Symbole für die belgische Steinkohlegewinnung seien die Bergwerke in der Wallonie, begründet die Unesco-Kommission ihre Entscheidung in St. Petersburg. Sie zeugten von der vergangen Blütezeit der Schwerindustrie im 19. und 20. Jahrhundert. Neben der Geburtskirche Jesu in Bethlehem und dem Bayreuther Opernhaus wurden also auch vier wallonische Bergbaustätten mit dem Titel Unesco-Weltkulturerbe ausgezeichnet. Ein Prädikat, das nun auch Touristen anlocken soll.
Neu auf der Liste der Unesco sind die Blegny-Mine bei Lüttich, der Bois-du-Luc in La Louvière, die Mine Bois du Cazier in Charleroi und das Grand-Hornu bei Mons. Die zuständige Kommission der Vereinten Nationen gab dies am Sonntag, 1. Juli bekannt. Die vier Abbaugebiete von Steinkohle verbinden fast nahtlos die Industriegebiete im französischen Nord-Pas-de-Calais mit dem Aachener Braunkohlerevier.
Tausende Bergarbeiter holten hier im 19. und 20. Jahrhundert die Steinkohle ans Tageslicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg schufteten auch viele deutsche Kriegsgefangene in den Minen. Daneben warb Belgien Gastarbeiter aus Italien, Polen oder Ungarn an. Ihr Alltag war geprägt von harter Arbeit und Leid. Bis heute erinnert ein Museum im Bois du Cazier in Charleroi an die Katastrophe von Marcinelle, bei der im August 1956 mehr als 260 Kumpel ums Leben kamen. In der Lütticher Blegny-Mine bringt eine Erinnerungsstätte den Besuchern den harten Arbeitsalltag näher.
“Kohle-Route” von Bergwerk zu Bergwerk
“Wir verpflichten uns, die Wirkungsstätten für zukünftige Generationen zu bewahren und ihnen die Geschichte zu vermitteln”, erklärt Daisy Vansteene von Museum Bois-du-Luc in La Louvière. Die ehemaligen Zeche Grand-Hornu in Mons hat innovative Wege eingeschlagen: Das Bergwerk beherbergt heute ein Museum für moderne Kunst. In Zukunft sollen die vier ehemaligen Abbaugebiete verstärkt touristisch genutzt werden. Eine neue „Kohle-Route“ soll alle Bergwerke mit einander verbinden.
Die wallonischen Bergwerke sind nicht die einzigen Kulturschätze des Königreiches. Auf der Liste der UNESCO finden sich unter anderem bereits die Grand’Place in Brüssel, die historische Altstadt von Brügge, die flämischen Beginenhöfe, die Schiffshebewerke am Canal du Centre, die Liebfrauenkathedrale in Tournai, die Feuersteinminen bei Spiennes oder das Plantin-Moretus-Museum in Antwerpen.
Von Christoph Niekamp
Foto: Ulrich M. Alexander
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