Die meisten Pflanzen haben im August ihrer (erste) Blüte hinter sich. Dennoch ist díeser Monat eine Zeit des mediterranen Genießens. Die zweite Blüte kommt von selbst und viele Stauden zeigen sich noch in ihrer ganzen Pracht. Und wenn Ihr Garten, Ihre Terrasse oder Ihr Balkon nicht bunt genug sind, dann schaffen einjährige Pflanzen Abhilfe.
Der August ist ein Monat des Grüns; vieles ist ausgeblüht, anderes wartet noch einige Wochen. Und angesichts warmer Tage und Nächte erfreut sich die sonst so eifrige Gärtnerin eines eher mediterranen Lebensstils – leichtes Essen und eine lange Siesta, natürlich nicht ohne das obligatorische Gartenbuch oder eine diesbezügliche Zeitschrift. So erfährt man, was die Chelsea-Flowershow bot oder welche innovativen Gartengeräte auf den Markt gekommen sind. Oder geht einfach nur dank bunter Bilder in fremden, meist arbeitsintensiven Gärten spazieren.
Einjährige Pracht
Während die Rosen im Verborgenen zum zweiten Höhepunkt ausholen und die Stauden sich im Wachtwechsel zwischen Hochsommer- zur Spätsommerblüte befinden, gibt es große Freude für diejenigen, die rechtzeitig Ein- und Zweijährige gesät haben. Zinnien, einjähriger Hibiskus, Tagetes, Ziertabak, Schmuckkörbchen (Cosmos) und Spinnenblumen (Cleome) feiern ein großes Farbenfest. Wer es nicht zu bunt mag, kann Samen von beispielsweise weißen Tagetes, puderfarbenen Zinnien oder zartfarbenen Stockrosen kaufen.
Allerdings gibt es auch Gartenzentren, die sich auf sogenannte Beetpflanzen spezialisiert haben und Ein- und Zweijährige wie Malven oder Stockrosen vorgezogen verkaufen, allerdings hauptsächlich im Frühling. Die vorausschauenden Gärtner und Gärtnerinnen sollten deshalb schon im Mai den August im Auge haben. Zwischen im Frühsommer blühenden Stauden und Zwiebelgewächsen können sie ihre Entwicklung durchlaufen und jetzt ihre volle Pracht entfalten.
Immer noch Stauden
Doch nicht alle Stauden haben im Erntemonat ihren Höhepunkt überschritten. In meinem Garten explodiert der Phlox. Alle Farbtöne von reinem Weiß bis dunklem Violett sind vertreten, viele Pflanzen haben sich selber ausgesät und vertreten ihre unterschiedlichen Eltern in überraschender Mischung. Und auch die sogenannten Herbstanemonen heben ihre rosa und weißen Blütenköpfchen zur Sonne.
Ich selber bin keine Liebhaberin der gelben, orangen oder braunen Farbtöne, wie sie die traditionellen Spätsommerstauden wie Sonnenbraut (Helenium) oder Sonnenhut (Rudbeckia) aufweisen. Aber wer in ein solches Beet Gräser, helle gelbe Farbtöne und kräftig rote Dahlien hineingetupft hat, der kann ein wirklich sonniges Ergebnis erzielen. Manche Mustergärten bezaubern dann selbst mich.
Hortensien stutzen
In diesem Jahr schöpfen meine Hortensien offenbar Kraft, denn nach der überbordenden Blüte von 2012 zeigen sich an meiner Ayescha oder den übrigen so genannten Bauernhortensien nur wenige Blüten. Eine gute Gelegenheit für gründliches Stutzen.
Die Sträucher haben dank des frühzeitigen Rückschnitts genügend Zeit, Blütenknospen fürs nächste Jahr anzulegen. Man kann zu alt gewordene Zweige – die mit der abblätternden Rinde – sogar ganz herauszuschneiden. Ansonsten gilt für Hortensien, deren griechischer Name „Hydrangea“ Wasserfässchen bedeutet, nur eines: gießen, gießen, gießen. Wenn sie zu trocken stehen, neigen sie zu Kümmerwuchs. Der Neuaustrieb ist dann sehr eng, ein wenig kohlköpfig.
Terrassen und Balkone
Jetzt ist auch die Zeit der Engelstrompeten, Schönmalven (Abutilon), Zitronenbäumchen und Oleander. Sie haben immer ein wenig mehr Zeit nötig, ihre Blütenpracht zu entfalten und neigen dazu, manchmal erst im September zu blühen. In diesem Jahr bequemen sie sich glücklicherweise schon etwas früher dazu, meine Terrasse mit ihren Farben und ihren intensiven Düften zu erfüllen.
Bei kleinen Balkons und mangelndem Winterquartier ist auch Einjähriges aus den Tropen und Subtropen sehr schön und geruchsintensiv. Ein Topf voll Nemesia bringt zauberhaftes Honigaroma, schwül riechende Tabakpflanzen locken vor allem nachts Falter aller Art und, wie Sie als meine treuen Leser wissen, meine über alles geliebte Vanillepflanze (Heliotrop), die inzwischen überall erhältlich ist, macht ihrem Namen alle Ehre.
Genießen Sie Ihren Sommer, jetzt, nachdem die ganz große Hitze gewichen ist, und lassen Sie der Natur ihren gemächlichen Gang. Beobachten Sie die Schmetterlinge und vielleicht, wenn Sie Glück haben, auch einen äußerst seltenen Gast wie den Schwalbenschwanz, der meine Lilien besuchte, wandeln Sie mit einem kühlen Getränk durch den Garten und lassen Sie es sich einfach gut gehen.
Text und Fotos: Heidrun Sattler
Heidrun Sattler ist begeisterte Gärtnerin und im Vorstand der Koninklijke Tuin- en Landbouwmaatschappij (tuinpunt), wo sie unter anderem die Verbindung zur Muttergesellschaft Groei&Bloei in den Niederlanden koordiniert.
Fotos von und aus dem Garten der Autorin
Erstveröffentlichung am 01. August 2013
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