Von Heide Newson.
Die Belgier und Prinz Laurent – das ist keine einfache Geschichte. In der Vergangenheit machte der Prinz mehr mit Skandalen und negativen Schlagzeilen anstatt mit royalem Verhalten auf sich aufmerksam. So erhielt „Prinz Bleifuß“, der eine Vorliebe für schnelle Autos hat, für seine Raserei Strafzettel ohne Ende. Ob er sie je bezahlte, weiß keiner so genau zu sagen. Und nun? Vielleicht alles vergessen, weil er in die internationale Regionalpolitik eingreifen darf?
Bisher trat das königliche „enfant terrible“ immer wieder in Fettnäpfchen. Volksverbundenheit und diplomatisches Fingerspitzengefühl mussten andere beweisen. Mal handelte es sich um Renovierungskosten seiner Villa, die von der Marine übernommen wurden und dann von König Albert II. zurückgezahlt werden mussten, mal ging es um verbale Ausbrüche. Damit soll nun endgültig Schluss sein. Prinz Laurent will Gas geben, aber nicht als Raser, sondern in Straßburg für die Versammlung der Regionen (VRE) durchstarten.
Das gab Frau Dr. Hande Bozatli, Präsidentin der Versammlung der Regionen, die als politische Stimme von mehr als 270 Regionen aus 33 Ländern gilt, unlängst im Brüsseler Presseclub bekannt. Im Gegensatz zum EU-Ausschuss der Regionen (AdR) ist die VRE eine europäische Institution in Straßburg. Zu den Mitgliedern der im Jahr 1985 gegründeten VRE gehören auch 16 überregionale Organisationen.
“Bis zum Ende meines Mandats im Dezember 2017 wird Prinz Laurent als Berater für uns arbeiten, und ich werde gern seine vielfältigen Erfahrungen zu Rate ziehen,“ teilte Hande Bozatli mit. „Durch seine Arbeit bei der Europäischen Union, dem Internationalen Währungsfonds, der UN und internationalen Firmen bringt er die optimalen Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit mit. Ich bin so froh, dass er unser Angebot akzeptiert hat“, fuhr sie fort.
Lob für die Chefin
Und Prinz Laurent, der sich bei royalen Anlässen oft missgelaunt und gelangweilt mit seinem Handy beschäftigt hat, legte einen starken Auftritt aufs Parkett. Gut vorbereitet, souverän, dazu in fließendem (Oxford) Englisch, gab er die Gründe für seine Arbeit bei der VRE-Präsidentin bekannt. “Ich habe das Angebot von Dr. Bozatli aus vielerlei Gründen gerne angenommen,“ so Prinz Laurent gut gelaunt. „Zunächst möchte ich unterstreichen, dass die Präsidentin eine sehr beeindruckende, authentische und hochqualifizierte Person ist, deren politisches Engagement mich stark beeindruckt. Sie stellt sich der Migration, kämpft für eine sichere Umwelt und ist bemüht, die Umweltzerstörung nachhaltig zu bekämpfen. Eigentlich könnte sie mit ihrer erfolgreichen Klinik in Istanbul, die sie mit ihrem Ehemann führt, viel Geld verdienen. „Stattdessen widmet sie sich Europas Bürgern.”
Leicht habe sie es dabei nicht, da viele eine Frau, die dazu eine türkische Muslimin sei, in einem politischen Spitzenamt fürchteten. Aber gerade Frau Bozatli, die in der westlichen Kultur gleichermaßen zu Hause sei und sie verstehe, sei in der Lage, Brücken zu beiden Kulturen zu schlagen. Selten habe er eine Frau mit solch einem Engagement getroffen. All das seien seine Gründe zur Annahme dieses Mandats. „Soweit es mir möglich ist, werde ich sie in jeder Hinsicht unterstützen,“ bekräftigte er.
Auf die Frage von belgieninfo.net, wieviel Zeit er seinem neuen Mandat widmen könne, meinte er, dass er diesem so viel Zeit einräumen würde, wie zur Erfüllung der an ihn gestellten Aufgaben notwendig sei. Bereits jetzt stünde er auch an Wochenenden mit Dr. Bozatli in Verbindung.
Gute Freunde
Auch über die Zusammenarbeit mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft, die Mitglied in der Versammlung der Regionen ist, äußerte er sich positiv. In dieser sei Karl-Heinz Lambertz ein sehr wertvoller Partner. „Wie Sie wissen,“ so Prinz Laurent gegenüber belgieninfo.net, gebe es in Belgien zwei Gemeinschaften, die viel Lärm machen würden, und diejenige, die ganz leise am besten arbeiten würde, sei die Deutschsprachige Gemeinschaft mit ihren etwa 75 000 Einwohnern. In der Vergangenheit habe Karl-Heinz Lambertz, den er als einen sehr intelligenten und klugen Politiker bezeichnete, zwischen der Wallonie und der flämischen Region optimal vermittelt. Und die VRE-Präsidentin fügte hinzu, dass mit Karl-Heinz Lambertz eine besonders wertvolle Zusammenarbeit bestehe, sein Name eine gute Referenz sei, und dass sie zudem gute Freunde seien.
Bleibt nur zu hoffen, dass Prinz Laurents Familie ihm bei seinem neuen beruflichen Projekt nicht im Weg steht, so dass er sich frei entfalten und sich endlich mal wertgeschätzt fühlen kann.
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