eine Pause einlegt. Doch die Vorboten der folgenden Blütenfreude sind schon zu sehen: Rosen und wieder Rosenknospen überall! Eine Rhapsodie in Gelb spielen schon seit Beginn Mai die Wildrose Rosa hugonis und die überaus stachelige Maigold. Aus dem hinteren Teil des Gartens leuchten sie freundlich bis auf die Terrasse. Da die Witterung wieder mitspielte, wird ihre Fülle harmonisch untermalt von den duftenden Blüten einer elfenbeinfarbenen Knaphill-Azalee Daviesii. Mit diesem wunderbaren Schauspiel macht sie den Nachteil ihrer einmaligen Blüte wieder wett.

Rosa in allen Variationen

Claire Matin hat es mit ihrem Auftritt im Mai leicht, bewundert zu werden. Sie ist die erste, die ihr Rosa an meiner Terrasse aufscheinen lässt. Eine fleißige Blüherin von Mai bis Oktober. Sie zieht aber gerne ab Juli „ihr Röckchen“ aus, sie verliert ihr Laub im unteren Bereich. Gut, wenn dann dort etwas wächst, was sie gnädig bedeckt. In meinem Beet hat sich, als ob er wüsste, was gewünscht ist, als Sichtschutz ein Farn etabliert. Etwas später zeigen sich – ebenfalls rosa – die bezaubernden Blütchen von Sweet Pretty, eine Zierde während der ganzen Saison.

Ein Kletterer aus der rosa Ecke ist die altbekannte New Dawn, mit ihren porzellanrosa Knospen. Vor einigen Jahren hatte sie jedoch ein Problem mit Krankheiten und ist aus den meisten Gärten verschwunden. Eine von dreien hat bei mir überlebt und erfreut mich in jedem Jahr mit ihrer zierlichen Pracht.

Wer es gerne robust und pflegeleicht mag, ist mit der Strauchrose Bonita bestens bedient. Sie blüht den ganzen Sommer hindurch in dichten Büscheln an stabilen Stängeln. Ihren perfekten rosa Farbton kann man sich gut in einem Brautstrauß vorstellen.

Neue Sammlerleidenschaft

Seit einigen Jahren hat eine neue Rosenvarietät die Herzen der Rosenfreunde erobert, die Züchtungen aus Rosa persica und einheimischen Sorten. Ihr gemeinsames auffälliges Merkmal ist ein dunkles Auge am Blütenboden, darum taucht in allen Namen das Wort „Eye“ auf. Inzwischen nenne ich drei der Schönheiten mein eigen, und ich bin mir sicher, dass sie nicht allein bleiben werden. Mein Liebling ist die zartlila Eyes for You, mit ihrem Purpurauge tief in der halbgefüllten Blüte.

Orange, aber bitte subtil !

Auf der Farbskala von Apricot über Altrosa bis Orange rangieren bei mir einige David Austin Rosen ganz oben, wunderschön und herrlich duftend.

Dem berühmten Züchter ist es inzwischen glücklicherweise gelungen, seinen schweren Blütenköpfen eine aufrechtere Gangart beizubringen. Bei den zartfarbenen habe ich eine eindeutige Favoritin, A Shropshire Lad, mit ihrem betörenden Duft.

Leider bei Regen ein wenig hängend sind die orangen Blüten von Pat Austin, gemeinsam mit der einfachblütigen Mrs. Oakley Fisher ein perfektes Ensemble. Just Joey ist dann wieder eher kupferfarben, zumindest bei feuchtem Wetter. Wie bei so vielen Rosen erscheint auch diese am schönsten im halb erblühten Stadium.

Rotes Temperament

An einem anderen Ende der Rosenfarbpalette finden sich Scharlachglut und Dortmund, beides Kletterrosen in einem echten tiefen Scharlachton. Dortmund ist am an ihrem Kletterort eine harmonische Ehe mit der weißen Louis‘ Rambler eingegangen. Rambler sind übrigens Rosensträucher, die von deutlich höherer Wuchskraft sind als Kletterrosen, also echte Wucherer.

Rot wird bei Rosen oft mit starkem Duft assoziiert, und wirklich, es gibt vor allem bei den Teehybriden sensationelle Aromen. Duftwolke oder Duftzauber bei Sonnenschein, das ist beinahe zu viel des Guten. Bei den Kletterrosen ist Sympathie eine wirkliche Empfehlung. Sie ist hart im Nehmen und wächst auch unter widrigen Bedingungen und schlechter Witterung zuverlässig.

Und was blüht sonst noch im Mai?

Wieder einmal möchte ich Euphorbia polychroma erwähnen, diese Wolfsmilch, die von Ende April bis in den Herbst attraktiv bleibt.

Ihren Einzug haben inzwischen auch die Akeleien gehalten, diese kurze, aber intensive Gartenfreude. Von weiß über zartgelb, von rosa bis dunkelblau, für jeden Farbgeschmack ist etwas dabei.

Eine noch frische Liebe habe ich für die Geumsorten (Nelkenwurz) entwickelt, Geum Mai Tai mit seinem Farbton von reifen Aprikosen hat es mir besonders angetan.

Die übrigen Stauden lassen noch auf sich warten, doch es soll ja auch nicht alles auf einmal blühen!

Muttertag

Heute, während ich das schrieb, erlebte ich eine erfreuliche Überraschung: Meine Tochter schenkte mir statt der üblichen Schnittblumen einen sehr wohlgeratenen Strauch der hellgelb blühenden Comtesse du Barry. Es ist doch schön, wenn das eigene Kind um die Vorlieben seiner Mutter weiß.

Und dann fiel mir auch wieder das Gedicht von Heinrich Heine ein.

Was bedeuten gelbe Rosen?
Liebe, die mit Ärger kämpft,
Ärger, der die Liebe dämpft,
Lieben – und sich dabei erbosen.

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