Von Egon C. Heinrich.
Seit der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán seine nationalistische Politik betreibt, hat das sympathsche Land an der Donau in den meisten EU-Ländern viel an Ansehen eingebüßt. Indes, es ist nicht alle schlecht und kritikwürdig, was in Ungarn geschieht. So gibt es in diesem Land 13 anerkannte nationale Minderheiten mit Rechtsstatus. Die Sprecher dieser Minderheiten bilden gemeinsam einen „Nationalitätenausschuss“ im ungarischen Parlament, der vor der Verabschiedung von die Minderheiten betreffenden Gesetzen angehört werden muss. Deren Sprecher können ihren Standpunkt in den Plenarsitzungen des Parlaments in ihrer Muttersprache darlegen, sie haben allerdings kein Stimmrecht.
Der Sprecher der 186 000 Ungarndeutschen (2001 waren nur 120 000), Emmerich Ritter, war vor wenigen Tagen in die EU-Vertretung Baden-Württembergs gekommen, um an der Eröffnung einer Ausstellung von ungarndeutschen Künstlern teilzunehmen. Es handelt sich um eine Wanderausstellung mit 30 Kunstwerken anläßlich des 25-jährigen Bestehens des Verbands Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK). Die Ausstellung unter dem Motto „Gestern – Heute – Morgen“ kann bis zum 13. Juli in der EU-Vertretung Baden-Württemberg, Rue Belliard 60-62, besichtigt werden; anschließend geht sie nach Eupen, Stuttgart, und endet dann in Budapest.
Eigentlich sind schon vor der politischen Wende ungarndeutsche Künstler in dieser Eigenschaft mit Ausstellungen in der ungarischen Öffentlichkeit aufgetreten, so etwa 1979 in der historisch-schönen Stadt Fünfkirchen (heute Pécs). Diese Initiative war von dem späteeren Gründer des Verbandes VUdAK, Adam Misch, ausgegangen. Er hat die Rolle der ungarndeutschen Künstler prägnant so beschrieben: „Wer in zwei Kulturen aufgewachsen ist, der muss beide akzeptieren und sich zu beiden bekennen“ – eine Aussage, die man so oder ähnlich in anderen EU-Ländern angesichts der zahlreichen Zuwanderer sehr oft hören kann.
Ungarndeutscher Schwabenball auch im Schwabenländle
Die Stellvertretende Leiterin der bilateralen Ungarischen Botschaft in Belgien, Katalin Desaucy-Rapp, versicherte bei der Vernissage, dass ihre Regierung die Bewahrung der deutschen Kultur in Ungarn auch künftig unterstützen werde. Deutsche Geschichte und Kultur seien tief mit der ungarishen Kultur verflochten.
Der Vizepräsident des Europäischen Parlamentas, der aus Gerlingen bei Stuttgart stammende Rainer Wieland (CDU), sieht in den Ungardeutschen eine lebendige Brücke über Zeiten und Breitengrade hinweg. Ungarn sei eine Kultur- und Wissenschaftsnation, die Europa und der Welt über Jahrhunderte viel gegeben habe. Er konnte stolz verkünden, dass sene Heimatstadt Gerlingen nach dem Zweiten Weltkrieg besonders viele Zuwanderer, Vertriebene und Flüchtlinge aus Ungarn aufgenommen habe. Diese hätten die u.a. die Schwabenbälle fortgesetzt, die seit den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts eine Tradition in Budapest gewesen waren. Wie man weiss, wurden die süddeutschen Auswanderer in die Donauländer ja generell als „Donauschwaben“ bezeichnet.
Die ungarndeutsche Autorin Angela Korb, stellvertretende Vorsitzende von VUdAK, rezitierte zum Abschluss der Eröffnungsfeier mehrere ihrer eindruckvollen Gedichte, etwa jenes über die Stadt Fünfkirchen (Pécs).
Das Foto zeigt vor der Skulptur “Damenwahl” von Ákos Matzon den Künstler, Kurator der Ausstellung, Vorsitzender der VUdAK-Künstler-Sektion, Angela Korb, Dichterin, Vizevorsitzende des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler und Johann Schuth, 1. Vorsitzender des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler.
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