Von Heide Newson.
Als ein Tag des Glücks für Deutschland bezeichnete Deutschlands Botschafter Rüdiger Lüdeking, den Tag der Deutschen Einheit, zu dem er zusammen mit der Justizministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern Uta-Maria Kuder sowie den Leiterinnen und Leitern der Büros der deutschen Länder zu einem Empfang in das Büro des Landes Sachsen-Anhalt geladen hatte.
Eine Feier ohne Kris Peeters
Und die Gästeliste, mehr als 900 Personen waren gekommen, las sich lang und prominent. Doch einer fehlte, womit vor ein paar Tagen noch keiner gerechnet hatte. Belgiens Minister für Beschäftigung und Finanzen, Kris Peeters, als Ehrengast geladen, hatte kurzfristig abgesagt. Dabei hatten alle auf ihn gewartet, und sich auf seinen Redebeitrag gefreut. Seine Anwesenheit sollte die exzellenten deutsch/belgischen Beziehungen, auch im Wirtschaftsbereich unterstreichen. In letzter Minute dann seine Absage. Die angekündigte Umstrukturierung bei der ING-Bank, einhergehend mit dem geplanten drastischen Stellenabbau in Belgien, erforderte seinen ganzen Einsatz. Nach dieser Hiobsbotschaft war dem Belgier alles andere als zum Feiern zumute.
„Wer die Nachrichten verfolgt, weiß, dass Kris Peeters in diesem Augenblick in dem Föderalstaat erforderlich ist,“ erklärte Deutschlands Botschafter, der sein Mitgefühl nur schwerlich verbergen konnte.
Ein bunter Abend voller besinnlicher Gedanken
Dennoch wurde der Tag der Deutschen Einheit, dessen Feierlichkeiten auf den Abend verlegt waren, zum vollen Erfolg. Dafür sorgten die guten sowie entspannten Gastgeber und die vielen Feierfreudigen, die alle auf ihre Kosten kamen. Treffpunkt zum Plaudern über „Gott und die Welt“, waren die vielen Wein-und Bierbars, während sich am Sauerkrautstand lange Schlangen bildeten.
Aber auch harte und besinnliche Themen wurden in den Redebeiträgen von Rüdiger Lüdeking und der Justizministerin Uta-Maria Kuder angesprochen.
Der Tag der Deutschen Einheit sei zunächst für viele ein Tag des Erinnerns, der Freude und Dankbarkeit, er sei aber auch ein Tag, an dem wir aufgerufen sind, innezuhalten und uns Rechenschaft zu den Kernfragen unserer nationalen Identität abzulegen, betonte er. „Wer sind wir, wofür stehen wir, und wo wollen wir hin? Die Besinnung auf den 3.Oktober und seine Vorgeschichte gibt uns hierauf klare Antworten – Antworten, die einen sicheren Ausgangspunkt für die Bewältigung aktueller und zukünftiger Herausforderungen geben,“ fuhr er fort.
„Sollte uns nicht auch der Mut der vielen in der DDR inspirieren, die für die Deutsche Einheit auf die Straße gegangen sind, und damit bewusst bereit waren, auch ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Verzagtheit und Furcht sind – wiewohl menschlich – schlechte Ratgeber. Wir brauchen die Zukunft nicht zu fürchten, Deutschland, aber auch die anderen europäischen Staaten sind gut gewappnet, um mit Zuversicht nach vorne zu schauen,“ so ein optimistischer deutscher Botschafter.
Diesen Worten schloss sich Uta-Maria Kuder an. Ein Tag der Freude und der Hoffnung sei der Tag der Deutschen Einheit. In Dankbarkeit erinnere sie sich an die Vision von Helmut Kohl. Andere Erfahrungen auch im wirtschaftlichen Bereich hätten die DDR Bürger gemacht. „Nur zu gut, dass es föderale Strukturen gibt, die sich bewährt haben,“ meinte sie. Gleichwohl sprach sie den Brexit an, und überlegte, was die Europäische Union tun könne, um diese Krise zu meistern. Ihre Errungenschaften solle jedoch keiner in Frage stellen.
Feierfreudige Schlipsträger
Für eine absolut lockere Stimmung sorgte nach der Intonierung der deutschen, belgischen Nationalhymne, sowie „Europas Ode an die Freude“ und schmissige Musik, zu der ordentlich das Tanzbein geschwungen wurde.
„Was für ein super Abend, was für ein Wohlfühl-Feeling, und dann noch „Twist“….So locker, optimistisch, gut gelaunt, unverkrampft und völlig entspannt, mag ich meine Landsleute am liebsten. Leicht beschwingt, und stolz wie Oskar auf mein Heimatland, fuhr ich mit der Trambahn nach Hause, zu den Ixeller Teichen.
Fotos: Folkert Herlyn
Wie schön, dass man zu solchen festen nicht geladen wird, geschweige denn überhaupt davon erfährt, obwohl man ex-ddr-bürgerin ist, 39jahre für die deutsche übersetzung im gs des ministerrates der eu gearbeitet hat und nun seit 42 jahren in belgien lebt. Danke trotzdem für den schönen artikel. Da kann man dann mit genuss lesen, was man versäumen musste.