Anfang des 20. Jahrhunderts äußerte sich ein erfahrener Gartenmann zu diesem Monat: Lasst den Mai mit seiner überschwänglichen Blumenpracht den blind Verliebten, gebt mir den April mit seinem Knospen und seinen Versprechen, dem gerade sprießenden Grün und noch geschlossenen Blüten! Da die Natur, wie schon vermutet, aber auch unlängst im Radio bestätigt, einen Monat in ihrer Frühlingsentwicklung zurückliegt, können wir uns also an den unerfüllten Versprechen noch eine Weile erfreuen.
Dass in diesem Jahr der April beginnt wie sonst der März, noch keine Veilchen, noch keine Narzissen, dafür Krokusse und noch immer Schneeglöckchen, sollte uns nicht verdrießen. Die Natur hat sich noch immer durchgesetzt, Rosen und Clematis zeigen Zeichen des Überlebens und an der Terrasse wollen gerade die kleinen gelben Glöckchen des Armblütigen Scheinhasels (Corylopsis pauciflora, nächstes Foto) aufbrechen. So armselig ist dieses Gewächs gar nicht, sein größerer Kollege, Corylopsis spicata, hat zwar längere und auffälligere Blüten, sein deutlich ausladenderer Wuchs macht ihn jedoch für einen Standort so nah am Haus ungeeignet.
Normalerweise bietet sich für den April der gute Rat an, Frühblüher wie Forsythien zurückzuschneiden, wobei lange einfache Zweige um die Hälfte und stark verzweigte verblühte wie für die Bodenvase gekürzt werden. Bei bejahrten Sträuchern kann man bis zu einem Drittel der überalterten Bodentriebe völlig heraus sägen. Jedoch, 2013, dürfen wir uns zuerst einmal auf die Blüte freuen!
Magnolien
Ebenfalls überfällig sind die duftenden Blüten der Stern- und Kobushimagnolien (M. stellata und M. kobus). Auch ihre Zeit war eigentlich für Mitte März vorgesehen. Jetzt werden sie vermutlich fast gleichzeitig mit den rosa- und lilafarbenen größeren Schwestern (Titelbild) ihre Pracht entfalten. Es kommt allerdings auch vor, dass diese so spät blühen, und sich schon die Blätter eingefunden haben. Ich fände das schade, dieses Frühlingsereignisses erscheint dann weniger spektakulär.
Eines der schönsten Erlebnisse auf dem Gebiet der Magnolien ist in diesen Wochen ein Besuch des Nationalen Pflanzengartens in Meise. Hunderte Exemplare blühen dort entlang eines Magnolienspaziergangs, für den man am Eingang eine Namensliste mit Standort erhält. Suchen Sie sich einen sonnigen Tag Ende April oder Anfang Mai aus, neben den Magnolien ist die Natur im Park ein wirklich wunderbarer Anblick. Die Buschwindröschen am Fuße eines alten Baumes entdeckte ich im vorigen Jahr.
Ja, Sie wissen es, Rasen abkehren, Terrasse von Angewehtem befreien, welke Blätter aus den Beeten klauben – aber immer schön vorsichtig, um die sprießenden Stauden nicht zu beschädigen – und vieles mehr lässt sich jetzt einfach nicht mehr hinausschieben.
Flora und Fauna des Teichs sind dankbar für das Abfischen von hineingefallenen Blättern. So vermeidet man lästige Verrottungsprozesse, die wiederum den Algenwuchs fördern. Denn auf diese Weise versucht sich der Teich mit genügend Sauerstoff für ein biologisches Gleichgewicht zu versorgen.
Trotz anhaltender Kälte, vergessen Sie Ihre Gartenmöbel nicht, wer vorsorgt, kann schon beim ersten warmen Sonnenstrahl seinen Aperitiv auf der Terrasse genießen!
Zukunftsmusik in kleinen Gefäßen
Wer ein Gewächshaus oder einen Wintergarten hat, kann in diesem Monat Tomaten und andere empfindliche Gemüse aussäen, andere, wie meine geliebte Glockenrebe (Cobea scandens), zeigen nach dem Pikieren schon das zweite oder dritte Blätterpaar. Für die Besitzer eines Gemüsegartens wird es Zeit, die Beete für die Aussaat von Erbsen und das Legen von Kartoffeln vorzubereiten. Eine alte Bauernweisheit besagt übrigens, dass Dahlien und Kartoffeln gleichzeitig in den Boden können. Ich ziehe allerdings die Dahlien in einer Kiste auf einem Erdebett vor. Mitte Mai, wenn sie ins Freiland umziehen, haben sie einen gehörigen Vorsprung.
Züchten oder züchten lassen?
Früher hatte ich den Ehrgeiz, die gesamte Bepflanzing meiner Blumenkästen selbst vorzuziehen. Doch kostet auch Saatgut Geld und nur eimal austrocknen macht dern Sensibelchen den Garaus. In Urlaub fahren bis Mitte Mai – auf Kreta oder Zypern, wunderschön! – wurde zum Problem. So kaufe ich die Einjährigen bei vertrauenswürdigen Züchtern, mit dem Vorteil, dass ich nicht – viel – mehr Pflanzen habe, als ich benötige. Denn der Nachteil glücklich gelungener Aussaaten besteht in extremem Überschuss. Nur einige Lieblinge kommen heute noch in den Genuss meiner liebevollen Kinderstube.
Zum guten Schluss noch ein Buchtipp: Vor ein paar Wochen bekam ich „De ontdekking van de tuin“ von Leotine Trijber aus dem Terraverlag (Zytphen, NL) geschenkt. Neunzehn der besten Gartenfachleute Belgiens und der Niederlande, Züchter, Photographen und Gartenphilosophen, wie z.B. Romke van de Kaa, erzählen ihre Geschichte und Geschichten rund um ihre Gartenleidenschaft, Ein unterhaltsames Buch mit vielen nützlichen Ratschlägen, allerdings in Niederländisch.
Ein schönes Frühjahr für alle Leser wünscht
Ihre Heidrun Sattler
Text und Fotos: Heidrun Sattler
Heidrun Sattler ist begeisterte Gärtnerin und im Vorstand der Koninklijke Tuin- en Landbouwmaatschappij (tuinpunt), wo sie unter anderem die Verbindung zur Muttergesellschaft Groei&Bloei in den Niederlanden koordiniert.
Erstveröffentlichung am 01. April 2013
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