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Torsten Sträter: aus dem Revier an die iDSB

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Von Friedhelm Tromm.

Wieder einmal verwandelte sich die iDSB-Aula in eine Kabarettbühne: Torsten Sträter, vielen bekannt von seinen Fernsehauftritten (u. a. bei ‚Nuhr im Ersten’, ‚TV Total’ und ‚extra 3’), und vielleicht auch durch seine wöchentliche Kolumne im „Kicker“, betrat am 29.11. leibhaftig, ganz in Schwarz, aber äußerst gut gelaunt, das iDSB-Podium und legte los.

„Als Mann aus dem Ruhrpott“ hatte Schulleiter Jürgen Langlet den Comedian angekündigt, und in der Tat verrät sein Zungenschlag deutlich die Herkunft des gebürtigen Dortmunders, der ähnlich wie sein berühmter Kollege Jürgen von Manger (alias ‚Tegtmeier’) ganz den Kumpel-Typ gibt: Mit Strickmütze, seinem Markenzeichen, auf dem Barhocker am Bistro-Tisch sitzend, erzählt er von seinen beruflichen Anfängen als Herrenschneider. Wie es dazu kam? Ein Schulfreund habe ihm geraten: „Wenn Du jemals etwas in Deinem Leben wirklich ÄNDERN willst, ist das der einzig mögliche Beruf.“

Die Türkei den Briten!

„Sind hier Handwerker?“, fragt er ins Publikum („Sie wissen doch, was das ist?“, setzt er hintergründig lächelnd hinzu) und erntet darauf ebensolches Kopfschütteln wie auf seine nächste Frage: „Sind Sie denn alle reinrassige Belgier?“. – „Ach, Sie sind also Deutsche“, meint er nickend und will als nächstes wissen: „Haben Sie sich denn schon an das Essen hier gewöhnt? Oder frittieren Sie jetzt einfach alles?“.

Er selbst tritt zum ersten Mal in Belgien auf. Von der EU hat er bisher wenig verstanden, schon das Wort bereitete ihm bis vor kurzem Schwierigkeiten. „Ich habe das immer wie eine Silbe ausgesprochen, ehrlich, aber das klang immer so komisch: ‚Die eu hat beschlossen…’“. Klar ist ihm nur: „Die Türkei will unbedingt rein, und die Briten wollen unbedingt raus. – Warum also geben wir die Türkei nicht einfach den Briten?“, schlägt er vor.

Comedy, Lesung und Poetry Slam

Ja, die Tuchfühlung mit dem Publikum gelingt ihm, er versteht es, mit seinen wie beiläufig daherkommenden Geschichten aus dem Alltag für einen Lacher nach dem anderen zu sorgen. Er erzählt von seiner Kindheit in Gummistiefeln, aber ohne Internet („Unser Internet kam einmal in der Woche, donnerstags, und hieß ‚Bravo’“), von seiner dominanten, aber fürsorglichen Mutter („Sie sagte immer zu mir: ‚Das Zimmer räumt sich nicht von alleine auf’ – aber genau das hat es 18 Jahre lang wundersamerweise immer getan“) und seinem Unverständnis gegenüber Polizisten, die ihn nach 50 Runden im Kreisverkehr („der Achterbahn für Kleinverdiener“) aus dem Verkehr ziehen, um die in seinen Augen sinnlose Frage zu stellen: „Wissen Sie, warum wir Sie anhalten?“ („Keine Ahnung – Rücklicht kaputt?“).

Seit kurzem hat sich Sträters Welt verändert, denn auch in seinem Wohnort leben jetzt Flüchtlinge („Es sind 48, und ich kenne sie alle“). Er mag sie und möchte ihnen helfen, doch wie nur erklärt man ihnen Deutschland?

Wie erklärt man Deutschland?

Natürlich, Deutschland ist das Land der Dichter und Denker, das Land von Schiller und Schopenhauer, aber woran liegt es, dass sich das Deutsche heutzutage häufig auf Standardsätze reduziert wie: „Wir schaffen das!“ – „Da bin ich ganz bei Ihnen.“ – „Draußen gibt’s nur Kännchen“ und „Normal müsste das halten“?

Und was ist Deutschland eigentlich? Etwa: „Goethe, Fix und Foxi und … Fantasialand?“

Nur eines ist ganz sicher: „Die Deutschen sind pünktlich!“ – Naja, bis auf die Handwerker und die Deutsche Bahn. Und da fragt man sich: „Fahren die Handwerker immer mit der Bahn, oder wartet die Bahn immer auf die Handwerker?“.

Der treffendste deutsche Satz ist für ihn aber: „Räum auf, die Putzfrau kommt“ – „Da steckt alles drin!“.

straeter2Äußerst aufgeräumt jedenfalls will Torsten Sträter nach gut zwei Stunden die Bühne wieder verlassen, aber das begeisterte Publikum lässt ihn nicht ohne Zugabe ziehen. Was hatte das Ganze nun mit dem Titel des Abends zu tun („Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein?“). Schwer zu sagen, auch wenn er verspricht: „Doch, doch, das Programm hat einen roten Faden, das erschließt sich Ihnen spätestens nächsten Mittwoch!“.

Was Sträter bietet, ist in jedem Falle beste Unterhaltung mit großer Liebe zur Sprache – dafür darf er auch ab und zu abschweifen.

Fotos: Friedhelm Tromm

One Comment

  1. Thomas Große

    … nun fast schon wieder fünf Jahre her – aber unvergessen!

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