Von Ute Bakus.
Am kommenden Samstag, 30. Oktober, gastiert mit Matthias Brandt einer der beliebtesten Schauspieler Deutschlands in einer öffentlichen Veranstaltung in der W:Halll, dem Kulturzentrum von Woluwe-Saint-Pierre. Brandt präsentiert mit dem Pianisten Jens Thomas seinen Roman „Blackbird“ als Wort-Ton-Collage.
„Blackbird“ mit Gespür für Tragik und Komik
Der Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt hat sich seit einigen Jahren auch als Erzähler einen Namen gemacht. Sowohl sein Erstling „Raumpatrouille“ als auch „Blackbird“ sind von der Literaturkritik gefeierte Bestseller. „Blackbird“ ist eine Coming-of-Age-Geschichte, die Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen in Bann schlägt.
Man darf gespannt sein auf eine außergewöhnliche Veranstaltung und eine vermutlich einmalige Gelegenheit, den großartigen Matthias Brandt live in Brüssel zu erleben.
„Verhakeltes“ Ost-West-Verhältnis gemeinsam überwinden
Bereits am vergangenen Sonntag war Ines Geipel in der W:Halll zu Gast und stellte ihr jüngstes Buch „Umkämpfte Zone: Mein Bruder, der Osten und der Hass“ vor. Der ehemaligen DDR-Weltklasse-Athletin, Literaturprofessorin und Schriftstellerin geht es um das schwierige Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschen. Ausgehend von ihrer eigenen, bewegenden Familiengeschichte – ihr Vater war Stasi-Agent, sie selbst Stasi-Opfer – forscht Geipel sowohl gängigen Erzählnarrativen wie verdrängten Erinnerungen nach. In der Diskussion mit Olivier Krickel, Programmchef beim belgischen Rundfunk, BRF, legte sie einem gebannt zuhörenden Publikum anschaulich ihre These dar, wie zwei aufeinanderfolgende Diktaturen auf ostdeutschem Boden eine strukturelle Gewalterfahrung bedeuten, die über mehrere Generationen wirkt – selbst bei den Jüngeren, die gar keine Diktaturerfahrungen mehr gemacht haben. Das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschen charakterisierte sie als „derzeit verhakelt“ in einer starren Rollenverteilung mit dem Osten als „Opfer“ und dem Westen als „überheblich und ignorant“. Über dreißig Jahre nach dem Mauerfall sei es an der Zeit, dass Ost- und Westdeutsche gemeinsam diese Rollenverteilung überwinden, appellierte Geipel. Dies sei eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft, nicht nur für Politiker oder einzelne Persönlichkeiten.
Kooperation im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft
Beide Veranstaltungen sind das Produkt einer Kooperation zwischen der Deutschen Botschaft, der Brüsseler Gemeinde Woluwe-Saint-Pierre und der Brüsseler Event-Buchhandlung Buchfink. Rund zehntausend Deutsche leben in Brüssel, davon traditionell viele in Woluwe-Saint-Pierre. Ursprünglich waren beide Auftritte für Ende 2020 als feierlicher Abschluss der deutschen EU-Ratspräsidentschaft geplant, Corona machte da jedoch einen Strich durch die Rechnung. Nun hoffen die Kooperationspartner trotzdem auf große Resonanz.
Karten für „Blackbird“ sind noch erhältlich. Einheitspreis: 15 Euro, Online–Reservierung hier: https://www.whalll.be/spectacle/blackbird-par-matthias-brandt/
Foto: Ute Bakus
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