„Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß“, dichtete Rilke. Zeit für was? Genau, fürs Entschleunigen. Nach einem heißen belgischen Sommer kommen Gärten und GärterInnen zur Ruhe. Rosen erfreuen zum zweiten Mal das Auge, die Dahlien entfalten ihre ganze Pracht und die Phloxe werden noch von Faltern besucht. Aber viel Arbeit macht der Garten nicht zwischen den Jahreszeiten.
Noch vor einigen Tagen konnten wir an einem lauen Spätsommerabend auf der Terrasse ein Glas Rieslingsekt genießen. Jetzt holt uns der Herbst ein. Aber obwohl sie inzwischen lange Hosen und Ärmel für nötig erachtet, macht sich die Gärtnerin zwischen den Schauern mit mehr Eifer ans Werk als an den heißen Sommertagen. Und uns bleibt die Hoffnung, auch der Herbst bringt sicher noch einige warme Tage.
Arbeitsintensiver Rasen
Da die Autorin dieser Zeilen zwischen Kiefern wohnt, beginnt jedes Rasenmähen mit mühsamem Abkehren der Grasfläche, die sich nach windigen Nächten mit Kiefernzapfen und inzwischen auch die Nadeln bedeckt hat. Leider kann dieser Ertrag noch nicht einmal auf den Kompost. Äußerst lästig! Auch die Bäume spielen in diesem Jahr viel früher Herbst als sonst, die Blätter wehen in den Teich, auf den Rasen und die Wege. So kann erst nach einiger Putzarbeit kann das eigentliche Mähen beginnen. Klug ist es auch, im September nochmals zu düngen. Spezielle Herbstrasendünger sorgen für gute Wurzelbildung und weniger Wachstum.
Große Freude an den Rosen
Der September ist der Monat der zweiten Rosenblüte. Gerade jetzt lohnt es sich, in öffentlichen Rosengärten oder spezialisierten Zuchtbetrieben Ausschau nach Pflanzen zu halten, die trotz Regen schöne Blüten behalten und deren Laub auch nach dem langen Sommer noch ansehnlich ist.
Ein Glücksgriff war in meinem Sommer die Rose „Angela“ (Titelfoto), deren Pink einen fröhlichen Tupfer ins Beet zaubert. Doch eine andere Rose hat im vergangenen Blumenjahr mein Herz besonders erobert, „Mrs. Oakley Fisher“(links, weiter oben), deren einfache aprikosenfarbenen Blüten sehr dekorativen Staubgefäßen zieren. Und sie verspricht, noch eine Weise durch zu blühen, so viele Knospen in edlem bräunlichen Orange sind noch im Wartestand.
Wenn Sie bis in den Winter hinein Freude an Ihren Rosen haben möchten, düngen Sie sie jetzt mit organischem Dünger und schneiden Verblühtes weg. Manchmal hat man dann noch im Dezember Blüten.
Dahlienfarbenpracht
Da ich in diesem Monat geboren bin, bekomme ich, solange ich das würdigen kann, zum Geburtstag immer große Sträuße prächtiger Dahlien geschenkt. Noch heute habe ich große Freude an diesen Blumen.
Wer die Knollen fachgemäß aufbewahrt – nach dem ersten Frost ausgraben, mit der Erde trocknen und sie dann in Torf frostfrei überwintern lassen -, kann sich in jedem Sommer wieder an diesen stolzen Pflanzen erfreuen. Dabei waren Dahlien (rechts) lange aus der Mode geraten: zu fleischig ihre Stängel und Blätter. Doch heute sind die Gartenvorstellungen nicht mehr so ätherisch pastellfarben, es darf auch mal wieder Kontrast sein. Mir ist es recht, habe ich doch vor vielen Jahren von einer Freundin eine große Dahlienknolle bekommen, die in jedem Sommer wieder ihre riesigen leuchtenden Blüten hervorbringt.
Natürlich muss man bei einem solch kräftigen Farbton auf die entsprechende Umgebung achten, auf passende Farben und starke Blattstrukturen. Und, wie oben schon erwähnt, in der Vase sind Dahlien einfach spektakulär.
Was sonst noch blüht
Auf der Terrasse leuchtet bis in den späten Herbst hinein die Tibouchina, mit einem unvergleichlichen Blau und ausdrucksvollen Blättern. Sie bildet einen schönen Kontrast mit den rosa und weißen Strauchbegonien (rechts), die eigentlich Zimmerpflanzen sind. Doch lieben sie die frische Luft im Sommer, besonders wenn sie ein halbschattiges Plätzchen haben.
In den Beeten schwingen die Einjährigen das Zepter: Cosmea, Spinnenblumen und Zinnien, von denen es eine wunderbare grüngelbe Sorte („Envy“) gibt, aber auch altrosa Varietäten, deren Samen bei den englischen Versandhändlern sündhaft teuer sind.
Letzte Falter
Die Phloxe liegen in den letzten Blüten-Zügen. Doch die – nicht garantiert winterharte – Staudenmalve (Alcea „Parkallee“) hat noch Besuch von allerlei Faltern. Und die winterharte Fuchsia (links) liefert sich einen rot-roten Wettstreit mit den späten Knöterichen (Persicaria amplexicaulis).
Auch wenn der kommende Herbst viel Arbeit zu machen verspricht, genießen Sie jeden Sonnenstrahl, das tut der Gesundheit und dem Gemüt gut. Wenn dafür die Terrasse nicht gekehrt ist, schauen Sie einfach darüber hinweg, Gelassenheit und Entschleunigung sind nicht umsonst die sympathischen Schlagworte unserer Tage. Und sie passen so gut zum September.
Text und Fotos: Heidrun Sattler
Heidrun Sattler ist begeisterte Gärtnerin und im Vorstand der Koninklijke Tuin- en Landbouwmaatschappij (tuinpunt), wo sie unter anderem die Verbindung zur Muttergesellschaft Groei&Bloei in den Niederlanden koordiniert.
Fotos von und aus dem Garten der Autorin
Erstveröffentlichung am 01. September 2013
Beiträge und Meinungen